Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Lippen.
»Mehr?«, fragte er und beobachtete aufmerksam ihre Reaktion.
»Mehr.«
Der nächste Kuss dauerte länger. Riley spürte ein warmes Gefühl in ihrer Brust, und dann noch tiefer. Er zog sie enger an sich, schob eine Hand unter ihre Jacke, ihren Pullover. Er presste die flache Hand gegen ihr Kreuz. Es fühlte sich wundervoll an, und sie wollte nicht, dass er aufhörte.
»Wenn Harper uns erwischt«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Dann werden wir beide die nächsten Monate Dämonenmist schaufeln«, antwortete sie.
Der nächste Kuss wurde intensiver, drängender, verlangender. Es gab keinen Raum mehr zwischen ihnen, und sie spürte, dass er ihre Verbundenheit genoss. Riley hörte ihn stöhnen. Widerstrebend lösten sie sich voneinander.
Simon seufzte. »Welch eine Versuchung.«
»Aber ich bin es wert, war es nicht so?«
Das funkelnde Blau seiner Augen verriet ihr, dass sie recht hatte. Sie setzten sich auf die Stufen der Feuertreppe. Zufrieden schmiegte sie sich an seine Schulter, und Simon legte einen Arm um sie und zog sie näher zu sich heran.
»Ich mag dich echt sehr gerne, Riley«, sagte er. »Für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist.«
»Gut zu wissen«, sagte sie. »Das gehörte zu meinem hinterlistigen Plan.«
»Was immer das für ein Plan ist, er funktioniert.«
Ein paar Minuten lang schwiegen sie, waren einander einfach nur nahe. Sie konnte seinen Herzschlag hören. Er war beinahe normal. Andere Jungs hätten vielleicht versucht, sie zu irgendetwas zu drängen, das sie nicht wollte, hätten zu schnell zu viel gewollt. Nicht so Simon.
Deswegen habe ich dich so gern.
Als die Stille unerträglich wurde, fragte sie: »Warum willst du Dämonenfänger werden?«
»Es ist ein heiliger Kreuzzug«, erwiderte er ohne Zögern. »Es ist, als wäre ich ein Priester. Ich kämpfe gegen die Mächte des Bösen.«
Die Kraft in seiner Stimme bewies, dass er jedes Wort davon glaubte. Das passte, denn in Simons Welt gab es nur Schwarz und Weiß, falsch oder richtig.
»Ich habe dich verärgert, nicht wahr?«, fragte er, ruhiger diesmal. »Das passiert mir oft, wenn ich zu viel von Religion rede.«
»Es ist nur …« Sie zögerte. »Die Dämonen, zum Beispiel. Zwischen einer Elster und einem Geo-Dämon besteht doch ein Riesenunterschied.«
Simon schüttelte den Kopf. »Sie sind beide Luzifers Handlanger. Es spielt keine Rolle, ob der eine weniger gefährlich ist als der andere. Sie müssen vernichtet werden.«
»Selbst eine Elster? Ich meine, sie sind nicht wirklich bösartig.« Der Dämon, der in ihrer Wohnung herumhuschte, war eigentlich sogar ziemlich niedlich, so niedlich Diebe eben sein können. Plötzlich fügte sich eins zum anderen. »Du willst ein Jäger werden und für den Vatikan arbeiten, stimmt’s?«
Er lehnte sich zurück und musterte sie, als wollte er prüfen, ob er ihr ein großes Geheimnis anvertrauen konnte.
»Das stimmt. Aber es wäre mir lieb, wenn du meine Pläne niemand anderem gegenüber erwähntest. Vor allem nicht Harper gegenüber.«
»Keine Sorge.« Die Rivalität zwischen Fängern und Jägern währte schon lange, seit Jahrhunderten. Sie fingen Dämonen, Jäger töteten sie. Doch das war nicht alles. Jäger hatten das Recht, jeden zu verhaften, anzuklagen und hinzurichten, der einen Pakt mit Luzifer geschlossen hatte. Manchmal traf es einen Fänger, was die Beziehung zwischen beiden Gruppen nicht gerade verbesserte. Es kam nicht besonders häufig vor, aber die Jäger besaßen diese Macht, und alle Fänger wussten das.
Sie betrachtete Simon ernst und versuchte, sich über ihre Gefühle ihm gegenüber klarzuwerden. Er wirkte so sanft, so nachdenklich, aber so waren Dämonenjäger nie und nimmer.
»Könntest du jemanden töten, wenn du der Meinung wärst, er würde für die Hölle arbeiten?«
Zu ihrer Erleichterung bekam sie kein »Ja sicher, kein Problem, sie verdienen es zu sterben« zur Antwort. Stattdessen konnte sie sehen, wie ihm diese Frage zu schaffen machte.
»Möglicherweise«, erklärte er mit gerunzelter Stirn.
»Selbst ein kleines Kind? Könntest du das tun?«, fragte sie und fürchtete sich vor der Antwort. Verbarg sich da womöglich ein herzloses Ungeheuer in seinem Inneren?
Simons Gesicht verdüsterte sich. »Ich weiß nicht.« Er zog sie wieder eng an sich. »So viele Fragen. Du bringst mich ins Grübeln, ob ich wirklich weiß, was ich im Leben will. Außer dich natürlich.«
Rileys Herzschlag verdoppelte sein Tempo. Sie trieben diese
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