Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
reichte. Vielleicht sah sich der Papst jeden Morgen beim Kaffee das Buch an. Was bedeutete, dass er eines Tages vielleicht auf Rileys Namen stoßen und feststellen würde, wie viele Dämonen sie gefangen hatte.
Das ist ja cool.
26. Kapitel
Bei weniger Autos sollte es doch eigentlich mehr Parkplätze geben. Doch das entsprach nicht Rileys Erfahrung. Auf der räuberischen Suche nach neuen Einnahmequellen war die Stadt auf die Idee gekommen, freie Parkplätze in der Peachtree Street gegen eine monatliche Gebühr in improvisierte Läden umzuwandeln. Dadurch hatte Riley Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden. Während sie darauf wartete, dass ein blauer Van entladen wurde, damit sie in die Lücke konnte, holte Riley den braunen Umschlag hervor und blätterte die Papiere durch. Peter hatte die Seiten in mehrere Stapel unterteilt und mit stabilen Klammern zusammengeheftet. Riley studierte den ersten Stapel und hob ab und zu den Kopf, um zu sehen, wie weit das Entladen vorangeschritten war.
»Die Geschichte des Weihwassers«
Ihr Vater hatte sich eines Themas nie nur halbherzig angenommen, und er war von diesem Vorgehen auch nicht abgewichen, als es um die heilige Flüssigkeit ging. Sie hielt einen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Bericht über Legenden und Volksglauben rund um das Weihwasser in den Händen. Er hatte Wunder aufgelistet, die dem heiligen Wasser zugeschrieben wurden, Altweibergeschichten über seine Einsatzmöglichen zitiert und sogar eine Graphik erstellt, die anzeigte, wo das Weihwasser im Großraum Atlanta hergestellt und wie es vertrieben wurde.
Riley überprüfte den Van – er wurde immer noch entladen – und wandte sich wieder dem Text zu. Der Hersteller vor Ort, Celestial Supplies, produzierte Weihwasser in einer Fabrikanlage in Doraville. Von dort aus gelangte es zu einem amtlich zugelassenen Großhändler, der mehrere Läden in der Stadt belieferte. Jede einzelne Halbliter-, Zwei- und Fünfliterflasche mit dem heiligen Wasser bekam ein Mehrwertsteuersiegel und wurde durch eine Chargennummer registriert.
»Und warum interessieren wir uns dafür?«, sagte Riley laut und runzelte die Stirn. Möglicherweise hatte ihr Dad vorgehabt, einen wissenschaftlichen Bericht oder so etwas zu schreiben. »Aber wer würde das lesen?« Sie musste zugeben, dass ein paar der Sagen und Legenden ganz spannend waren, aber der Rest war zum Gähnen langweilig.
Weiter hinten entdeckte sie seitenlange Zahlenreihen. Es handelte sich um eine Bestandsliste von Celestial Supplies, in der jede einzelne Charge Weihwasser aufgeführt war, die in den letzten sechs Monaten produziert worden war.
»Hui!«, sagte sie und verdrehte die Augen. Das führte zu nichts. Sie blickte auf und sah, wie ein stämmiger Kerl die hintere Tür des Vans zumachte und abschloss. Er sprang in die Fahrerkabine und parkte aus.
»Meiner!«, grinste Riley.
Sie trottete am Westin vorbei, einem der wenigen Hotels im Stadtzentrum, die noch geöffnet waren. Raucher standen in Grüppchen vor der Eingangstür und qualmten eine Zigarette. Neben einem von ihnen stand eine Untote und hielt seine Aktentasche. Der lebende Typ steckte in einem teuren Anzug und sprach wie ein Schnellfeuergewehr in sein Handy. Dabei ging er hin und her, einen langen Schwanz aus Zigarettenqualm hinter sich lassend.
Rileys Blick traf den der Wiederbelebten, einer kleinen Lateinamerikanerin mit schwarzer Hose und weißem T-Shirt. Die Kombination kam gar nicht gut bei ihrer grauen Haut. Das Haar wurde von einer Spange zurückgehalten, und sie sah unglaublich traurig aus. Vielleicht war sie vorher die Sekretärin von dem Typ gewesen, und er wollte sie nicht austauschen. Wie auch immer, jetzt war sie seine Sklavin.
Das muss echt übel sein.
Riley schenkte der Frau ein mitfühlendes Nicken. Die Untote erwiderte die Geste. Das überraschte sie. Normalerweise starrten sie mit leerem Blick in die Welt. Der Besitzer der Frau gestikulierte, und sie trat näher, öffnete den Aktenkoffer, damit er den Inhalt inspizieren konnte. Er wählte ein Bündel Papiere und nahm seine Wanderung wieder auf, wobei er alle anderen um sich herum ignorierte.
Es tut mir leid
, formte Riley mit den Lippen. Sie erhielt keine Antwort.
An der Kreuzung Baker Ecke Peachtree fehlte die Ampel. Fahrräder und Mopeds schossen an ihr vorbei, und ein Fahrer fuhr ihr beinahe die Zehen platt. Zumindest waren in der Innenstadt keine Pferde mehr erlaubt, da niemand durch den Dung waten wollte.
Ein
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