Die Dämonenfalle
über Geldgeber aus der Politik stolpern, werden andere Anhänger dieser Bewegung vom Direktorat nicht behelligt werden. Es herrscht bei uns immer noch Meinungsfreiheit, egal, wie unerfreulich manche Ansichten auch sein mögen.«
»Ich kenne Artikel eins unserer Verfassung, danke; immerhin hat Nigel sie mit aufgesetzt. Aber überlassen sie die Politiker getrost uns.«
»Und trotzdem verstehe ich das alles nicht«, meinte Paula. »Merioneth trägt sich kaum selbst. In den Planeten muss ständig investiert werden. Das muss diesen Leuten doch klar sein.«
»Ideologen denken selten rational.«
»Ja, eine für uns bequeme Erklärung, aber …«
»Hab’ ein Boot gefunden!«, rief Christabel in diesem Moment. Jeder im Wagen reckte den Hals, um einen Blick auf den Monitor zu werfen. Die Qualität des Satellitenbildes war nicht gut. Man erkannte die Küstenlinie in der Nähe der Abschussstelle – Land- und Wasserfläche teilten den Bildschirm in zweigleich große Hälften. Im Zentrum war ein grauer Pixelklumpen zu erkennen. »Timecode-Überprüfung«, sagte Christabel. »Okay, diese Aufnahme wurde fünfzehn Minuten vor dem Absturz gemacht.« Das Bild veränderte sich, als der Satellit auf seinem Orbit vorbeizog und nun den Küstenabschnitt weiter im Osten zeigte. Dort gab es einen kleinen Zeitsprung; dann erschien das Boot am Rand des Bildschirms.
»Wir werden es aus den Augen verlieren«, sagte Nelson. »Dieser Satellit bewegt sich zu schnell. Er wird zum Zeitpunkt des Abschusses nicht mehr über der betreffenden Stelle sein. Wann ist der nächste Durchgang?«
Christabel konsultierte ein Display. »Ein weiterer Satellit wird das Gebiet erst zweiundvierzig Minuten später überqueren. Demzufolge wurde der Zeitpunkt des Abschusses nicht aus der Luft erfasst. Schätze, das haben die Terroristen ebenfalls in ihre Planung mit einfließen lassen.«
»Ich muss nicht sehen, wie sie die Rakete abfeuern«, sagte Paula. »Ich brauchte nur die Bestätigung, dass sie mit dem Boot unterwegs waren. Aidan, gewähren Sie mir Zugriff auf jede Kamera in jedem Jachthafen von Ridgeview. Ich will sämtliche Bilddaten, die fünfzehn Minuten vor dem Abschuss bis jetzt aufgezeichnet wurden. Wir suchen nach einem eintreffenden Boot. Wenn sie den direkten Seeweg genommen haben, müsste es etwa zwanzig Minuten nach dem Angriff irgendwo dort einlaufen. Christabel, leg los.«
Aidan ließ sich auf dem Stuhl neben Christabel nieder und stellte mithilfe seiner Polizeiautorisierung Verbindungen zu den Jachthäfen der Stadt her.
»Wie viele Züge haben in der Zeit nach dem Anschlag den Planeten verlassen?«, fragte Paula Nelson.
»Sieben.«
»Besorg mir Zugriff auf die Bahnhofskameras.«
»Schon erledigt«, grinste er. »Ich leg’ dir sogar noch die Videoaufzeichnungen aus den Passagierabteilen obendrauf.«
Christabel brauchte kaum acht Minuten, um im Larsie-Jachthafenein Boot ausfindig zu machen, das gerade anlegte. Ein Mann in einem gelben Hemd ging von Bord. »Los geht’s«, verkündete sie nicht ohne Aufregung in der Stimme, als die Kamera zeigte, wie er auf dem hölzernen Steg von »Danney’s Bootsverleih« entlangging. Als er nah der Kamera vorbeikam, fror sie das Bild ein. Zu sehen war das rundliche Gesicht eines Mannes Ende vierzig mit vollen Wangen und einem beginnenden Doppelkinn. Die dunkle Haut zeigte Bartstoppeln; unter dem blauen Cap schaute dünnes graumeliertes Haar hervor. Das gelbe Hemd war am Hals geöffnet und entblößte eine dunkle Anhängerkordel.
»Nalcol, fahren Sie rüber zum Larsie-Jachthafen«, sagte Paula. »Wir haben das Boot gefunden. Captain, rufen Sie den Bootsverleih an und sagen Sie denen, dass wir das Beweisstück beschlagnahmen müssen. Es darf auf keinen Fall einer Reinigung unterzogen werden.«
»So gut wie erledigt«, erwiderte Aidan.
»Nelson, übermitteln Sie der RI die Daten der Bahnhof-Überwachungskameras. Man soll eine automatische Gesichtserkennung durchführen. Christabel, kümmer’ du dich um die Geschäftsbücher des Bootsverleihs. Wir müssen wissen, wer für das Boot bezahlt hat.«
»Ja, Chef.«
Die RI des Direktorats benötigte neunzig Sekunden, um jede Kameraeinstellung aus dem Bahnhof und den Passagierwaggons zu überprüfen und jedes dort aufgenommene Gesicht mit dem des Mannes aus dem Jachthafen abzugleichen.
»Da ist er«, rief Paula zufrieden aus, als der größte Bildschirm im Einsatzwagen ihren Verdächtigen zeigte, wie er am Hauptbahnsteig auf einen wartenden Zug
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