Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Mal?«, fragte sie und deutete auf die CD . »Geht’s um die Schlacht von Antietam oder die von Kennesaw?«
Die Frage schien ihn zu erschrecken, und hastig stopfte er die CD in seine Tasche. »Wie wär’s damit: Sobald ich das Geld für die Miete zusammen habe, nehme ich mir einen Abend frei. Wir holen uns eine Pizza und sehen uns einen Film an.«
Sie nickte begeistert. »Klingt super! Das würde mir gefallen.«
Jeden Abend.
Dann kam ihr ein Gedanke. »Aber nur wir beide. Ohne Beck.«
»Du magst ihn wohl nicht besonders?«
»Auf dem Weg zum Treffen hat er gesagt, er wolle mir helfen, aber als er da war, hat er nichts gemacht. Er ist ein widerlicher Schleimer.«
Ihr Dad schüttelte den Kopf. »Du siehst nicht den größeren Zusammenhang.«
»Ach ja? Er saß da, trank sein Bier und benahm sich, als sei das Ganze ein Picknick. Du hast gesagt, seine Mom sei eine Säuferin, und wenn er so weitermacht, wird er genauso enden. Ich weiß nicht, was du überhaupt an ihm findest.«
Ihr Dad antwortete nicht, sondern runzelte nur nachdenklich die Stirn. Riley verfluchte sich selbst. Warum mussten sie ausgerechnet über
ihn
streiten?
Vom schlechten Gewissen geplagt fragte sie: »Was hältst du von Simon?«
Ihr Vater schien erfreut, dass sie das Thema wechselte. »Ein ruhiger Junge. Hat einiges auf dem Kasten. Als Fänger geht er ziemlich methodisch vor. Er wird seinen Job gut machen, falls Harper ihm je seinen Gesellenbrief ausstellt.«
»Ich mag ihn.«
»Ich glaube, er mag dich auch. Aber nimm dich bloß vor Harper in acht. Er behandelt den Jungen hart.«
Aus Rileys Handy begann ein Chor aus Grillen zu zirpen. Sie warf einen Blick auf das Display und lächelte. Es war ihr bester Freund. »Hey, Peter. Wie geht’s?«
»Hey, Riley. Ich habe dich im Internet gesehen. Total cool! Die Zahl der Aufrufe bricht sämtliche Rekorde. Du wirst echt noch berühmt!«
Riley stöhnte. Das war genau das, was sie schon immer gewollt hatte – Tausende, Millionen Menschen, die über sie lachten.
Im Hintergrund hörte sie das Klappern einer Tastatur. Peter machte ständig mehrere Sachen gleichzeitig. Im Moment chattete er vermutlich mit ein paar von seinen Kumpels, während er mit ihr telefonierte.
»Es war alles andere als spaßig«, gestand sie ihm.
»Klar, aber du hast das kleine Biest geschnappt. Das ganze Zeugs, das durch die Gegend geflogen ist, sah aus wie bei
Harry Potter
.«
Peter liebte solche Sachen. Er hatte sämtliche Bücher
und
die Filme.
»Wart mal kurz«, sagte er. Sie hörte eine Stimme im Hintergrund. Vermutlich Peters Mom, die wissen wollte, mit wem er gerade sprach. »Okay, da bin ich wieder«, sagte er. »Das war nur die Aufsicht, die sich vergewissert hat, dass ich nicht entwischt bin.«
»Sag mal, Pete, kann ich dich später zurückrufen? Ich bin gerade mit meinem Dad unterwegs, und er muss bald wieder weg, und …«
»Schon kapiert. Ruf mich an, wenn’s dir passt, okay?«, sagte ihr Freund. »Übrigens, du bist immer noch an der Spitze.« Dann war er weg.
Ihr Vater hielt an einem Stoppschild an, während ein alter Mann über die Kreuzung schlurfte. An seinen Einkaufswagen hatte er einen verwahrlosten Hund gebunden, der etwas in seinem Maul mitschleppte.
»Siehst du das?«, fragte ihr Dad.
»Meinst du den alten Mann?«
»Siehst du nicht seine weiße Aura?«
Alles, was sie sah, war ein alter Mann und ein Hund, aber keine helle Silhouette.
»Er ist ein Engel«, erklärte ihr Vater.
»Nie im Leben!«
Riley starrte den Mann an. Er sah genauso aus wie die anderen Obdachlosen in der Stadt. »Ich dachte immer, Engel hätten Flügel und würden Roben tragen oder so.«
»Das tun sie auch. Die guten Engel können aussehen wie wir, es sei denn, sie wollen ihre wahre Gestalt offenbaren.«
Der Mann/Engel erreichte den Gehweg, tätschelte den Hund und schlurfte weiter.
»Es gibt immer mehr von ihnen in Atlanta«, stellte ihr Dad fest.
Etwas in seinem Tonfall ließ Riley aufhorchen. »Sie behalten die Dämonen im Auge. Das ist doch gut, oder nicht?«
Ihr Vater zuckte die Achseln. »Nicht unbedingt.«
»Machen sie wirklich so engelsmäßiges Zeug, wirken Wunder und so was?«
»So heißt es jedenfalls.« Eine Weile schwieg er und konzentrierte sich aufs Fahren. Schließlich fragte er aus heiterem Himmel: »Peter und du, werdet ihr eigentlich jemals zusammenkommen?«
Überrascht von der Frage blinzelte sie.
Was sollte das denn jetzt?
»Äh … nein.«
»Warum nicht? Er ist ein netter Junge.«
»Er
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