Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Lehrer gewesen, nicht so wie Houston, der sogar auf Steine wie eine Schlaftablette wirkte. In einem dieser Kurse hatte sie Beck kennengelernt. Er hatte sie prüfend gemustert, gelacht und sich über ihren Zopf und die knochigen Knie lustig gemacht, ohne zu checken, dass sie die Tochter des Lehrers war.
»Sie machen Witze!«, rief Peter laut.
Riley riss sich zusammen und landete wieder in der Gegenwart. »Was ist?«, fragte sie und rätselte, was sie verpasst hatte. Für Mathematik brachte Peter nie große Begeisterung auf.
»Sie machen diese Schule dicht«, sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf den Lehrer.
Houston hielt einen Stapel Umschläge in den arthritischen Händen. »Das sind eure Zuordnungen. Den nächsten Unterricht habt ihr schon in eurer neuen Schule.«
»Warum wird der Laden hier geschlossen?«, fragte eines der Kids.
»Einfach so«, sagte Houston. Er sah sich um. Überall lagen tote Käfer, und aus einem Kühlregal hing ein Wirrwarr aus bunten Drähten heraus. »Jeder Ort wird besser sein als der hier, Kinder.«
»Hoffentlich hat er recht«, flüsterte Peter.
Ein Briefumschlag landete auf ihrem Pult. Offizielle Neuigkeiten kamen immer in weißen Umschlägen mit sauber getippten Etiketten. Das war bei diesem hier nicht anders.
BLACKTHORNE, RILEY A. (Junior)
Sie schaute hinüber zu Peter, dann rissen sie ihre Umschläge gleichzeitig auf.
»Ich bin jetzt in einer Nachmittagsklasse«, sagte sie.
Wieso das denn?
Sie hatte immer abends Unterricht gehabt.
»Wo?«, fragte Peter und beugte sich rüber, um ihre Mitteilung zu lesen.
»Vierzehnte Straße. Ein altes Starbucks.«
Schweigen.
»Peter?«
Er machte ein langes Gesicht. »Verdammt«, murmelte er und reichte ihr seinen Brief. Der Tag wurde immer übler. Peter war nicht länger in ihrer Klasse. Stattdessen würde er irgendwo in der Ponce de Leon Avenue an einem Ort namens
Kinderparadies
zur Schule gehen!
Riley gab ihm den Brief zurück und versuchte, sich von dieser Nachricht nicht völlig fertigmachen zu lassen. Es misslang.
»Wir waren immer zusammen, seit der Grundschule«, sagte sie.
»Ich könnte vielleicht fragen, ob man das ändern kann …«, begann er. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich wette, Mom steckt dahinter.«
Wenn ja, dann hatte MrsKing eine echt grausame Methode entdeckt, um sie auseinanderzubringen.
Peter setzte seine tapfere Miene auf. »Wir werden jeden Abend nach der Schule telefonieren«, sagte er und versuchte krampfhaft, etwas Positives in dieser Katastrophe zu sehen. »Wir werden uns doppelt so viel zu erzählen haben, du wirst schon sehen.«
»Yeah.« Er versuchte, die Sache schönzureden, aber das funktionierte nicht.
»Riley?«, sagte er. Sie sah ihn an. »Egal was passiert, ich stehe hinter dir.«
Nicht, wenn du am anderen Ende der Stadt bist.
16. Kapitel
Von heftigen Angstgefühlen wie gelähmt, blieb Riley auf dem Fahrersitz hocken. Sie befand sich mitten in der Dämonenhochburg, in der Nähe der U-Bahn-Station. Ihr Dad hatte dieses Viertel eine heruntergekommene Gegend genannt, und damit hatte er nicht übertrieben. So war es allerdings nicht immer gewesen. Als ihre Mom noch gelebt hatte, waren sie an Silvester zum Peach Drop hier gewesen. Damals war es ziemlich cool hier, aber jetzt war die Gegend eine einzige Müllhalde. Wenn sie einen Dämon finden würde, dann hier.
Riley hatte alles, was sie brauchte. Die Ausrüstung ihres Dads und den Spezialbeutel aus Drahtgeflecht, in den sie den Dreier einsperren konnte, wenn sie ihn gefangen hatte. In einem Waffengeschäft in der Trinity Avenue hatte sie fast vierundachtzig Dollar für eine Halbliterflasche Weihwasser und drei Glaskugeln ausgegeben. Nur eine Sache fehlte noch – Mut.
Ich schaffe das.
Seit mindestens zehn Minuten sagte sie sich das immer wieder, seit sie mit Beck telefoniert und ihn angelogen hatte.
Nicht gelogen. Ich
bin
müde
.
Aber sie hatte gelogen, zumindest darüber, dass ihr Unterricht länger dauere und dass sie etwas Schlaf brauche und ob er bis Mitternacht auf das Grab ihres Vaters aufpassen könne?
Er hatte zugestimmt, ohne rumzunerven. Für ihr Gewissen wäre es leichter gewesen, wenn er sich angestellt hätte. Doch stattdessen klang er echt besorgt, und darum lag ihr die Lüge jetzt wie ein Felsklumpen im Magen. Würde denn wirklich die Welt untergehen, wenn sie sich Geld von ihm lieh?
Ja.
Die Zeit verstrich. Riley blieb sitzen.
Sie trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Wäre sie wirklich Paul
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