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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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im Verdacht haben Sie mich vielleicht, wie? Wenn Sie die ganze Wahrheit wissen wollen: sehen Sie, es war mir wirklich der Gedanke durch den Kopf gegangen, – Sie selbst hatten ihn mir eingegeben, nicht im Ernst, sondern um mich zu necken (denn im Ernst würden Sie einem so etwas nicht eingeben), – aber ich konnte mich nicht dazu entschließen und hätte mich um keinen Preis dazu entschlossen, nicht für hundert Rubel, – und es ist auch keinerlei Vorteil dabei, das heißt für mich, für mich ...« (Er hastete gewaltig und redete wie eine Windklapper.) »Aber nun sehen Sie dieses Zusammentreffen der Umstände: ich habe aus meinen Mitteln (hören Sie wohl, aus meinen Mitteln; von Ihrem Gelde war auch nicht ein Rubel dabei, und vor allen Dingen, Sie wissen das ja selbst), ich habe diesem verdrehten Trunkenbolde, dem Lebjadkin, schon vorgestern abend zweihundertdreißig Rubel gegeben, – hören Sie wohl, vorgestern, nicht erst gestern nach der Vorlesung; beachten Sie das wohl: das ist ein sehr wichtiges Zusammentreffen; denn ich wußte ja damals noch nicht bestimmt, ob Lisaweta Nikolajewna zu Ihnen kommen würde oder nicht; ich gab aber mein eigenes Geld einzig und allein deshalb hin, weil Sie sich vorgestern so vorzüglich benommen und den Einfall gehabt hatten, allen Leuten Ihr Geheimnis zu enthüllen. Nun, da menge ich mich nicht hinein ... das ist Ihre Sache ... Sie haben nun einmal so etwas Ritterliches ... aber ich muß gestehen, ich war erstaunt, wie betäubt. Aber da mir diese Tragödien gar sonderlich mißbehagten (notabene, ich rede im Ernst, wenn ich auch einen altväterischen Ausdruck gebrauche), da das alles schließlich meinen Plänen schadet, so nahm ich mir vor, die Lebjadkins um jeden Preis und ohne Ihr Vorwissen nach Petersburg abzuschieben, um so mehr, da er auch selbst dorthin strebte. Nur einen Fehler habe ich dabei begangen: ich habe ihm das Geld gegeben, als ob es von Ihnen käme; war das ein Fehler oder nicht? Vielleicht war es gar kein Fehler, wie? Nun, hören Sie jetzt, hören Sie, wie sich das alles gestaltet hat...«
    Im Eifer der Rede war er ganz dicht an Stawrogin herangekommen und griff, ohne es selbst zu merken, nach dem Brustaufschlag seines Rockes (vielleicht tat er es auch absichtlich). Stawrogin schlug ihn mit einer kräftigen Bewegung auf die Hand.
    »Aber was haben Sie denn ... lassen Sie das doch... Sie können einem ja die Hand zerschlagen... Die Hauptsache ist, wie sich das alles gestaltete,« plapperte er von neuem los, ohne sich über den Schlag im geringsten zu wundern. »Ich übergebe ihm also am Abend das Geld, damit er und seine Schwester am andern Tage frühmorgens abfahren; ich gebe dem Schurken Liputin den Auftrag, ihn selbst in den Wagen zu setzen und fortzuspedieren. Aber der Lump, der Liputin, wollte dem Publikum seine albernen Streiche vormachen – vielleicht haben Sie davon gehört? Bei der Vorlesung? Hören Sie nur, hören Sie nur: die beiden trinken zusammen und machen ein Gedicht, das zur Hälfte von Liputin herrührt; dieser zieht dem Hauptmann einen Frack an und redet mir vor, er habe ihn schon am Morgen fortgeschafft, hält ihn aber in einem Hinterzimmer versteckt, um ihn dann auf die Estrade zu stoßen. Aber der hatte sich in der Geschwindigkeit unerwarteterweise betrunken. Dann folgte der bekannte Skandal; dann brachte man ihn halbtot nach Hause; dabei aber nahm ihm Liputin im stillen zweihundert Rubel weg und ließ ihm nur das kleinere Geld. Aber unglücklicherweise hatte Lebjadkin, wie sich herausstellt, schon am Morgen die zweihundertdreißig Rubel aus der Tasche hervorgeholt, damit geprahlt und sie an einer Stelle gezeigt, wo er das besser unterlassen hätte. Und da Fedka nur darauf lauerte und bei Kirillow so etwas gehört hatte (Sie erinnern sich wohl, daß Sie darauf hindeuteten), so entschloß er sich, die Gelegenheit zu benutzen. Da haben Sie die ganze Wahrheit. Ich freue mich wenigstens darüber, daß Fedka kein Geld gefunden hat; der Schuft hatte ja auf tausend Rubel gerechnet! Er hat es eilig gehabt und, wie es scheint, über die Feuersbrunst selbst einen Schreck bekommen ... Glauben Sie mir: als ich diese Feuersbrunst sah, war es mir, als ob mich jemand mit einem Knittel über den Kopf schlüge. Nein, weiß der Teufel, was das vorstellen sollte! Das ist eine Eigenmächtigkeit ... Sehen Sie, ich will Ihnen, von dem ich so viel erwarte, nichts verheimlichen: nun ja, in meinem Kopfe war schon längst so ein Gedanke an Feuer herangereift, da

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