Die Dämonenfalle
DNA-Übereinstimmung zwischen Dimitros Fiech und der gefundenen Urinprobe. Hautanalysen, die sofort nach seiner Festnahme in der Sydney-Niederlassung des Direktorats vorgenommen wurden, wiesen zudem nach, dass Fiech chemische Rückstände eines Raketenausstoßes an Armen und Gesicht hatte. Auch hatten sich Aschespuren auf seinem gelben Hemd befunden. Man legte den Geschworenen die Bilder der Überwachungskameras des Larsie-Jachthafens und des Ridgeview-CST-Bahnhofs vor. Ein weiterer Beweis war die Hautzellen-DNA, die man auf dem Boot sichergestellt hatte.
»Die Beweise, die Dimitros Fiech mit dem Abschussort in Verbindung bringen, sind eindeutig«, schloss Stephan Dorge. »Er hat die Rakete abgefeuert, die hundertachtunddreißig Menschendas Leben gekostet hat. Und warum? Um seinen perversen ideologischen Standpunkt zu unterstreichen.«
Dimitros Fiech auf der Anklagebank schüttelte ungläubig den Kopf.
Die Verteidigung rief Paula Myo auf. »Ich würde mich gern auf das Auslesen von Dimitros Fiechs Erinnerungen an dem betreffenden Tag konzentrieren«, sagte Ms Toi. »Sie haben dies persönlich vorgenommen, nicht wahr?«
»Ja, das tat ich«, erwiderte Paula. »Sie enthielten nichts zu dem Abschuss selbst. Wir glauben, man hat ihm falsche Erinnerungen an seinen Tag in Ormal bei der gleichen Gelegenheit implantiert, zu der seine wahren Erinnerungen an das Attentat gelöscht wurden.«
»Falsche Erinnerungen? Sie meinen, jemand hat die in einem Studio produziert – so wie ein vollsensorisches Fernsehdrama?«
»Nein, ein Komplize fuhr an seiner Stelle nach Ormal, um ihm ein Alibi zu verschaffen. Diese Reiseerfahrung wurde aufgezeichnet und dann in Fiechs Hirn geladen.«
»Sie glauben also, dass jemand, der dem Angeklagten ähnlich sah, nach Ormal fuhr? Woher wissen Sie, dass er es nicht selbst gewesen ist?«
»Weil er zu diesem Zeitpunkt auf Nova Zealand eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen hat.«
»Aber die Person, die Persönlichkeit , die jetzt hier in diesem Gerichtssaal sitzt, hat das Geschoss nicht abgefeuert, nicht wahr?«
Paula schenkte der Verteidigerin ein kleines Lächeln. »Netter Versuch. Die Persönlichkeit des Angeklagten hat dafür Sorge getragen, dass ihm die derzeitigen Erinnerungen implantiert wurden, insofern ist er nun genau das, was er sein wollte.«
»Aber das, was er nun ist, entspricht nicht seiner ursprünglichen Persönlichkeit?«
»Wer weiß. Soweit mir bekannt ist, existiert kein Test, mit dem man eine Persönlichkeit identifizieren könnte. Wie auchimmer, jeder Psychologiestudent im ersten Semester wird Ihnen bestätigen, dass sich Persönlichkeitseigenschaften beständig im Fluss befinden. Sie ändern sich beispielsweise mit dem Älterwerden und manche sagen, die Persönlichkeit reife. Nur weil man sich nicht daran erinnert, ein Verbrechen begannen zu haben, ist man noch lange nicht unschuldig. Der Präzedenzfall wurde geschaffen, als die ersten Erinnerungslöschtechniken entwickelt wurden. Die Suspendierungskammern des Justice Directorate sind voller Krimineller, die sich lästiger, weil belastender Erinnerungen entledigt haben. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass Fiech sein gesamtes Leben bis zum Eintritt in die Firma Colliac Fak gelöscht hat. Was es uns praktischerweise auch unmöglich machte, tiefergehende Recherchen über die ›Armee zur Befreiung Merioneths‹ anzustellen. Wir wissen über diese Bewegung nur das, was dazu in den letzten sechs Monaten ermittelt werden konnte. In meinen Augen verrät ein solches Vorgehen den wahren Fanatiker.«
»Einspruch« erklärte Ms Toi. »Reine Spekulationen. Ich möchte, dass diese Aussage aus dem Protokoll gestrichen wird.«
»Aber Sie wollten doch meine Meinung über seine Persönlichkeit wissen«, konterte Paula.
»Einspruch abgelehnt«, sagte Richter Jeroen. »Das war eine zulässige Antwort in Bezug auf Ihre Fragestellung, Frau Verteidigerin.«
»Euer Ehren.« Ms Toi verbeugte sich leicht vor Richter Jeroen. »Investigator, Sie sagten, das Löschen von Erinnerungen sei üblich, wenn ein Verbrechen verübt wird.«
»Das ist richtig.«
»Haben Sie je davon gehört, dass einer Person für den Zeitpunkt eines Verbrechens andere Erinnerungen implantiert worden sind?«
»Ich persönlich bin noch nie damit konfrontiert worden, doch diese Methode ist relativ einfach. Man benötigt dafür, wie im Falle Fiech, nur einen Komplizen, der einen alternativen Tagesablauf aufzeichnet.«
»Gut, wenn ich Ihnen also die Erinnerung an den
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