Die Dämonenfalle
Paula. Ich werde ihn nicht dem Schicksal überlassen, das Sie ihm zugedacht haben.«
»Das Gericht hat entschieden, nicht ich. Das ist das Problem mit diesem Fall – jeder nimmt ihn persönlich. Ich werde niemals persönlich.«
»Das sagen Sie .«
»Also, warum sind Sie hier?«
»Ich möchte Sie um einen persönlichen Gefallen bitten.«
»Ha!«, knurrte sie, als sie sich hinter ihrem Schreibtisch niederließ.
Wilson schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Schauen Sie, Sie brauchen mal eine Pause. Das tun wir alle, nach dem, was wir auf Far Away durchgemacht haben.«
»Mir geht’s inzwischen wieder ganz gut, danke.«
»Die halbe Menschheit begegnet Ihnen derzeit mit unverhohlener Feindseligkeit. Politisch gesehen wäre es klug, wenn Sie sich eine Weile zurückziehen würden. Vielleicht, indem Sie sich vorübergehend etwas anderem zuwenden.«
Paula öffnete den Mund, um etwas zu erwidern.
»Ja!«, rief Kime aus. »Ich weiß, Sie haben außer Ihrer Arbeit nichts anderes, so wurden Sie profiliert. Und genau deshalb bin ich hier. Erinnern Sie sich noch an Michelle Douvoir?«
»Nein.«
»Eine von Jean Douvoirs Töchtern. Sie lebte auf Sligo, als die Prime-Flotte angriff. Sie konnte sich nur mit Mühe und Not retten.«
»Ja, Hoshe war seinerzeit auch dort. Er meinte, es wäre schlimm gewesen.«
»Michelle wollte partout keine Sonderbehandlung, und dabei hätte sie weiß Gott eine Villa in jeder beliebigen Erdenstadt haben können, wenn sie nur danach gefragt hätte. Das wäre das Mindeste gewesen, was wir für sie hätten tun können, nach dem, was ihr Vater geleistet hat. Aber ich habe dafür gesorgt, dass sie nach Menard übersiedeln konnte – ein Planet im Phase-drei-Raum, den die Farndale Company gerade im Rekordtempo erschließt. Das Projekt musste nach Kriegsende beschleunigt werden, um den Flüchtlingen der Lost23-Welten ein Heim zu geben. Ein recht hübscher Ort mit derzeit wenig Schwerindustrie und ein Ort, an dem Michelle von vorn beginnen kann.«
»Schön zu hören. Und warum sind Sie damit zu mir gekommen?«
Wilson Kime verzog schwach das Gesicht. »Auf Menardbraut sich gerade ein Problem zusammen. Na ja, Problem wäre vielleicht zu viel gesagt, aber es ist schon seltsam … Und es könnte richtig Ärger nach sich ziehen. Michelle persönlich hat mich deswegen angerufen.«
»Was für ein Problem?« Paula wies ihren e-Butler an, das Basisfile über Menard aufzurufen. Planetendaten rollten über ihre virtuelle Sicht; die neonfarbenen Grafiken mit unendlichem Fokus überlagerten teilweise Wilsons Silhouette.
»Michelle wohnt in Lydian, einer Stadt auf dem Kontinent Jevahal.«
Eine Landkarte schob sich in Paula virtuelle Sicht, zeigte ihr Menards zweitgrößten Kontinent, dessen Nordspitze überhing und die Halbinsel überspannte. Über die Landmasse waren verschiedene farbige Symbole verteilt; es waren von der Farndale Corporation vorgenommene vorläufige Markierungen, die auf die Art der Bodenerschließung und geplanten Nutzung hinwiesen. »Ackerflächen«, merkte Paula an.
»Guter Boden, optimale Niederschlagsmenge, mildes Klima, minimalste Beeinträchtigung durch die einheimische mikrobielle Umwelt – kurz: das perfekte Farmland. Und falls der Planet einen hohen Prozentsatz der Flüchtlinge von den Lost23-Welten aufnehmen will, dann müssen die auch essen. Insofern hat die Landwirtschaft für uns oberste Priorität. Es gilt, so viele von Jevahals weiten Ebenen zu bewirtschaften, wie irgend möglich.«
Paula sah ihn kritisch an, während sich die virtuelle Bildershow in einen dunklen Schemen verflüchtigte. »Haben wir das nicht schon mal im Amazonasbecken versucht? Die Umweltkommission unterhält bis heute Aufforstungsprojekte in diesem Teil der Erde.«
»Aber das hier ist eine Ausnahmesituation; ein Notfall, Paula. Wir müssen den Leuten der Lost23-Welten die Möglichkeit bieten, sich andernorts wieder niederzulassen, und zwar sofort. Und die von den Second47-Planeten kann man auch nicht ewig in der temporalen Warteschleife hängen lassen. Ihnenbeizeiten Ersatzwelten zu schaffen, wird unsere Wirtschaft auf Jahrzehnte belasten. Manchmal muss man die Sache einfach abkürzen.«
»Manchmal?«
Wilson warf ihr einen gereizten Blick zu. »Ich bin nicht gekommen, um mit ihnen irgendwessen Firmenpolitik zu erörtern. Mein Anliegen ist ein völlig anderes. Die Einheimischen von Jevahal greifen die Siedlungen an. Damit droht das gesamte Siedlungsprojekt rund um Lydian, sich zu verzögern. Das
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