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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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müssen hier gehen, nicht am Garten vorbei; und zweitens können Sie jedenfalls unmöglich zu Fuß gehen; bis zu Ihrer Wohnung sind drei Werst, und Sie haben nicht einmal einen Mantel. Wenn Sie nur einen Moment warten wollten. Ich bin in einer Droschke gekommen; die steht jetzt auf dem Hofe; ich will sie sofort vorfahren lassen, Sie hineinsetzen und nach Hause bringen, ohne daß es jemand gewahr wird.«
    »Wie gut Sie sind,« sagte Lisa freundlich.
    »Aber ich bitte Sie, in solchem Falle würde jeder human denkende Mensch an meiner Stelle ebenso ...«
    Lisa sah ihn an und war erstaunt.
    »Ach, mein Gott, ich dachte, es wäre immer noch der alte Mann.«
    »Hören Sie, ich freue mich sehr, daß Sie die Sache so auffassen; denn das alles ist doch ein ganz törichtes Vorurteil. Und wenn Sie nun einmal durchaus fortwollen, wäre es da nicht das Beste, wenn ich diesem alten Manne beföhle, die Equipage anspannen zu lassen? Das dauert nur zehn Minuten, und wir kehren unterdes zurück und warten an der Haustür, wie?«
    »Ich will vorher ... wo sind die Ermordeten?«
    »Ach, das ist nun wieder einmal so ein Einfall! Das hatte ich doch gefürchtet! Nein, diese Torheit wollen wir lieber unterlassen; und es ist für Sie auch nichts daran zu sehen.«
    »Ich weiß, wo sie sind; ich kenne das Haus.«
    »Nun, was tut das zur Sache, daß Sie das Haus kennen! Ich bitte Sie, der Regen, der Nebel ... ich habe die heilige Verpflichtung übernommen! ... Hören Sie, Lisaweta Nikolajewna, eins von beiden: entweder Sie fahren mit mir in der Droschke; dann warten Sie hier ein bißchen, und gehen Sie keinen Schritt weiter vorwärts; denn wenn wir noch zwanzig Schritte weiter gehen, so sieht uns Mawriki Nikolajewitsch unfehlbar.«
    »Mawriki Nikolajewitsch! Wo ist er? Wo ist er?«
    »Nun, wenn Sie mit ihm gehen wollen, so will ich Sie meinetwegen noch ein bißchen weiterführen und Ihnen zeigen, wo er sitzt, und dann meinerseits mich Ihnen empfehlen; ich möchte ihm jetzt nicht nahe kommen.«
    »Er wartet auf mich, o Gott!« rief sie, plötzlich stehen bleibend, und dunkle Röte übergoß ihr Gesicht.
    »Aber ich bitte Sie, wenn er ein vorurteilsloser Mensch ist! Wissen Sie, Lisaweta Nikolajewna, das ist ja alles nicht meine Sache; ich bin dabei ganz unbeteiligt, und Sie wissen das selbst; aber ich wünsche Ihnen dennoch alles Gute ... Wenn es uns mit unserm ›Nachen‹ nicht geglückt ist, sondern es sich herausgestellt hat, daß er nur ein alter, morscher Kahn ist, der nur zum Zerschlagen taugt...«
    »Ach, wundervoll!« rief Lisa.
    »›Wundervoll‹ sagen Sie; aber dabei fließen Ihnen die Tränen nur so. Hier ist Mannhaftigkeit vonnöten. Die Frau darf hinter dem Manne in keiner Hinsicht zurückbleiben. In unserm Zeitalter, wo die Frau ... pfui Teufel!« (Peter Stepanowitsch hätte beinah ausgespuckt.) »Die Hauptsache aber ist: sich über nichts grämen; vielleicht wird sich alles noch vorzüglich gestalten. Mawriki Nikolajewitsch ist ein Mensch, der ... mit einem Worte, ein Mensch von tiefem Gefühl, wenn er auch nicht gesprächig ist, was übrigens ebenfalls gut ist, natürlich unter der Voraussetzung, daß er keine Vorurteile hat ...«
    »Wundervoll, wundervoll!« rief Lisa unter krampfhaftem Lachen.
    »Aber, zum Teufel ... Lisaweta Nikolajewna,« redete Peter Stepanowitsch weiter, der auf einmal sehr pikiert tat, »ich bin ja eigentlich nur Ihretwegen hier... mich persönlich geht es ja nichts an ... Ich habe Ihnen gestern gedient, als Sie das selbst wollten; und heute ... Na, von hier ist Mawriki Nikolajewitsch zu sehen; da sitzt er; er sieht uns nicht. Wissen Sie, Lisaweta Nikolajewna, haben Sie ›Polinka Sachs‹ gelesen?«
    »Was ist das?«
    »Das ist eine Novelle 1 , ›Polinka Sachs‹. Ich habe sie gelesen, als ich noch Student war ... Da hat ein sehr vermögender Beamter namens Sachs seine Frau wegen Untreue in seiner Sommerwohnung eingesperrt ... Aber zum Teufel mit diesen Dummheiten! Sie werden sehen, daß Mawriki Nikolajewitsch, noch ehe Sie nach Hause kommen, Ihnen einen Heiratsantrag macht. Er sieht uns noch nicht.«
    »Ach, er soll mich auch nicht sehen!« rief Lisa wie eine Unsinnige. »Kommen Sie weg, kommen Sie weg! In den Wald, aufs Feld!«
    Sie lief zurück.
    »Lisaweta Nikolajewna, was ist das für ein Kleinmut!« rief Peter Stepanowitsch, ihr nachlaufend. »Warum wollen Sie, daß er Sie nicht sieht? Im Gegenteil, sehen Sie ihm gerade und stolz in die Augen ... Wenn Sie sich etwa deswegen genieren ... wegen der

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