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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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so etwas wie ein rudimentäres Gemeinschaftsgefühl besaßen; eine These, die aufgrund der Totems aufgekommen war. Jeder Onid wurde mit einem Totem begraben: einem Stein oder Stecken. Sie wurden weder graviert noch geschnitzt, noch auf andere Weise bearbeitet, doch irgendetwas wurde den Toten immer mit ins Grab geworfen, bevor sie verscharrt wurden. Dies hatte sie allerdings nicht als Hinweis auf eine sich entwickelnde Vernunftbegabung qualifiziert, sodass keinerlei Methodik zur Anwendung kam, um ein sich abzeichnendes Bewusstsein der Onid festzustellen.
    Paula wusste nicht genug darüber, um sich ein Urteil zu erlauben, aber sie konnte der Argumentation im Anhang folgen, in der auf einen natürlichen Stammeszusammenhalt verwiesen wurde. Demzufolge war das Hinterlassen der Totems eine instinktgesteuerte Handlung, so wie manche Tiere gegen einen Baum urinierten, um ein Gebiet zu markieren.
    Das Hyperschallflugzeug landete auf einem Feld gleich hinter Lydians neuester Außengrenze. Die Stadt existierte gerade einmal fünf Monate; ihre bisherige Entwicklung ließ sich anhand der verschiedenen Bebauungsgürtel ablesen wie die Jahresringe eines Baums. Farndale hatte mit jedem Bauabschnitt auch den schnurgeraden Highway aus enzymgebundenem Asphalt verlängern lassen, der bis zurück zum Küstenhafen führte. Dieselben kolossalen Straßenbaumaschinen, die den Highway angelegt hatten, bereiteten im Anschluss das Areal für Lydians konzentrischen Grundriss vor. Nun wurden entlang der gekrümmten Karrees silberfarbene Häuser errichtet; Fertigbungalows, deren Wände und Dächer man in riesige Container verladen hatte, sodass sie am Zielort mit einem Minimum an Bots aufgebaut werden konnten. Auch die großen städtischen Gebäude waren modular konstruiert und im Baukastenprinzip auf den für sie vorgesehenen Grundstücken errichtet worden. Kein Bau war höher als einstöckig. Warum auch? Das Land hierdraußen kostete das Commonwealth ja nichts, und jede auf Höhe ausgelegte Konstruktion verschlang nur unnötig Geld.
    Lydian war – wie Hunderte anderer Städte, die auf Jevahal entstanden – als Transport- und Marktknotenpunkt für die Siedler gedacht, die derweil eifrig damit beschäftigt waren, die Ebenen in Ackerland umzuwandeln. Schon bald würden in den Bahnhof im Westen der Stadt, ebenfalls ein Fertigbau, Züge einlaufen; der Schienenstrang war nur noch dreihundert Kilometer entfernt und näherte sich um zwei Kilometer pro Tag. Mit der Anbindung ans Eisenbahnnetz würde ein ganz neues Level an Wohlstand Einzug halten. Die Betonfundamente für die Getreidesilos waren schon fertiggestellt. Zusammen mit ihren metallenen Laufkränen würden die riesigen Zylinder die Skyline der Stadt für Jahrzehnte beherrschen.
    Als kleinere Version der Hauptstadt sollte Lydian die Busladungen der ständig eintreffenden Siedler auffangen und sie hinaus in die endlosen Ebenen ihrem neuen Leben entgegenschicken. Beim Landeanflug des Hyperschalljets hatte Paula aus der Luft verschiedene Hauptstraßen erblickt, die von Lydian aus strahlenförmig ins Umland führten – ein schlichtes Spinnennetz aus Asphalt, das an den Ausläufern in breite unbefestigte Feldwege überging. Viel Verkehr war auf ihnen nicht zu entdecken.
    Die örtliche Niederlassung von Farndale stellte ihnen einen marque12-Land-Rover zur Verfügung, mit dem sie in die Stadt hineinfuhren. Gouverneur Charan erwartete sie bereits in seinem Bezirksverwaltungsbüro, dem größten Gebäude in Lydian.
    »Ich möchte nicht respektlos erscheinen, Investigator«, begrüßte er Paula, »aber ich hatte nicht erwartet, dass mir der Vorstand ausgerechnet Sie schickt.«
    »Zumal ich gewiss diejenige bin, die Sie am wenigsten vor Ort haben wollen«, erwiderte sie.
    Charan zuckte unbestimmt die Achseln. Er war einer von Farndales politischen Geschäftsführern und seit zwei Jahren aus der Rejuvenation, wodurch er den Anblick eines gesundenFünfundzwanzigjährigen bot. Auch war er ein großer Mann, unterstrich damit das Bild des kompromisslosen Verwaltungsleiters, der es gewohnt war, sich mit den handfesten Problemen herumzuschlagen, die mit der Neubesiedlung eines Territoriums zwangsläufig einhergingen. Er wollte und würde seine Zeit nicht mit irgendwelchen Firmenkinkerlitzchen vertrödeln. »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was Sie hier ausrichten könnten«, sagte er ruhig. »Fakt ist, da gibt es eine Herde Onid, die meinen Siedlern gerade die Scheiße aus dem Leib prügelt; und das sind

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