Die Dämonenfalle
feuchte Luft noch schwerer wirken ließ. Ohne die Klimaanlage des Landrover geriet Paula schon nach wenigen Minuten ins Schwitzen.
Der Hof der Familie Gorjon war ihre erste Anlaufstation. Er war vor zwei Tagen angegriffen worden – ein Vorfall, der für die verbliebenen Siedler den Ausschlag gegeben hatte. Sie warenwutentbrannt nach Lydian aufgebrochen, um Charan die Hölle heißzumachen. Wenn sie einen Hinweis darauf finden wollte, was geschehen war, dann auf diesem Hof.
Nach einem Ritt von vierzig Minuten erreichte Paula ihr Ziel. Die Methode des Angriffs war interessant. Als sie den Boden außerhalb des deprimierend gewöhnlichen Bungalows untersuchte, stellte sie fest, dass das Haus vollständig umstellt worden war. Jeder Halm des Gras-Äquivalents war von dreiklauigen Hufen niedergetrampelt und in den Boden getreten worden – eindeutig die Abdrücke von Onidfüßen. Steine waren ausgegraben und auf das Gebäude geworfen worden. Alle Fenster waren zerbrochen. Die hitzereflektierende Außenhaut der Wände war an vielen Stellen geborsten – der starke darunterliegende Verbundwerkstoff unter tausenden Einschlägen verschrammt und eingedrückt. Der Bereich rund um das Haus war übersät mit aufgeschichteten Steinen und Erdklumpen. Als Paula durch die zerbrochenen Fenster schaute, sah sie, dass auch der Fußboden voller Steine war.
Es war alles, was die Onid zur Verfügung hatten, stellte sie fest. Ihre einzige Möglichkeit zum Angriff. Der Bericht der Xenobiologen erwähnte, dass die Pflanzenfresser kein sonderlich starkes Gebiss besaßen, sie dafür aber mit recht starken vorderen Gliedmaßen ausgestattet waren. Diese benutzten sie vor allem dafür, Löcher in die Erde zu graben, um an ihr Grundnahrungsmittel, die Marakwurzel, heranzukommen.
Wenn aber zweihundert von ihnen zur gleichen Zeit Steine warfen, wäre das für jeden Menschen, der sich im Zentrum einer solchen Attacke befand, mehr als nur beängstigend, selbst wenn dieser Mensch in der Lage war, mit einer richtigen Waffe zurückzuschießen. Alles, was Farndale den Siedlern zu ihrer Verteidigung gestattete, waren schwache Maser gegen einheimische Schädlinge. Das Letzte, was die Firma hier draußen gebrauchen konnte, waren bewaffnete Kleinkriege unter den Neuankömmlingen.
Paula umrundete den halb zerstörten Bungalow. Onidleichenwaren nirgendwo zu sehen, dabei war ein Ungeziefer-Maser keine allzu schwierig zu bedienende Waffe; der Strahl hätte mit Sicherheit einige von ihnen niedergestreckt, da war sie sich sicher. Die Überlebenden mussten ihre toten Herdenmitglieder also fortgeschafft haben, um sie zu bestatten.
Aber warum das alles? Sie konnte an diesem Hof nichts Außergewöhnliches entdecken. Es gab hier nichts, was irgendjemand hätte provozieren können. Sie saß wieder auf und ritt mit Hurdy rüber zu dem Feld, das ein Traktorbot umgepflügt hatte. Wie schon der Bungalow war auch der Traktorbot Opfer eines massiven Steinbombardements geworden. Die Steine waren in die Räder und Achsen geschleudert worden, womit sie den Mechanismus blockierten und verschiedene Maschinenteile zerstörten, bevor der Sicherheitsbegrenzer den Bot abgeschaltet hatte. Paula wandte sich von dem zerstörten Gerät ab und ging zu einem frisch umgepflügten Feld. Der Traktorbot hatte bei seiner Arbeit keine Marakwurzeln aus dem Erdreich gezogen. Selbst mit ihren hochauflösenden Retina-Inserts und während ihr e-Butler visuelle Mustererkennungen durchführte, konnte sie nirgendwo eine Spur der graugesprenkelten Blätter dieser Pflanze erkennen.
Also geht’s nicht um Nahrung. Damit blieb nur ein Territorialkampf. Wie sie so auf das weite, hügelige Land hinausschaute, konnte Paula sich nur schwer vorstellen, dass ein nicht vernunftbegabtes Wesen zu dem Schluss gekommen sein sollte, dass hier eine Invasion im Gange war. Wohingegen ein Proto-Vernunftbegabter durchaus bemerkt haben könnte, dass hier was nicht stimmt. Aber wieso dann nur hier und nirgendwo sonst? Keine andere Herde auf diesem Kontinent hat derartig auf die Menschen reagiert. Es muss also mit etwas zusammenhängen, das nur dieses spezielle Gebiet betrifft.
Sie ritt mit Hurdy in einem weiten Kreis um das Anwesen herum, bis sie Spuren der Herde fand. Sie führten in Richtung Waldrand am Fuß der Bergausläufer, der mindestens einen halben Tagesritt entfernt lag. Hurdy trabte über das zertrampelteGras, während Paula die sich verdunkelnden Wolken im Auge behielt, die nun über dem südlichen Horizont
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