Die Dämonenfalle
aber wenn wir ihr die ganze Woche stehlen, in der sie mit Erik und dem Angel gevögelt hat, wird sie irgendwann merken, dass da was nicht stimmt. Eine solche Erinnerungslücke kann man nicht verschleiern. Letztlich wird ein Arzt unseren Eingriff an ihr aufdecken.«
»Kein Problem«, erwidert Ziggy. »Wir haben ja alle beide. Ich kann eine ihrer Eizellen befruchten und sie vor Morgengrauen wieder re-implantieren. Sie wird das Baby ihres jugendlichen Freundes kriegen. Niemand wird Verdacht schöpfen. Alles wird sein wie gehabt.«
»Außer, dass ihr anderer Liebhaber auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.«
Ziggy zuckte die Achseln. »In dem Alter ist so was nicht ungewöhnlich. Diese Kids haben doch ständig neue Beziehungen; Dutzende im Jahr, sogar mehr, wenn’s sein muss. Auch Erik wollte immer neue Mädchen in das Apartment des Angels bringen. Du sagtest, er war ganz scharf drauf, wollte sogar mit Imeldas Schwester ins Bett. Der geile kleine Bock.«
»Ja«, sagt Paul. »Höchste Zeit, dass der gute Erik so was wie Verantwortung lernt.«
Erik Horovi war die perfekte Gelegenheit für den Angel. Ein recht gut aussehender Bursche, doch ein wenig introvertiert, was ihn anfällig für jedes Mädchen machte, das seine Freundschaft suchte. Der Angel wechselte in seine weibliche Form und sprach den halben Tag lang mit Erik, der erst nervös, dannerfreut war, dass eine solche Schönheit überhaupt Interesse an ihm zeigte. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und schlug ihr ein Treffen vor. Verzweifelt versuchte er, seine Überraschung zu verbergen, als sie zusagte.
Das Bier und das milde Aerosolnarkotikum, das man in Kuhmos Bars legal kaufen konnte, hatten einen starken Effekt auf den drogenunerfahrenen Erik und benebelten seine Sinne an diesem Abend schon zu einem erfreulich frühen Zeitpunkt. Offenherziger als er sollte, erzählte er von den Vistak-Schwestern, besonders von Imelda, der älteren, und wie er sie aus der Ferne anhimmelte. Doch seinem verlockenden neuen Date schien es völlig egal zu sein, dass er über ein anderes Mädchen sprach. Sie sei, wie sie mit einem lüsternen Lächeln betonte, sehr liberal, was ihre eigene Sexualität anging. Der Schleier, den die sanften Drogen über Eriks Verstand legten, vermochte indes seine Erregung nicht zu dämpfen, als sie einander wissend anlächelten.
Imeldas erste Begegnung mit dem Angel fand am nächsten Tag statt; dessen Erinnerung an diesen Moment bestand allerdings aus einer verwirrenden Montage aus Gesichtern, die auf dem Haupthof des Campus vorbeiflogen, Gesprächsfetzen und dem Duft der schuleigenen Hibiskusbäume. Das Aroma der in voller Blüte stehenden Gewächse war es auch, das Paul auf dem Pfad der fremden Erinnerungen an einen Punkt zurückführte, an dem er durch eine Stadt mit hohen Türmen und herrliche Parks spazierte. Die Grünanlagen erinnerten nicht einmal entfernt an Kuhmos öffentliche Gärten. Silberweiße Regravkapseln glitten geräuschlos durch die Luft, während die rosafarbene Sonne am Scheitelpunkt eines wolkenlosen purpurfarbenen Himmels stand. Es war Teleba, einer der Planeten, die als Erstes besiedelt worden waren, und der nun im Herzen des Zentralen Commonwealth lag. Eine Welt der Higher-Kultur ohne verfallene Viertel, wie man sie in ganz Kuhmo fand. Ein Planet ohne Wirtschaftskrise, ohne Marktturbulenzen, welche die demografische Entwicklung eines ganzen Planeten durcheinanderwirbelnkonnten. Eine Welt ohne Verbrechen, da es hier nur wenige Verbote und Vorschriften gab. Das galt auch im Hinblick auf den Plan des Angels, der ganz als seine persönliche Angelegenheit betrachtet wurde. Er schlenderte über einen Boulevard, der von semiorganischen Baumskulpturen gesäumt wurde. Deren prismatische, sich stets verändernde Blätter waren denen der einzigartigen New Yorker Ma-Hon-Bäume nachempfunden. Informationen und Gedanken aus der superdichten planetaren Cybersphäre wirbelten wie Partikel eines vielfarbigen Schneesturms in seinem Kopf umher, um modifiziert oder beantwortet zu werden. Dies alles, während seine eigenen Fragen und Empfehlungen Eingang fanden in den alles durchdringenden Wissensfluss, um bezüglich ihrer moralischen oder ethischen Aspekte mit denen besprochen zu werden, die sich dafür interessierten. Zustimmung und Ablehnung umschwirrten ihn, als der Angel einen Platz überquerte, in dessen Zentrum ein riesiger Springbrunnen stand. Wie es schien, fühlte er sich durch die Debatte in seinem eigenen Entschluss
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