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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Fortschritt, gemessen an den Entwicklungen in den Bereichen Technisierung, Medizin und Elektronik, schien sich in einem Maße zu beschleunigen, das sogar ich beunruhigend fand. Durch jede neue Innovation oder KI wurden mehr und mehr Menschen überflüssig gemacht und ersetzt. In der Vergangenheit hatte uns das wenig gestört – wer hatte schon Lust, vierhundert Jahre das Gleiche zu tun? Aber damals war es ein eher langsamer Wandel gewesen, und man war von Profession zu Profession umgesattelt, ganz wie es einem gefiel. Jetzt dagegen geschahen solche Umstellungen gezwungenermaßen und die Zeitrahmen wurden enger. Es kam durchaus vor, dass ich mich selbst fragte, wie lange es wohl noch dauern würde, bis mein Metier abkömmlich war.
    Die Kuranda benötigte drei Monate, um mich kraft ihrer Niedertemperatur-Ionenplasmatriebwerke, die den ganzen Weg über einen geringen, aber beständigen Schub erzeugten, zum Jupiter zu bringen. Sie war eines der ersten Schiffe ihrer Klasse, ein Expeditions- und Forschungsraumer, der die Wissenschaftler unserer Familie bis hinaus zum Neptun bringen sollte. Einschließlich der Treibstofftanks und Fusionsreaktoren besaß der Raumer eine Länge von zweihundert Yards.
    Erst als wir um die blassorangene Wolkenlandschaft des Jupiters jagten und Captain Harrison Dominy Raleigh uns auf Kurs Richtung Ganymed brachte, verloren wir wieder an Geschwindigkeit. Acht Stunden später, während wir uns von dem Gasriesen entfernten, wurde ich auf die Brücke gebeten. ›Auf‹ ist an Bord eines nicht beschleunigenden Raumschiffs ein relativer Begriff, und die Brücke befand sich im Zentrum der Lebenserhaltungssektion. Es gab für die drei diensthabenden Offizier nicht viele Instrumente zu bedienen, nur einige ziemlich hochentwickelte Konsolen mit holografischen Fenstern und einer beeindruckenden Menge von Schaltern. Im Grunde flog die KI die Kuranda , während die menschliche Besatzung lediglich ihren Betrieb und den der primären Systeme überwachte.
    Unser Captain, Harrison Dominy Raleigh, dümpelte vor der Hauptsensorkonsole, den rechten Fuß mit Klettband am Deckboden fixiert.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte ich.
    »Nicht mit dem Schiff«, erwiderte er. »Das hier fällt wohl eher in Ihren Bereich.«
    »Aha?« Ich verankerte mich neben ihm und versuchte, aus den ganzen grafischen Anzeigen schlau zu werden. Es war nicht so einfach, aber andererseits muss man mir zugutehalten, dass ich bei niedriger Schwerkraft nicht ganz so gut funktioniere. Allerhand Flüssigkeiten steigen mir dann in den Kopf und lösen in meinem Fall die grässlichsten Kopfschmerzen aus. Und auch mein Magen ist definitiv nicht dafür geschaffen, freischwebende Nahrungskügelchen zu verdauen. Und man hätte wirklich annehmen sollen, dass nach fünfundsiebzig Jahren Raumfahrt jemand imstande war, ein vernünftiges Astronautenplumpsklo zu konstruieren. Auf der positiven Seite ist festzuhalten, dass ich mich bei den Flugmanövern, welche sich mit der reinen Fortbewegung von A nach B abwechseln, nicht übergeben musste und ich auf die Aufbaupräparate, die entwickelt wurden, um einem Kalziumverlust im menschlichen Knochenbau entgegenzuwirken, relativ gut ansprach. Unterm Strich eine Bilanz, die ich um des Lohnes, mit eigenen Augen den Jupiter zu sehen, als durchaus akzeptabel durchgehen ließ.
    Der Captain deutete auf eine Reihe von blaurot hervorgehobenenPunkten auf dem Display, die alle mit durchlaufenden Ziffern gekennzeichnet waren. »Die Caesars haben um Ganymed herum über zwanzig Sensorsatelliten im Orbit. Insgesamt mit einer Radarerfassung von achtzigtausend Meilen. Von den anderen größeren Monden empfangen wir ähnliche Emissionen. Zweifellos reichen ihre Passivscans noch um einiges weiter.«
    »Verstehe. Und das heißt?«
    »Das heißt, dass niemand sich ohne ihr Wissen einem der Monde, die sie für sich einfordern, nähern kann. Ich würde sagen, dass sie es mit ihrem Besiedlungsanspruch ziemlich ernst meinen.«
    »Wir haben aus unserer Reise nie ein Geheimnis gemacht. Sie kennen unsere Ankunftszeit auf die gleiche Dezimalstelle wie unsere eigene KI.«
    »Was bedeutet, dass wir mit dem nächsten Zug dran sind. Eintritt in die Ganymed-Umlaufbahn in minus zwölf Stunden.«
    Abermals blickte ich auf die blauroten Punkte. Wir waren das erste Schiff, das den Flug zum Jupiter unternahm und nicht den Caesars gehörte. Vor dreizehn Jahren hatten die Caesars acht Pionierschiffe ausgesandt, deren Mission die ganze Welt voller

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