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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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weit weg, als dass sie ihn mit ausgestrecktem Arm noch hätte erreichen können.
    »Was machst du für Sachen, Mädel? Hat dir niemand gesagt, dass Skalpelle nicht gut für die Haut sind?«
    Sie setzte zu einem Widerspruch an, doch er war schneller. »Komm mir jetzt nicht mit dem Chip«, sagte er, als könne er ihre Gedanken lesen. »Das winzige Ding saß direkt unter der Haut, sodass nicht mehr als ein Kratzer nötig war. Was du hier veranstaltet hast, war eine halbe Schlachtung, wenn ich Drake richtig verstanden habe.«
    »Ich musste es versuchen«, erwiderte sie matt.
    »Weißt du eigentlich, wie gefährlich das war?«
    »Ich lebe noch. Der Schmerz wird vergehen.« Aber die Kreatur war noch immer in ihr.
    Kent schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Zumindest nicht ausschließlich. Denk doch mal nach!« Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und fuhr sich über die Augen. So müde hatte sie ihn noch nie gesehen. »Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass du das Vieh mit deiner Aktion nicht hättest vernichten, sondern befreien können? Was, wenn es genügt hätte, dieses Samenkorn anzuritzen, um ihn rauszulassen? Dann hätte er erst dich abgemurkst und sich dann deinen Behördenfuzzi vorgeknöpft. Erzähl mir nicht, dass das dein Plan war!«
    Alessa starrte ihn entsetzt an. Der Gedanke, dass sie alles noch schlimmer hätte machen können, war ihr gar nicht gekommen.
    »Den Blick werte ich mal als ein Nein.« Er streckte den unversehrten Arm aus und griff nach ihrer Hand. »Mensch, Mädel, es reicht wirklich, wenn ich mir um Parker Sorgen machen muss.«
    »Mach dir meinetwegen keine Gedanken«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Ich komme schon wieder in Ordnung. Und ich versuche es garantiert nicht noch einmal. Geh lieber wieder zu Parker, statt deine Zeit bei einer Fremden zu verbringen.«
    Kent zog eine Augenbraue in die Höhe und bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Nach dem, was wir in der kurzen Zeit zusammen erlebt haben, bist du alles andere als eine Fremde für uns. Ich sag dir mal, wie ich das sehe.« Ohne ihre Hand loszulassen, beugte er sich nach vorne. »Es gibt nicht viele Seher, die aus der Gemeinschaft ausgestiegen sind. Genau genommen kenne ich nur uns drei persönlich. Und weißt du was? Irgendwie macht uns das zu einer Familie. Vielleicht nicht die übliche Form, aber du gehörst genauso zu uns wie unsere Comics. Entsprechend wird es mir wohl gestattet sein, mich um dein Wohl zu sorgen.«
    »Wow.« Es fiel Alessa schwer, etwas zu sagen, denn seine Worte hatten sie tatsächlich berührt. »Bewegende Ansprache. Ich hab es kapiert.«
    »Umso besser.«
    »Wieso bist du überhaupt hier? Was macht dein Arm und wie geht es Parker?«
    »Der fängt schon an, sich über das Essen und den fehlenden Fernseher auf der Intensiv zu beschweren – es scheint also bergauf zu gehen. Und mein Flügel hier«, er hob den Arm mit der Schlinge leicht an, »kommt auch wieder in Ordnung. Ich wäre ja gar nicht hier – und hätte überhaupt nicht mitbekommen, was du für Blödsinn machst –, wenn mich die Schwester nicht rausgeworfen hätte. Sie meinte, ein paar Stunden Schlaf und eine Dusche würden mir guttun und ich bräuchte mich vorher überhaupt nicht mehr blicken lassen.«
    »Und anstatt zu schlafen, kommst du hierher.«
    Er zuckte die Schultern und verzog gleich darauf schmerzhaft das Gesicht. »Ich wollte mich davon überzeugen, dass bei dir und dem Behördenfuzzi alles in Ordnung ist.«
    »Logan«, verbesserte sie schläfrig. »Sein Name ist Logan.«
    Kent verdrehte die Augen. »Du bist wirklich ziemlich verschossen in den Kerl, was?«
    »Verschossen reicht vielleicht nicht.«
    »Ich hoffe, deine Menschenkenntnis ist besser als deine Operationsideen.«
    »Das ist sie. Ganz bestimmt.« Sie warf einen Blick zur Tür, doch die war geschlossen. »Wo ist er überhaupt?«
    »Telefoniert. Wohl mit seinen Leuten. Es klang so, als würde ihm jemand Bericht erstatten. Vermutlich Bucky.«
    »Wer?«
    »Buckingham. Der Typ, der auf Parker aufpassen soll. Schräger Vogel. Ziemlich cool, aber ein grauenvoller Pokerspieler«, grinste Kent. »Ich hoffe, seine Ablösung hat es besser drauf. Es macht einfach keinen Spaß, die Kerle auszunehmen, wenn sie solche Anfänger sind.«
    »Pokern?«
    Dieses Mal beschränkte sich sein Schulterzucken auf die unverletzte Seite. »Die Zeit kann sich ziemlich in die Länge ziehen, wenn einen das Piepen dieser Höllenmaschinen auf jeden Herzschlag aufmerksam

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