Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
sich angeregt. Keiner von beiden sah besonders glücklich aus. Beck gestikulierte lebhaft, und sie meinte, ein, zwei Flüche zu hören.
Simon verabschiedete sich. »Ich gehe dann mal besser. War nett, mit dir zu reden, Riley«, sagte er.
»Mit dir auch, Simon.« Er schenkte ihr ein leises Lächeln. Kurz bevor er die Straße überquerte, schaute er sich noch einmal zu ihr um. Sie winkte, und das Lächeln wurde breiter.
Er ist echt süß.
Riley hüpfte in den Truck, um den Biblio zu holen, dem sie die ganzen Probleme zu verdanken hatte. Die Taschenlampe im Handschuhfach war immer noch an und leuchtete hinter den Rändern der Klappe hervor. Hastig schaltete sie das Licht aus und schnappte sich ihre Botentasche.
»Wie ich sehe, hat Simon dir Gesellschaft geleistet«, sagte ihr Vater, als er näher kam. »Ich bin froh, dass er nach dir gesehen hat.«
Daraufhin fühlte sie sich besser. Wenn ihr Vater den Lehrling mochte, war er vermutlich in Ordnung.
»Also? Wie lautet das Urteil?«, fragte sie und ballte die Hände zu Fäusten, um sich gegen schlechte Nachrichten zu wappnen. Die Hand, in die der Dämon sie gebissen hatte, fing prompt an zu pochen. »Sie haben mich rausgeschmissen, stimmt’s?«
»Bis auf weiteres bist du immer noch mein Lehrling«, erklärte ihr Dad. »Das Video hat sie überzeugt, dass noch ein anderer Dämon dabei war, einer, den du noch nicht bändigen konntest. Wenn es allerdings noch einmal Probleme gibt, fliegst du.«
Sie verschwiegen ihr etwas. »Und?«, drängte sie.
Ihr Dad und Beck wechselten Blicke.
»Ich würde dann ebenfalls bestraft«, erwiderte ihr Dad. »Wenn du rausfliegst, darf ich ein Jahr lang keinen anderen Lehrling annehmen.«
»Das war Harpers kleine Bombe aus dem Hinterhalt«, knurrte Beck. »Elender Bastard.«
Riley war fassungslos. Ihr Dad war der geborene Lehrer, egal ob er Geschichte an der Schule unterrichtete oder einen neuen Fänger ausbildete. Er würde nicht nur seine einzige Freude im Leben verlieren, sondern auch das Gehalt, das die Zunft für die Ausbildung von Dämonenfängern zahlte. Das Geld, von dem sie ihre Einkäufe bezahlten. Kein Lehrling, kein Essen. So einfach war das.
»Was zählt, ist, dass du immer noch in der Zunft bist. Über den Rest können wir uns später noch Sorgen machen.« Ihr Dad legte einen Arm um sie. »Komm, ich bring dich nach Hause.«
»Stimmt, ich habe gehört, sie müsste noch Hausaufgaben machen«, zog Beck sie auf.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, machte sich jedoch nicht die Mühe zu antworten. Er war das Geringste ihrer Probleme.
*
Als sie vom Parkplatz des Grounds-Zero-Cafés fuhren, beschlug das Seitenfenster vom Dampf der heißen Schokolade. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte Riley sich wohl. Obwohl sie einräumen musste, dass es nicht allein am heißen Getränk lag. Sie war mit ihrem Dad zusammen, und dann fühlte sie sich immer besser. Doch dieses Gefühl würde nicht lange anhalten. Sobald sie zu Hause waren, würde er wieder mit Beck in die Nacht hinausziehen, um Dämonen zu jagen. Sie versuchten schon seit einiger Zeit, drüben in Five Points einen Dreier zu fangen, doch er entwischte ihnen ständig. Jetzt war es für sie beide eine Frage der Ehre.
Riley wusste, dass es selbstsüchtig war, ihrem Vater zu grollen, weil er die ganze Zeit unterwegs war. Ihr war klar, dass sie das Geld brauchten, aber manchmal sehnte sie sich danach, mehr Zeit mit ihm zu verbringen – selbst wenn sie dabei Dämonen hinterherjagten. Aber das würde nicht geschehen, ehe sie nicht gelernt hatte, es mit einem Dreier aufzunehmen. Dann würden sie und ihr Dad ein Team bilden, und Beck musste sich jemand anders suchen. Ob das dem Dorftrottel wohl klar war?
Gedankenverloren zupfte Riley am Loch in ihrer Jeans. Sie würde keine Zeit damit verschwenden, sie zu flicken – zerrissene Jeans waren in Ordnung. Mit der grünen Dämonenpisse dagegen war es etwas anderes. Die bleichte den Jeansstoff aus, und Riley konnte sich absolut keine neue Jeans leisten.
Als sie die heiße Schokolade auf die Mittelkonsole stellte, entdeckte sie neben einem Haufen zerknittertem Kaugummipapier eine Computer- CD . Vermutlich hatte sie etwas mit den Recherchen ihres Vaters über den amerikanischen Bürgerkrieg zu tun. Wenn er etwas freie Zeit erübrigen konnte, was nicht besonders häufig vorkam, ging er in die Bibliothek und benutzte die Computer dort. Sie waren um einiges schneller als das Ding, das sie zu Hause hatten.
»Und, was ist es dieses
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