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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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zitterte und war nicht imstande zu sprechen.
    »Sie haben eine Szene aufgeführt; nun genug!« sagte Peter Stepanowitsch und ließ ebenfalls die Waffe sinken. »Ich wußte, daß Sie nur schauspielerten; aber wissen Sie, Sie liefen dabei Gefahr: ich konnte losdrücken.«
    Er setzte sich ziemlich ruhig auf das Sofa und goß sich Tee ein, wobei ihm die Hand allerdings ein wenig zitterte. Kirillow legte den Revolver wieder auf das Fensterbrett und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Ich werde nicht schreiben, daß ich Schatow getötet hätte, und ... ich werde jetzt überhaupt nichts schreiben. Es wird kein Schriftstück geben.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Was für eine Gemeinheit und was für eine Dummheit!« rief Peter Stepanowitsch, ganz grün vor Bosheit. »Ich hatte mir das übrigens vorhergedacht. Bilden Sie sich nicht ein, daß Sie mich damit überrumpeln! Aber wie Sie wollen! Wenn ich Sie mit Gewalt zwingen könnte, so würde ich es tun. Übrigens sind Sie ein Schuft,« fuhr Peter Stepanowitsch fort, der immer mehr die Herrschaft über sich verlor: »Sie haben uns damals um Geld gebeten und alles mögliche versprochen ... Aber ich will doch nicht ganz resultatlos weggehen; ich will wenigstens mit ansehen, wie Sie sich eine Kugel vor den Kopf schießen.«
    »Ich will, daß Sie sofort weggehen,« sagte Kirillow und stellte sich ihm fest gegenüber.
    »Nein, das tue ich bestimmt nicht,« versetzte Peter Stepanowitsch und griff wieder nach dem Revolver. »Jetzt kommt Ihnen womöglich aus Bosheit und Feigheit in den Sinn, alles aufzuschieben und morgen hinzugehen und zu denunzieren, um wieder ein Stück Geld zu bekommen; denn dafür bezahlt ja die Behörde Geld. Hol Sie der Teufel; solche Subjekte, wie Sie, sind zu allem fähig! Aber seien Sie unbesorgt; ich habe alles vorhergesehen: ich gehe nicht fort, ehe ich Ihnen nicht mit diesem Revolver ein Loch in den Schädel gemacht habe, wie dem Schuft Schatow, wenn Sie selbst feige sind und die Ausführung Ihrer Absicht aufschieben; hol Sie der Teufel!«
    »Sie wollen unbedingt auch mein Blut sehen?«
    »Nicht aus Bosheit; begreifen Sie das doch, daß es mir ganz gleichgültig ist! Ich will es, um für unsere Sache unbesorgt sein zu können. Auf einen Menschen kann man sich nicht verlassen; das sehen Sie selbst. Ich habe kein Verständnis dafür, woher bei Ihnen die phantastische Idee, sich das Leben zu nehmen, stammt. Ich habe sie Ihnen nicht ersonnen, sondern Sie selbst, noch vor der Bekanntschaft mit mir, und Sie haben davon nicht zuerst mir, sondern Mitgliedern im Auslande Kenntnis gegeben. Und wohl zu beachten: niemand von ihnen hat Sie ausgeforscht, niemand von ihnen hat Sie überhaupt gekannt; sondern Sie selbst sind aus Gefühlsüberschwenglichkeit gekommen und haben Ihr Herz ausgeschüttet. Nun, was sollen wir anfangen, wenn dies gleich damals mit Ihrer Zustimmung und auf Ihren Vorschlag (wohl zu beachten: auf Ihren Vorschlag) zur Basis eines bestimmten Planes für die hiesigen Operationen gemacht wurde, eines Planes, dessen Umänderung jetzt nicht mehr möglich ist? Sie sind schon zu einer Stellung gelangt, in der Sie gar zu viel von unseren Geheimnissen wissen. Wenn Sie es nun mit der Angst bekommen und morgen hingehen und denunzieren, so wird das möglicherweise für uns nicht vorteilhaft sein; meinen Sie nicht auch? Nein, Sie haben sich verpflichtet; Sie haben Ihr Wort gegeben; Sie haben Geld genommen. Das können Sie schlechterdings nicht leugnen ...«
    Peter Stepanowitsch war sehr in Hitze geraten; aber Kirillow hörte schon längst nicht mehr zu. Er ging wieder nachdenklich im Zimmer auf und ab.
    »Mir tut Schatow leid,« sagte er, von neuem vor Peter Stepanowitsch stehen bleibend.
    »Er tut mir ja auch leid, nun ja; und ist denn wirklich ...«
    »Schweigen Sie, Sie Schuft!« brüllte Kirillow und machte eine furchtbare, unzweideutige Bewegung. »Ich schlage Sie tot!«
    »Nun, nun, nun, ich habe gelogen; ich gebe es zu; er tut mir gar nicht leid; nun, lassen Sie es gut sein, lassen Sie es gut sein!« sagte Peter Stepanowitsch, indem er ängstlich aufsprang und die Hand vor sich hinstreckte.
    Kirillow wurde plötzlich wieder ruhig und nahm seine Wanderung wieder auf.
    »Ich werde es nicht aufschieben; ich will mir gerade jetzt das Leben nehmen: alle Menschen sind Schufte!«
    »Na, sehen Sie; das ist ein Gedanke; allerdings sind alle Menschen Schufte, und da es für einen ordentlichen Menschen ekelhaft ist, auf der Welt zu leben, so ...«
    »Sie Dummkopf;

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