Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Vollmilch.
Riley zwinkerte ihm zu. »Äh … danke. Ich habe Durst.« Das hatte sie tatsächlich.
»Es ist für deine Arme. Das Fett darin mindert den Juckreiz. Jackson hat mir den Trick verraten, als Harper die Show mit mir abgezogen hat.« Er bedeutete ihr, die Arme auszustrecken und machte sich an die Arbeit.
Es sah albern aus, all die weiße Flüssigkeit, die von ihr in den Kies tropfte. Aber es wirkte. Das Brennen wurde merklich schwächer.
»Kann sein, dass du trotzdem noch ein paar Blasen bekommst, aber das wird nicht so schlimm, als wenn du gar nichts gemacht hättest.« Er reichte ihr die Flasche. »Trink den Rest. Vielleicht wirkt es auch bei innerer Anwendung.«
Sie schluckte den Rest der Milch herunter. »Gut!«
»Genau wie in den Werbespots.« Er warf einen vorsichtigen Blick auf die Lagerhalle. »Erzähl Harper nichts davon. Er wäre stinksauer.«
Sauer, weil du nett zu mir bist? Wie ätzend ist das denn?
»Warum ist er so fies?«
»Ich weiß nicht.« Er nahm die leere Flasche und legte sie in sein Auto. »Geh lieber wieder rein, ehe er aufwacht.«
Als er sich abwandte, berührte sie seinen Arm. »Danke, Simon.«
»Pass auf dich auf, okay?«, sagte er und runzelte besorgt die Stirn.
»Du auch.«
Als sie ins Büro zurückkehrte, schlief Harper immer noch in seinem Sessel. Der Mund stand offen, und er schnarchte. Die leere Whiskeyflasche hatte er achtlos neben den Mülleimer geworfen. Riley stellte den Wischeimer und den Schrubber zurück in die Ecke, wobei sie versuchte, keinen Lärm zu machen. Als er sich nicht rührte, eilte sie aus dem Büro. Die Gesellschaft des stinkenden Dämons war ihr lieber als die ihres neuen Meisters.
23. Kapitel
»Das kenne ich doch«, murmelte Riley und fuhr auf einen Parkplatz in der Nähe der aufgegebenen Starbucks-Filiale. Vor ein paar Jahren war sie einmal mit einem Jungen hier gewesen, als der Coffeeshop noch geöffnet war. Der Typ hinterm Tresen war absolut scharf gewesen. Total cool, wie ein Model. Sie hatte das kurz erwähnt, doch Allan, ihr damaliger Freund, hatte es nicht besonders gut aufgenommen. Damals hatte sie gelernt, dass das männliche Ego und Obst viel gemeinsam hatten: Beides bekommt leicht Dellen.
Kaum war sie aus dem Auto gestiegen, als sie die anderen Kids sah. Es gab drei eindeutige Gruppen plus ein paar Einzelgänger. Vermutlich würde sie irgendwann eine von denen werden.
Wenn Peter doch nur hier wäre.
Er war die einzige Konstante in ihrem Leben, der Freund, der ihr bei den letzten vier Schulwechseln den Übergang erleichtert hatte. Er sah Veränderungen immer als Chance. Für Riley dagegen bedeuteten sie nur Scherereien.
Warum sich Sorgen machen?
In ein paar Monaten würden Die Da Oben ohnehin alle Kids wieder woanders hinschicken, als würden sie einen Satz Spielkarten in die Luft werfen. Die Bildungstypen dachten sich jedes Mal hochtrabende Namen für diese Umstrukturierungen aus, aber im Endeffekt waren es die Schüler, die am meisten darunter zu leiden hatten. Warum also sollte sie sich mit jemandem anfreunden, der in ein paar Monaten ohnehin wieder aus ihrem Leben verschwinden würde? Wenn Riley das Spiel nicht mitspielte, würden die anderen Kids denken, sie sei eingebildet oder schräg drauf oder beides. Aber machte ihr das wirklich etwas aus?
»Nee. Ich werde auch das hier aussitzen«, verkündete sie. Nach allem, was bereits in ihrem Leben geschehen war, war es die Mühe nicht wert.
Die Gruppe in ihrer Nähe bestand ausschließlich aus Mädchen in ihrem Alter. Sie waren besser angezogen als Riley, aber sie konnten nicht aus reichen Familien stammen, sonst würden sie nicht in einem aufgegebenen Coffeeshop zur Schule gehen. Als Riley auf den Eingang zuging, musterte sie die Meute. Das Mädchen in der Mitte, eine hochgewachsene, spindeldürre Brünette mit riesigen braunen Augen und vollen Lippen, war von fünf anderen umringt. Diese blickten zu ihr auf wie Androiden, die auf Befehle warteten. Alle trugen dieselbe Farbe. Ein paar Jahre weiter und ein bisschen Mogelei bei den Möpsen, und das Mädchen im Mittelpunkt könnte für Bilder wie das Poster in Harpers Badezimmer posieren.
Samt Tattoo und allem.
Riley ahnte schon, dass sie nicht beste Freundinnen werden würden.
Das Mädchen deutete auf Rileys Wagen. »Ist das deiner?«
Bin ich nicht gerade erst aus dem Ding ausgestiegen?
»Nein. Ich habe ihn auf dem Weg hierher gestohlen. Meins ist ein rotes Cabrio.«
Eines der anderen Mädchen kicherte, aber sie
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