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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Bruder um Hilfe zu bitten?«
    »Solange ich nicht mit Sicherheit ausschließen kann, dass er uns nicht benutzt, um lediglich seine Versuchskaninchen zurückzubekommen, habe ich das nicht vor.« Er sah sie an. »Wir schaffen das auch ohne ihn.«
    »Sicher.« Hoffentlich.
    Alessa war froh, dass Logan trotz seines Drangs, sie zu beschützen, nicht versucht hatte ihr den Besuch im Krankenhaus auszureden. Seine gerunzelte Stirn und der verkniffene Ausdruck um seinen Mund waren ein deutliches Zeichen, dass es ihm nicht gefiel. Alessa mochte dieses Gefühl, von Sicherheit, das sie in seiner Nähe verspürte, und war froh, dass er bei ihr war und auf sie achtgab, doch nach all der Zeit im Labor konnte sie es nicht ertragen, eingesperrt zu sein. Logan schien das zu spüren, andernfalls hätte er sie vermutlich nicht aus dem Haus gelassen.
    Beim Anblick der Royal Infirmary fühlte Alessa sich an den Tag erinnert, an dem Parker und Kent eingeliefert worden waren. Sie war mit den beiden im Krankenwagen mitgefahren, doch von der Fahrt waren ihr lediglich der Anblick von Parkers Blut und das Piepsen des Herzmonitors im Gedächtnis geblieben.
    Am Empfang erfuhren sie, dass Parker auf Station B, Zimmer 356 verlegt worden war, und ließen sich den Weg dorthin erklären, ehe sie dem hellen Gang zu den Aufzügen folgten und in den dritten Stock fuhren.
    Sie hielten einander bei der Hand, ohne ein Wort zu sagen. Logan schien ebenso sehr in Gedanken vertieft zu sein wie Alessa. Sie fragte sich, ob auch er sich darüber den Kopf zerbrach, wie sie es in das Anwesen der Gemeinschaft hinein-und – ohne gefasst zu werden – wieder nach draußen schaffen sollten. Vielleicht stand für ihn auch gar nicht zur Diskussion, dass sie es schaffen würden, und er war längst mit der Frage beschäftigt, wie es danach weitergehen sollte. Alessa für ihren Teil machte sich große Sorgen. Das Anwesen war gut bewacht und gesichert. Bisher hatte noch niemand versucht dort einzubrechen. Von Zeit zu Zeit kletterten ein paar Jugendliche über die Mauer, um ihren Mut vor ihren Freunden zu beweisen, und wurden aufgegriffen, noch ehe sie einen Fuß auf das Grundstück setzen konnten. Meistens warfen die Wachen sie einfach wieder raus, nur bei denen, die sie bereits zum wiederholten Mal erwischten, riefen sie die Polizei und erstatteten Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
    Aber wie würden die Wachen reagieren, wenn sie ein Team der Behörde aufgriffen, das im Begriff war, ins Labor einzudringen? Alessa wusste nicht einmal, ob die Männer nicht vielleicht Order hatten, sich selbst um die Eindringlinge zu kümmern und diese verschwinden zu lassen.
    Das sind Wachen und keine Mörder! Im schlimmsten Fall würden sie die Polizei rufen. Zumindest hoffte sie das.
    Als sie den Gang erreichten, auf dem Parkers Zimmer lag, wurde Logan langsamer. Vor Zimmer 356 stand ein leerer Stuhl.
    »Wo ist Avery?« Sein Blick schoss den Gang entlang, am Schwesternzimmer vorbei, zum Kaffeeautomaten und wieder zurück zum Stuhl. Ein paar Schwestern eilten geschäftig über den Gang und ein Mann mit Krücken schleppte sich langsam voran. Sonst war niemand zu sehen.
    Als sie näher kamen, hörten sie Lärm aus dem Zimmer. Jemand schrie.
    »Du wartest hier.« Logan schob Alessa an die Wand und drückte ihr seinen Autoschlüssel in die Hand. »Wenn ich sage ›lauf‹, dann hau ab«, sagte er gedämpft. »Warte nicht auf mich. Nimm den Wagen und fahr zum Hauptquartier zurück. Die Jungs sollen auf dich aufpassen.«
    Wieder ein Schrei. Eindeutig Kent.
    Die Waffe in der Hand riss Logan die Tür auf, stürmte in den Raum und blieb abrupt stehen.
    Diesmal war es Parker, doch unter seinen Protestschrei mischte sich nun auch Gelächter. »Mann, das ist nicht dein Ernst«, hörte Alessa ihn rufen.
    »Doch. Her mit der Kohle!« Kent.
    Dann wurde es still.
    Alessa sah um die Ecke und hätte um ein Haar laut aufgelacht. Parker saß aufrecht im Bett. Auf der einen Seite hatte sich Kent einen Stuhl herangezogen, auf der anderen saß ein Mann mit blondem Bürstenschnitt. Das Tablett des Nachttischs schwebte über dem Bett und diente ihnen als Pokertisch. Zwischen den Karten lagen ein paar Münzen, doch keiner der Männer hatte mehr ein Auge für sein Blatt. Sie alle starrten Logan an, der endlich seine Waffe sinken ließ.
    Der Blonde warf seine Karten auf den Tisch und sprang so schnell auf, dass sein Stuhl ins Wanken geriet. »Boss! Alles im Griff.«
    »Das sehe ich.«
    Parker und Kent grinsten.
    »Ich

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