Die Daemonenseherin
früh dran.«
Ihr Blick wanderte an Logan vorbei zu Alessa, deren Finger sich in seine Schulter gruben. Jackie runzelte die Stirn. »Alessa? Bist du das?«
»Das ist meine Freundin Kate«, behauptete Logan. »Entschuldige uns, wir sind in Eile und du solltest die Zeit meiner Männer nicht verschwenden, indem du sie warten lässt.«
»Halt die Luft an, Drake.« Wieder richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Alessa und strich ihr, ehe sie zurückweichen konnte, das Haar aus dem Gesicht. »Mein Gott, du bist es wirklich!«
Logan konnte spüren, dass Alessa drauf und dran war, die Flucht zu ergreifen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Ausgerechnet der Frau des Obersten Rates in die Arme zu laufen – etwas Schlimmeres hätte kaum passieren können.
Jackie ignorierte, dass Alessa vor ihr zurückwich, und griff nach ihrer Hand. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Meine Güte, weißt du, was für Sorgen ich mir gemacht habe, nachdem du verschwunden bist? Seit ich von diesen Versuchen gehört habe …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin froh, dass du lebst. Du kannst mir glauben, dass wir alles tun werden, um dir zu helfen.«
»Darum werde ich mich selbst kümmern«, erwiderte Logan hart. »Und du vergisst am besten, dass du uns gesehen hast.«
Jackies Blick ruhte lange auf Alessa, ehe sie sich wieder Logan zuwandte. »Pass gut auf sie auf, Drake. Wenn ihr deinetwegen etwas zustößt, bekommst du es mit mir zu tun! Klar?« Sie ließ Logan gar keine Gelegenheit zur Antwort und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf Alessa. »Lass dich von ihm nicht einschüchtern. Der ist wie sein Bruder – gar nicht so hart, wie er tut. Ich hoffe wirklich, dass wir uns wiedersehen, wenn das alles vorbei ist.«
Dann winkte sie den beiden noch einmal zu und marschierte davon.
Alessa stand wie gelähmt da.
»Ihr kennt euch?«, fragte Logan überrascht.
»Sie war eine meiner besten Freundinnen, bevor … Was hat sie hier zu suchen?«
»Ich habe dir doch von meiner Schwägerin erzählt.«
»Sie?!«
22
A uf der Fahrt zum Krankenhaus konnte Alessa an niemand anderes als Jackie denken. Es gab viele Fragen, die sie ihr hätte stellen wollen, doch sie war so sehr von ihrem Auftauchen überrascht gewesen, dass es ihr nicht einmal gelungen war, einen einzigen Ton herauszubringen.
Das letzte Mal hatten sie einander gesehen, kurz bevor Alessa sich auf den Weg ins Labor gemacht hatte. Sie musste sich große Sorgen gemacht und wer weiß wie lange nach Alessa gesucht haben.
Als der Schock, den die Begegnung mit Jackie in ihr hervorgerufen hatte, sich allmählich legte, begann sich Alessa zu fragen, ob sie ihnen nicht vielleicht sogar helfen konnte. Wenn es ihr gelang, Jackie auf ihre Seite zu bringen, standen ihre Chancen wesentlich besser, die Unterlagen aus dem Labor in die Hand zu bekommen.
Oder sie geht geradewegs zu ihrem Mann.
Sie konnten nicht riskieren, dass der Rat von ihrem Vorhaben Wind bekam und ihnen einen Strich durch die Rechnung machte. Auch wenn es verlockend war, Jackie um Hilfe zu bitten, war es am Ende vermutlich sicherer, sie aus allem herauszuhalten.
Wenigstens war das Gespräch mit Logans Team gut gelaufen.
»Alles klar?«
Logans Frage riss sie aus ihren Gedanken. »Ja.« Sie seufzte. »Ich weiß nur nicht, ob das Zusammentreffen mit Jackie gut oder schlecht war.«
»Ich fürchte, das wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. Ich werde später noch einmal mit ihr sprechen. Vielleicht finde ich ja heraus, ob sie vorhat uns einen Strick zu drehen.«
»Ich glaube nicht, dass sie uns verraten wird – zumindest nicht, wenn sie noch die Jackie ist, die ich kenne.«
»Witzig und leicht durchgedreht?«
Alessa nickte.
»Dann hat sie sich nicht verändert.«
Plötzlich musste Alessa lachen.
»Du findest das lustig?«
»Eigentlich ist es eher verrückt, aber ja: irgendwie auch lustig.« Von allen Männern hatte ihre beste Freundin ausgerechnet den Bruder des Mannes geheiratet, in den Alessa sich verliebt hatte. Manche Zufälle waren einfach merkwürdig.
Bis sie das Krankenhaus erreichten, ging es Alessa besser. Sie hatte ihren Schrecken überwunden und fühlte sich nach ihrer Begegnung mit Jackie eigenartig beschwingt, als hätte das Schicksal ihr einen Blick auf ihr altes Leben gestattet – und ihr einen Vorgeschmack auf die Zukunft gegeben. Eine Zukunft, in der Jackie ebenso ein Teil ihres Lebens sein konnte wie Logan.
Wenn alles gut ging.
»Hast du schon einmal daran gedacht, deinen
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