Die Dämonenfalle
Stansted zu gelangen. Tatsächlich, und das war überaus ungewöhnlich, lächelte ich während der gesamten Fahrt. Das alles juckte mich nicht mehr. Ich wusste, dies würde das letzte Mal sein, dass ich diese armselige schlaglochübersäte, verstopfte, unzeitgemäße Straße aus den 1960er-Jahren benutzen musste. Nie wieder würde ich schimpfend nach Hause kommen und mich beklagen, dass wir keine Autobahnen oder achtspurigen Freeways hatten. Von nun an würde sich mein Gejammer auf sechzehnbeinige Aliendinosaurier beschränken, die uns den Gemüsegarten zertrampelten.
Der vor uns fahrende Kombi hatte einen Aufkleber am Heck, auf dem eine Gordon-Brown-Karikatur wütend mit einem Telefon gegen das Wurmloch hämmerte. Erinnerungen besteuern! stand darunter. Je weiter wir nach Norden fuhren, umso mehr Pro-Exodus-Sticker sahen wir. Ich ging davon aus, dass all die Wagen, die mit sich mit uns über die Straße wälzten, ebenfalls auf dem Weg nach New Suffolk waren. Nach den ganzen Monaten der Vorbereitung war es irgendwie fast tröstlich, von seinesgleichen umringt zu sein.
»Zum Wurmloch, oder?«, fragte Steve vorsichtig. »Dahin fahren wir doch.«
»Ja«, erwiderte ich. »Wir schauen uns das Ganze mal an.«
»Gehen wir etwa durch?«, fragte Olivia mit weit aufgerissenen Augen und nervöser Erregung.
»Denke schon, was meint ihr? Wäre doch bestimmt ganz lustig, nachdem wir nun schon den langen Weg hierhergefahren sind, oder?« Ich entdeckte das Schild, auf dem »Sammelparkplatz F2« stand, und setzte den Blinker.
»Aber da sind böse Menschen auf der anderen Seite«, wandte Steve ein. »Das hat Mum gesagt. Tory-Verräter.«
»War sie denn schon mal dort?«
»Natürlich nicht!«
»Dann kann sie auch nicht wissen, wie’s da drüben wirklich ist, oder?«
Die Kinder sahen einander an. »Wohl nicht«, musste Steve zugeben.
»Ein anderer ist nicht schon deshalb ein böser Mensch, weil man nicht seiner Meinung ist. Wir sehen uns das einfach mal mit eigenen Augen an. So können wir rauszufinden, was wahr ist und was nicht. Ist doch nur fair, oder?«
»Und wann kommen wir wieder zurück?«, wollte Steve wissen.
»Keine Ahnung. Hängt davon ab, wie schön es auf dem neuen Planeten ist. Vielleicht wollen wir ja sogar ein Weilchen bleiben.«
Zoe sah mich missbilligend an. Ich zuckte die Achseln. Sie verstand nicht, dass man Kinder behutsam an so etwas Großes und Neues heranführen musste.
»Kommt Mummy auch mit?«, fragte Olivia.
»Wenn sie will, kann sie mitkommen. Klar«, sagte ich.
Zoe stieß in einer Mischung aus Verzweiflung und Verärgerung die Luft aus.
»Muss ich da drüben auch zur Schule gehen?«, fragte Steve.
»Jeder muss zur Schule, egal, auf welchem Planeten er lebt«, meinte Zoe.
»So ein Scheiß.«
»Nicht nett«, quietschte Olivia triumphierend.
Ich entdeckte die Zufahrt zu Sammelparkplatz F2 und fuhr von der Zubringerstraße ab. Das Gelände war nichts weiter als ein weites, eingezäuntes Feld, das newsuffolklife.co von einem örtlichen Bauern angemietet hatte. Hunderte Fahrzeuge waren den ganzen Sommer darüber hinweggerollt und hatten das Gras zu Stroh zerschreddert, das nun in den trockenen, steinharten Mutterboden gepresst wurde. Heute standen etwa zwei Dutzend LKW und Sattelzüge am hinteren Ende, darunter dreiKühlwagen und ein paar Tanklaster. An die siebzig PKW, Minibusse, Kleintransporter und Geländewagen hatten sich rund um die LKW eingefunden. In den meisten saßen Familien mit Kindern, deren Eltern sich vor dem großen Finale noch mal ordentlich reckten und streckten. Auf den ebenfalls zu Parkplätzen umfunktionierten Feldern zu beiden Seiten bot sich das gleiche Bild. Tatsächlich sah die gesamte Gegend rund um das Wurmloch so aus wie dieser Sammelplatz. Ein Anblick, der mich zuversichtlich stimmte.
Ich fuhr neben einen Ordner, der direkt vor dem Gatter stand, und zeigte ihm unseren Passierschein. Er warf einen Blick darauf und grinste, als er unsere Namen auf seinem Clipboard durchstrich. »Sie sind der Doc, was?«
»Der bin ich.«
»Gut. Es werden für Ihre Einheit noch ein Dutzend weiterer Wagen erwartet, dann geht’s los. Ich bin Barry, der Verbindungsmann Ihres Konvois. Ich begleite Ihre Gruppe bis zu Ihrem neuen Zuhause. Falls es Probleme geben sollte, können Sie mich jederzeit ansprechen.«
»In Ordnung.«
»Sie sollten jetzt das medizinische Equipment checken, das Sie mitnehmen werden, überprüfen, ob wirklich alles da ist. Ihre neuen Nachbarn kümmern sich
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