Die Dämonen
Nikolajewna.«
»So so! Aber weshalb sollte sie zu ihm herauskommen? Und noch dazu bei solchem Regen ... Ist das ein Dummkopf!«
»Sie wird sogleich zu ihm hinausgehen.«
»Ach! Das ist ja eine merkwürdige Nachricht! Also... Aber hören Sie, jetzt hat sich doch die Lage der jungen Dame vollständig geändert: was soll ihr jetzt Mawriki Nikolajewitsch? Sie sind ja jetzt ein freier Witwer und können sie gleich morgen heiraten. Sie weiß es noch nicht, – überlassen Sie es mir, und ich werde Ihnen sofort alles in Ordnung bringen. Wo ist sie denn? Man muß doch auch sie erfreuen.«
»Erfreuen?«
»Und ob! Lassen Sie uns zu ihr gehen!«
»Und Sie glauben, sie wird nicht erraten, wie es sich mit diesen drei Leichen verhält?« fragte Stawrogin und kniff in besonderer Weise die Augen zusammen.
»Natürlich wird sie es nicht erraten,« erwiderte Peter Stepanowitsch, wie wenn er der größte Dummkopf wäre; »denn was die Gerichte anlangt... Ach, Sie! Und wenn sie es auch erriete! Von den Weibern läuft all so etwas leicht ab; Sie kennen die Weiber noch nicht! Abgesehen davon, daß es jetzt sehr in ihrem Interesse liegt, Sie zu heiraten, weil sie sich doch arg in der Leute Mäuler gebracht hat, abgesehen davon habe ich ihr etwas von dem ›Nachen‹ gesagt und mich überzeugt, daß man mit dem ›Nachen‹ auf sie einwirken kann; da sieht man also, von welchem Kaliber dieses Mädchen ist. Seien Sie unbesorgt: sie wird über diese Leichen mit Leichtigkeit hinwegschreiten, – um so mehr, da Sie vollständig, vollständig schuldlos sind, nicht wahr? Sie wird sich diese Leichen nur aufheben, um Sie nachher, so etwa im zweiten Jahre der Ehe, damit zu peinigen. Jede Frau, die zum Altare geht, legt sich in dieser Weise etwas aus der Vergangenheit ihres Mannes als Reservewaffe hin. Aber dann wird ja ... was wird nach einem Jahre sein? Ha-ha-ha!«
»Wenn Sie in einem Wagen hergekommen sind, so bringen Sie sie sogleich zu Mawriki Nikolajewitsch. Sie hat soeben gesagt, daß sie mich nicht leiden kann und von mir weggehen will, und wird natürlich von mir keinen Wagen annehmen.«
»Nun sehe mal einer an! Will sie wirklich fort? Wie hat denn das kommen können?« fragte Peter Stepanowitsch mit etwas dummem Gesichte.
»Sie hat in dieser Nacht auf irgendeine Weise erraten, daß ich sie gar nicht liebe ... was sie natürlich immer schon gewußt hat.«
»Aber lieben Sie sie denn etwa nicht?« fiel Peter Stepanowitsch mit einer Miene grenzenlosen Erstaunens ein. »Aber wenn es so ist, warum haben Sie sie denn gestern, als sie hereinkam, bei sich behalten und ihr nicht als anständiger Mensch offen gesagt, daß Sie sie nicht lieben? Das ist ja furchtbar gemein von Ihnen; und in welchem gemeinen Lichte haben Sie mich da vor ihr erscheinen lassen?«
Stawrogin lachte auf einmal auf.
»Ich lache über meinen Affen,« fügte er sogleich zur Erklärung hinzu.
»Ach, Sie haben es erraten, daß ich den Clown gespielt habe!« rief Peter Stepanowitsch, ebenfalls höchst vergnügt lachend. »Ich wollte Sie erheitern! Denken Sie sich, ich habe gleich, als Sie zu mir herauskamen, Ihnen am Gesichte angesehen, daß es bei Ihnen ein Malheur gegeben hat. Vielleicht ist es sogar ein völliger Mißerfolg, wie? Na, ich wette darauf,« rief er, sich vor Entzücken fast beim Reden verschluckend, »daß Sie die ganze Nacht über im Saale nebeneinander auf Stühlen gesessen und die ganze kostbare Zeit damit zugebracht haben, über irgendeinen hohen, edlen Gegenstand zu disputieren ... Na, verzeihen Sie, verzeihen Sie; was geht es mich an? Ich habe ja schon gestern bestimmt gewußt, daß es bei Ihnen mit einer Dummheit enden würde. Ich habe sie Ihnen einzig und allein hergebracht, um Sie zu amüsieren, und um Ihnen zu beweisen, daß Sie sich in der Verbindung mit mir nicht langweilen werden; ich werde Sie noch dreihundertmal in dieser Weise regalieren; ich bin überhaupt andern Leuten gern gefällig. Wenn Sie sie aber jetzt nicht gebrauchen können, worauf ich gerechnet hatte, und in welcher Voraussetzung ich hierher gefahren bin, dann ...«
»Also haben Sie sie nur zu meinem Amüsement hergebracht?«
»Wozu denn sonst?«
»Nicht, um mich dazu zu veranlassen, meine Frau zu töten?«
»Na so etwas! Haben Sie sie denn etwa getötet? Wie tragisch Sie die Sache auffassen!«
»Ganz gleich; Sie haben sie getötet.«
»Ich sollte sie getötet haben? Ich sage Ihnen, ich habe nicht das geringste damit zu tun. Aber Sie fangen an, mich zu beunruhigen
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