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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nächstem Jahr wird er kaum zurück sein. Zweitens sind Sie keineswegs verhaftet, sondern es handelt sich lediglich um ein Verhör. Und drittens wird Carter, sollte sich mein Verdacht bewahrheiten, im selben Moment festgenommen werden, in dem sein Schiff in New Vespasian andockt.«
    »Mich verhören? Grundgütige Maria, wie blöd kann man sein? Ich habe Justin nicht ermordet. Welchen Teil davon haben Sie nicht verstanden? Denn mehr werde ich dazu nicht mehr sagen.«
    »So einfach ist das heute nicht mehr.«
    Meine FKI schwebte zu ihr hinüber und dehnte sich aus, um ihr ein Textdokument zu zeigen. »Ich benutze die Dinger nicht. Was steht da?«
    »Das ist ein Entscheid der Neuromedizinischen Ethikkommission, durch den eine neue biononische Entwicklung für die Anwendung am Menschen freigegeben wird. Genauer gesagt, ein spezielles Modul, das über die direkte sensorische Integration noch einen Schritt hinausgeht, indem es bestimmte Synapsen stimuliert und darüber eine Reaktion auslöst, die einen Tiefenzugriff ermöglicht.«
    »Hatten wir nicht Ende der Ersten Epoche alle aufgehört, Latein zu sprechen?«
    »Na schön, Christine, dann sag ich’s mal ganz einfach: Wir können Ihre Erinnerungen auslesen. Punkt. Ich schick Sie ins Labor runter, lasse Sie an einen schicken, großen Apparat anschließen und schaue mir dann auf einem hochauflösenden Farbbildschirm in Heimkinoformat an, was in jener Nacht genau passiert ist. Noch Fragen?«
    »Du meine Güte, Edward! Warum? Was sollten wir denn für ein Motiv gehabt haben?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber dieses Verfahren wird es mir ermöglichen, es durch assoziative Lokalisierung herauszufinden. Der einzige Ansatzpunkt, den ich noch habe, ist die Frage nach der Gelegenheit. Und die hatten Carter und Sie.«
    Ihre beharrlich finstere Miene verschwand. Für ein paar Sekunden saß sie mit völlig leerem Gesichtsausdruck einfach nur da, dann lächelte sie mich ruhig an. »Wenn Sie das glauben, dann nur zu.«
    Auf einer bewussten Ebene sagte ich mir, dass sie nur bluffte, dass ihre scheinbare Gelassenheit lediglich Ausdruck einerletzten, tapferen Trotzhaltung war. Leider war sich mein Unterbewusstsein da nicht ganz so sicher.
    Die forensische Abteilung unserer Familie war im Verlauf des letzten Jahrhunderts aus ihrem Unterweltdasein emporgestiegen. Sie versteckte sich schon lange nicht mehr im Keller von Hewish Manor, sondern nahm inzwischen die Hälfte des dritten Stockwerks ein. Die Labore glichen Krypten mit weiß glänzenden Flächen und waren mit säulenförmigen, über transparente Sensorkuppeln verfügende KI-Stationen bestückt. Zwischen den Einheiten wuselten Roboter und Laboranten umher und sichteten und diskutierten die Analyseresultate. In der Mitte des Klinikraums, der uns zugewiesen worden war, befand sich eine einzelne Behandlungsliege mit vier darum herum gruppierten schwarzen, kastenförmigen Schränkchen.
    Rebecca begrüßte uns höflich und führte Christine zu der Liege. Eigentlich war Rebecca zu der Zeit klinische Neurologin und keine Gerichtsmedizinerin, aber in Anbetracht der Neuheit der Anwendung hatte sie sich bereit erklärt, das Verfahren für mich durchzuführen.
    Wie bei allen biononischen Systemen gab es auch bei diesem im Grunde nicht viel zu sehen. Rebecca justierte ein Injektionsgerät an Christines Hals und verpasste ihr einen Schwarm Module. Die steuernde KI lenkte deren Bewegungsbahn durch das Hirngewebe und kontrollierte und regulierte dabei das komplizierte Netz, das sie in Christines synaptischen Spalten woben. Es dauerte über eine Stunde, die empfangenen Informationen zu interpretieren und zu formatieren und auf dieser Grundlage die Aktivierungspfade in ihrem Großhirn zu ermitteln.
    Ich verfolgte die ersten Phasen mit einem wachsenden Gefühl von Beklommenheit. Der Mord an Justin war einer der ältesten offenen Rechtsfälle der Raleighs. Das Gewicht so vieler Jahre lastete auf diesem Moment, begehrte Auflösung. Wenn wir das Verbrechen jetzt, mit all unseren fantastischen technischen Möglichkeiten, die mir zu Gebote standen, nicht aufklären konnten, dann war ich gescheitert. Und der Mord an Justin,an einem der Unsrigen, würde für alle Zeit ungesühnt bleiben.
    Schließlich bat mich Rebecca, mich hinzusetzen. Sie sagte zwar nicht, dass ihr meine Ungeduld auf die Nerven ging, doch ihr Blick sprach Bände.
    Dann dehnte sich in einem Bereich des Klinikraums eine FKI in der Luft aus und formte sich zu einer durchscheinenden Fläche, auf

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