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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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geplantes Vorhaben benötigte, extrahieren. Anschließend könnten sie diese Atome zu allem Möglichen zusammensetzen, von Quantendraht und Pentasphären bis hin zu Eisenträgern und Ziegeln. Oder zu Nahrungsmitteln oder zu Kleidung, zu Häusern, zu Raumschiffen … buchstäblich zu allem, was man sich vorstellen konnte und das man imstande war, einer KI zu beschreiben.
    Die Tage, an denen die Menschen für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten, waren gezählt. Genau wie sie gesagt hatte. Oder prophezeit, je nachdem, wie man zu Bethany stand.
    Und auch den Tod hatte die Menschheit besiegt. Spezielle Varianten von biononischen Modulen konnten sich frei im menschlichen Körper umherbewegen und geschädigte Zellen reparieren. Desgleichen konnten sie die DNA resetten.
    Doch unter all den Umwälzungen war unsere Einstellung und Haltung gegenüber Rohstoffen vielleicht diejenige, welche die radikalste Veränderung durchgemacht hatte. Waren es früher noch alle Arten von Edelsteinen und Edelmetallen und seltenen Chemikalien gewesen, welche die Objekte unserer Begierde dargestellt hatten, so zählte heute für uns nur noch eines: Materie. Jedwede Materie. Sie wurde zu unserer Währung und zu unserer Obsession. Es spielte keine Rolle, welche Atome man besaß, selbst wenn es nur Wasserstoff war – vor allemWasserstoff, wenn man mit Familiennamen Caesar hieß. Mittels Fusion war eine Umwandlung in ein schwereres Element möglich, welches dann durch den Einsatz eines biononischen Moduls ausgebeutet werden konnte. Jede lebende Person im Sonnensystem besaß die theoretische Möglichkeit, zu erschaffen, was immer sie wollte, einzig durch die eigene Vorstellungskraft und die allgemeine Verfügbarkeit von Materie begrenzt.
    Und die Caesars hatten den Daumen auf dem größten Vorrat an unbenutzter Materie im Sonnensystem: dem Jupiter. So weit hatten sie vorausgedacht, nachdem Bethany sie einmal heißgemacht hatte. Der Bevölkerungsdruck, dem wir uns gegenübergesehen hatten, war nichts verglichen mit dem, was da auf uns zukam. Eine Spezies von Halb-Unsterblichen mit dem Potenzial, ihre Anzahl in nahezu exponentieller Weise anwachsen zu lassen, indem sie sich einfach bloß der altbewährten Methode der natürlichen Fortpflanzung bedient – von künstlichen Gebärmüttern und Klontechniken mal gar nicht zu reden.
    Und ich hatte mir, als ich jung war, Sorgen darum gemacht, dass unsere frühen Benzinkutschen unsere ganzen Ölreserven aufbrauchen könnten.
    Es dauerte nur Wochen, nachdem Bethanys Biononic-Module in Serie gegangen waren, und im ganzen Sonnensystem düsten kreuz und quer Familien-Raumschiffe herum und meldeten Anspruch auf so ziemlich jedes Bröckchen Materie an, das je von einem Teleskop entdeckt worden war. Was folgte, war das wohl würdeloseste und beschämendste Jahr seit dem Ende der Zweiten Epoche. Ein Jahr des Irrsinns und der Raffgier, in dem unsere gesamte Vernunft vor den Kräften der Habsucht in die Knie gegangen zu sein schien. Nach der Krisenkonferenz von 1965 wurde es ein wenig besser. Glücklicherweise wurde der Anspruch, den die Rothschilds auf die Sonne erhoben, von den anderen Familien einmütig abgeschmettert. Und der Rest des Sonnensystems wurde mehr oder weniger gleichmäßig aufgeteilt. Wir Raleighs gingen mit dem Titan aus der Sache heraus, sowie – zusammen mit fünfzehn anderen Familien –einem gemeinschaftlichen Anspruch auf den Saturn. Die Caesars indessen behielten den Jupiter und konnten somit ihre Position als führende Familie konsolidieren. Und das Projekt des überlichtschnellen Raumflugs wurde aus der Taufe gehoben, in dessen Interesse es zu Übereinkünften kam, welche die allgemeine politische Lage in nicht geringem Maße entspannten.
    Im Zuge dieser Entwicklungen erhielten die Familienräte mehr und mehr die Funktion von Rohstoffverteilern, was es uns ermöglichte, den zur Stützung der Zivilisation unerlässlichen Gesetzesrahmen durchzusetzen. Die Kontrolle der Verteilung von Rohmaterial war Volkswirtschaft auf simpelster Stufe. Aber so funktionierte es einigermaßen und erlaubte uns, Ordnung und Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. In Anbetracht der Umstände war die Bilanz alles in allem besser, als ich es prognostiziert hätte.
    Der letzte purpurrote Lichtschein des Kompressionsantriebs verschwand am Himmel und nahm die seltsamen doppelten Schatten, den die Eiche warf, mit. Ich wies die FKI an, Verbindung mit einem höherrangigen Repräsentanten der Lockett-Familie

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