Die Dämonenfalle
in der Mitte über einen Garten, der unter dem Kuppelglas von starken Strahlern erleuchtet wurde.
Nachdem wir gelandet waren, brachte mich ein Bus zum Verwaltungszentrum in einem der großen Iglus. Der Bürgermeister persönlich, Ricardo Savill Caesar, empfing mich, als ich im Gebäude aus der Luftschleuse trat. Er war ein hochgewachsener Mann mit leicht schlaffer Haut, wie sie alle Menschenaufweisen, die längere Zeit in einer Umgebung mit niedriger Schwerkraft verbracht haben. Er trug eine schlichte einteilige, grau-türkise Tunika mit malvenfarbenem Jackett, die übliche Standardkluft eines Wissenschaftlers auf Forschungsmission. Bei ihm jedoch war sie zu einer Art Amtszeichen geworden und verlieh ihm diese gewisse Extraportion an Autorität. Ich konnte mir ihn gut als den direkten Nachfahren eines Zenturios der Ersten Epoche vorstellen.
»Herzlich willkommen«, begrüßte er mich in liebenswürdigem Ton. »Und meinen Glückwunsch zu Ihrem Flug. Die Kuranda soll ein beeindruckendes Schiff sein, wie man so hört.«
»Danke«, erwiderte ich. »Es wäre mir eine Freude, sie Ihnen später zeigen zu dürfen.«
»Und ich nehme die Einladung mit Freuden an. Doch zuerst bin ich an der Reihe. Ich kann es gar nicht abwarten, damit anzugeben, was wir hier alles vollbracht haben.«
Und so begann meine Besichtigungstour; ich glaube, es gab keinen Winkel in dem Iglu, in den ich im Verlauf der folgenden zwei Stunden nicht vorgedrungen wäre. Von den Lebenserhaltungsvorrichtungen in den unteren Geschossen bis zu den schwankenden Laufstegen, die hoch oben entlang der Carbonfaserverstärkungen der transparenten Kuppel verliefen. Ich sah alles. Natürlich steckte dahinter Kalkül: Ricardo Savill Caesars wollte mir demonstrieren, dass sie keine Geheimnisse hatten, dass sie nicht dabei waren, irgendeine unheilvolle Apparatur zu konstruieren. Die Caesars hatten eine sich selbst versorgende Kolonie aufgebaut, die imstande war, einer wachsenden Bevölkerung Rechnung zu tragen und weiter zu expandieren. Das war alles. Was mir jedoch niemand zeigte oder erklärte, war das Warum.
Nachdem ich so lange gewartet hatte, wie es die Höflichkeit gebot, ließ ich durchblicken, dass ich genug gesehen hätte, und wir endeten in Ricardo Savill Caesars Büro. Es befand sich im obersten Stockwerk der Wohnsektion, mehr als vierzig Fuß über dem Rasen des zentralen Arboretums, dessen Baumspitzenbereits die Höhe der Fenster erreichten. Ich konnte verschiedene Fichten- und Weidenarten ausmachen, allerdings hatte die geringe Schwerkraft ihr ungehemmtes Wachstum verzerrt und ihnen seltsam aufgedunsene Stämme und dicke Blätter beschert.
Kaum hatte ich auf dem bequemen Sofa Platz genommen, schenkte mir Ricardo Savill Caesar auch schon aus einer zierlichen Porzellankanne Kaffee ein.
»Ich lasse die Bohnen einfliegen und mahle sie selbst«, erklärte er. »Sie kommen von unseren familieneigenen Plantagen in der Karibik. Die Proteinsynthese mag zwar das Problem mit der Nahrungsmittelversorgung lösen, aber einige besondere Aromen kriegen die Formulatoren einfach nicht hin.«
Ich trank einen Schluck und spitzte anerkennend die Lippen. »Ausgezeichnet. Wirklich exquisit.«
»Das freut mich. Ich glaube, jemanden wie Sie hätte ich gern an meiner Seite.«
»Äh, wie meinen?«
Er lehnte sich zurück und grinste mich an. »Die anderen Familien sind, gelinde gesagt, etwas unglücklich über unseren Besiedlungsanspruch. Und Sie hat man geschickt, das Terrain zu sondieren. Das ist eine ziemliche Verantwortung für einen Repräsentanten. Ich hätte bei Ihrer Einweisung liebend gern einmal Mäuschen gespielt und mir angehört, was man Ihnen über uns schreckliche Caesars so alles erzählt hat.«
»Glauben Sie mir, nach den ersten fünf Stunden hätte sich Ihnen nur noch der Kopf gedreht«, erwiderte ich trocken. »Mir erging es jedenfalls so.«
»Und was genau sollen Ihr respektgebietendes Schiff und seine Besatzung hier nun tun, solange Sie hier sind?«
»Es handelt sich wirklich um eine rein wissenschaftliche Mission«, versicherte ich ihm. »Wir möchten das bakterielle Leben untersuchen, das Sie auf den Monden hier entdeckt haben. Die Besiedlungspolitik mal ganz beiseitegelassen, handelt es sich um Forschungen von extremer Wichtigkeit, insbesonderenachdem der Mars sich als so unfruchtbar herausgestellt hat.«
»Ich wäre sicherlich der Letzte, der dagegen etwas einzuwenden hätte. Werden wir Einblick in die gewonnenen Daten bekommen?«
»Ja
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