Die Dämonenfalle

bringen, sich dem Euro anzuschließen, taugte das im freien Fall befindliche Pfund nicht mehr. Dabei brauchten wir dringend eine Währung, die diesen Vaterlandsverrätern nicht so sehr in die Hände spielte. Leider verwehrten uns Frankreich und Deutschland plötzlich den Beitritt zur Eurozone mit dem Argument, dass zunächst die Griechen und Mittelmeerländer ihre Wirtschaftskraft auf den Stand vor der Rezession pushen müssten. Dreckskerle.
    Ausnahmsweise erschien Colin zur verabredeten Zeit. Er machte das kleine dumme Klingelzeichen an der Tür, woraufhin die Kinder vom Tisch aufsprangen und ein großes Hallo anstimmten. Ob sie das wohl auch machten, wenn ich sie wieder bei ihm abhole? Das wagte ich zu bezweifeln.
    Er trat in die Küche, trug ein schickes neues Sweatshirt und ein sauberes Paar Jeans; das gelockte braune Haar war ordentlich geschnitten. Ich hasse dieses Sprichwort, nach dem Männer im Alter immer attraktiver werden. Aber es scheint, dass sie sich ab dreißig einfach besser halten als Frauen. Colin hatte in den letzten zwei Jahren nicht ein Pfund zugelegt. Nicht, seit er wieder mit dem Joggen begonnen hatte und regelmäßig das Fitnessstudio aufsuchte. Vermutlich steht die Teenagertussi, mit der er jetzt zusammenlebt, nicht auf schwabbelige Bierbäuche. Verdammt, warum höre ich mich bei diesem Thema immer wie das sprichwörtliche Miststück an?
    Colin klemmte sich Olivia im Vorbeigehen unter einen Arm und schwang sie herum. »Hiya«, rief er mir zu. »Hast du irgendwo meine Tochter gesehen?«
    »Daddy, Daddy!«, kreischte die Kleine vergnügt, als er sie herumwirbelte.
    »Lass das doch«, murmelte ich. »Sie hat gerade gefrühstückt.«
    »Okey dokey.« Er stellte Olivia auf den Boden zurück und erhielt von ihr im Gegenzug einen glücklichen Kuss.
    »Also kommt.« Er klatschte in die Hände und scheuchte die Kinder vor sich her. »Macht euch fertig. Ich verlasse dieses Haus in fünf Sekunden. Fünf … vier … drei …«
    Die beiden flitzten die Treppe hinauf, um ihre Taschen zu holen.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Ging mir niemals besser.« Überdrüssig blickte ich den Küchentisch und das darauf befindliche Chaos an. Auch die Arbeitsfläche war dreckig, und im Abfluss stapelten sich die fettigen Pfannen wie in der Spülmittelwerbung. »Und dir? Immer noch im Dienst der Reichen?«
    Sein Blick wurde hart, so wie immer, wenn er langsam und bedächtig sprechen musste, um mir das Offensichtliche zu erklären. »Ich muss inzwischen im BUPA-Krankenhaus und in meiner Praxis arbeiten. Nur so verdiene ich genug Geld, nachdem mich dein Anwalt in deinem sexistischen Scheidungsverfahren bis aufs Hemd ausgezogen hat.«
    Fast fiel mir die Kinnlade herunter. Normalerweise war ich für die ätzenden Kommentare zuständig. Er war im Allgemeinen die Vernunft in Person. »Ach so, klar«, erwiderte ich. »Und ich dachte schon, es wäre meine Schuld.«
    Er lächelte dieses kleine arrogante Siegeslächeln, das mir zum Schluss endlos auf die Nerven gegangen war.
    »Wann soll ich die beiden morgen wieder zurückbringen?«, fragte er.
    »Hm, am Nachmittag. Vor sechs?«
    »Okey dokey. Kein Problem.«
    »Danke. Willst du irgendwas Bestimmtes mit ihnen unternehmen?«
    »Die Besprechungen für Splat the Cat waren ganz gut. Deshalb gehe ich heute Abend mit ihnen ins Kino, falls sie uns nicht wieder den Strom abstellen.«
    »Solange du sie nicht mit Burgern fütterst.«
    Er verdrehte die Augen.
    Ich schaute aus dem Fenster und erblickte draußen am Randstreifen seinen neuen marineblauen BMW mit Allradantrieb. Das blöde Vehikel war so groß wie ein Panzer. Ich konnte nicht erkennen, ob auf dem Beifahrersitz jemand saß. »Kommt sie heute auch mit?«
    »Wen meinst du?«
    »Zoe.«
    »Ah, du erinnerst dich also an ihren Namen.«
    »Sicher, ich glaube, ich habe ihn mal auf ihrem Zeugnis gelesen.«
    »Tatsächlich wird sie uns begleiten, ja. Hat sich extra einen Tag frei genommen, um mir zu helfen. Die Kinder mögen sie, weißt du. Und falls du jemals einen Neuen finden solltest, würde ich jedenfalls nicht so ein Theater machen, wenn ihr was zusammen unternehmt.«
    Gute Arbeit, Colin, dachte ich. Da hast du doch gleich noch einen Punkt gegen deine zickige Ex gemacht. Vor allem mit der Betonung auf »jemals«. Warst du nicht mal der Coolere von uns beiden?
    Die Kids kamen in die Küche zurück. Sie schleiften ihre Reisetaschen über den Boden. »Fertig!«
    »Ich wünsche euch eine schöne Zeit«, sagte ich, liebenswürdig