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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ließ.
    Logan sah in regelmäßigen Abständen nach ihr. Jedes Mal, wenn er sie wach vorfand, verzog er das Gesicht. »Du solltest dich wirklich ausruhen.«
    »Ich kann nicht schlafen«, behauptete sie.
    »Soll ich dir eine Schlaftablette besorgen?«
    Alessa schüttelte nur den Kopf. Etwas zu sagen, wagte sie nicht aus Angst, er würde sie sofort durchschauen und herausfinden, dass sie absichtlich wach bleiben wollte.
    Am Abend brachte er ihr ein Sandwich und einen Teller Tomatensuppe ans Bett und leistete ihr Gesellschaft, während sie aß. Sie hatte nicht viel Hunger und kämpfte darum, zumindest einen Teil zu essen. Mit einem missbilligenden Blick betrachtete er das halbe Sandwich, das sie auf dem Teller liegen gelassen hatte, nahm ihn ihr jedoch ohne Kommentar ab und brachte ihn raus.
    Kurz darauf kehrte Kent zurück. Sie hörte ihn im Gang mit Logan sprechen und wartete darauf, dass er endlich zu ihr kam und ihr das Zeug brachte, um das sie ihn gebeten hatte. Sie hörte Schritte, doch die entfernten sich, dann wurde die Wohnungstür geöffnet und einen Moment darauf wieder geschlossen. Die Stimmen waren verstummt. Alessa konzentrierte sich. Sie lauschte in die Stille. Kent konnte unmöglich wieder gegangen sein! Sicher hatte er nur etwas vergessen und würde jeden Augenblick zurückkommen.
    Nach dem Essen und dem langen Tag, der hinter ihr lag, war sie mittlerweile so müde, dass es ihr selbst im Sitzen schwerfiel, die Augen offen zu halten. Nicht einmal der Schmerz hatte verhindern können, dass sie bereits zweimal eingenickt war.
    Sie brauchte das Zeug!
    Doch es war nicht Kent, der jetzt ins Schlafzimmer kam, sondern Logan. Er blieb im Türrahmen stehen und sah sie so lange schweigend an, dass Alessa mulmig wurde.
    »Kent kommt morgen wieder«, sagte er schließlich. »Allerdings ohne diesen Dreck, um den du ihn gebeten hast.«
    Alessa erstarrte. »Er hat es dir gesagt.«
    »Das schlechte Gewissen ist ihm fast aus den Ohren gequollen.«
    »Es war nicht seine Schuld, Logan.«
    »Das weiß ich.« Logan schüttelte den Kopf. »Ich glaube auch nicht, dass es ihm leichtgefallen ist, mir das zu erzählen – und ganz sicher hätte er dir diesen Dreck nicht besorgt. Dafür hat er mir gesagt, warum du nicht schlafen willst.« Er seufzte. »Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, einen Freund wie ihn zu haben. Allerdings solltest du versuchen, ihn nicht für einen derartigen Blödsinn zu benutzen.«
    »Logan, ich …« Was sollte sie sagen? Gab es überhaupt eine Erklärung für das, was sie getan hatte – eine, die er verstehen würde?
    Doch Logan brauchte keine Erklärungen. Langsam kam er näher und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Mein Gott, Alessa, du bist so stark«, sagte er ruhig. »Viel stärker, als du denkst. Du brauchst so einen Mist nicht!« Wieder schüttelte er den Kopf, dann fuhr er fort: »Ich möchte, dass du mir etwas versprichst.«
    Schon wieder? »Keine Drogen?«
    »Ich weiß, dass du es nicht noch einmal versuchen wirst.«
    Er klang weitaus überzeugter, als Alessa sich fühlte. Aber er hatte recht. Genau genommen wusste sie selbst nicht, was sie sich überhaupt dabei gedacht hatte, Kent darum zu bitten, ihr dieses Zeug zu besorgen. Sie hatte noch nie Drogen genommen, noch nicht einmal Zigaretten geraucht. Vermutlich würde schon ein Joint genügen, um sie aus der Bahn zu werfen, aber dieses Zeug …
    Logan schüttelte den Kopf. »Nein, ich will, dass du mir versprichst, deine Ängste nicht mehr für dich zu behalten und mit mir darüber zu sprechen.«
    »Du schreist mich nicht an?«
    »Ich will, dass es dir gut geht.« Er griff nach ihren Händen. Den linken Arm zu bewegen schmerzte, trotzdem entzog sie sich seinem vorsichtigen Griff nicht. »Der Dämon ist kleiner geworden, das hast du selbst gesagt. Ich denke, dass es eine Weile dauern wird, bis er wieder stark genug ist, um außerhalb deines Körpers zu erscheinen, und vielleicht kommt es gar nicht mehr so weit, wenn es dir gelingt, deine Fähigkeiten zu unterdrücken.«
    Er stand auf und zog sich den Stuhl heran. »Schlaf jetzt, ich bin hier und passe auf dich auf. Aber erst hole ich dir etwas gegen die Schmerzen.«

21
    W ährend der folgenden Tage wich Logan kaum von Alessas Seite. Er war froh, dass sie sich nicht länger gegen das Schmerzmittel und den Schlaf wehrte und darauf vertraute, dass er sie beschützte. Die Pistole hatte er immer in Reichweite, ebenso wie den Schürhaken, doch der Dämon zeigte sich nicht.
    Als Kent

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