Die Daemonenseherin
und ich möchte nicht, dass ihr euch noch einmal meinetwegen in Gefahr begebt. Überlassen wir den Rest den Profis.«
Parker stöhnte. »Ich weiß echt nicht, ob die Fernbedienung das aushält.« Er griff danach und hielt sie in die Höhe. »Sieh dir das an! Die ist schon ganz abgenutzt von meiner verzweifelten Suche nach einem erträglichen Programm.«
Alessa deutete auf die Spielkarten auf dem Nachttisch. »Die sehen aber auch nicht mehr ganz neu aus. Ich möchte wetten, dass ihr zwei bis zu deiner Entlassung wahre Pokermeister seid.«
»Sind wir jetzt schon«, sagte Kent nicht ohne Stolz.
Alessa erwartete ein triumphierendes Grinsen in Parkers Zügen zu sehen, doch der Seher blickte überraschend ernst drein. »Hör mal«, sagte er plötzlich und klang dabei sehr nachdenklich. »Kent hat mir erzählt, was du versucht hast, und um ehrlich zu sein, hat mir das eine Scheißangst eingejagt. Versprich mir, dass du so etwas nicht noch einmal probierst.«
In letzter Zeit schien es, als müsse sie vielen Leuten viele Dinge versprechen. Sie verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Mein Wort darauf, dass ich kein Skalpell mehr anfasse.« Auf den Schmerz, der sie mit jedem Herzschlag an ihre Dummheit erinnerte, konnte sie in Zukunft gerne verzichten. Es musste einen anderen Weg geben – und Logan würde ihn finden.
»Und Finger weg von Drogen«, fügten Parker und Kent gleichzeitig hinzu.
Sie verkniff es sich zu sagen, dass es ihr gar nicht gelungen war, überhaupt ein Päckchen in die Finger zu bekommen. »Versprochen.«
Nachdem das geklärt war, ging Kent dazu über, ihr von seinem Krankenhausalltag mit Parker zu berichten, was in erster Linie bedeutete, dass er sich über seinen ewig nörgelnden Kumpel beklagte, der seiner Meinung nach auch noch beim Pokern betrog. Alessa musste viel lachen und ihn schließlich bitten, über etwas anderes zu sprechen, da sonst ihre Schulter explodieren würde. Der Schmerz war mittlerweile so weit angeschwollen, dass sie eine der Schmerztabletten nahm, die Logan ihr am Morgen in die Jackentasche gesteckt hatte.
Als Logan schließlich ins Zimmer zurückkam, war Avery bei ihm. Der blonde Soldat blieb vor Alessas Stuhl stehen und musterte sie, dann nickte er.
»Sie sind mir gleich bekannt vorgekommen.« Plötzlich hielt er ihr die Hand hin. »Mein Wort darauf, dass ich Ihnen nichts tun und Sie vor dem Maskierten und der Gemeinschaft beschützen werde.«
Es waren die ersten freundlichen Worte, die einer von Logans Männern an sie richtete. Das war ein Anfang. Erleichtert ergriff Alessa seine Hand und erwiderte seinen festen Händedruck. »Danke.«
»Ich muss noch mal weg«, sagte Logan an sie gewandt. »Du wartest am besten hier auf mich, dann kann Avery gleich beweisen, wie ernst es ihm mit seinem Versprechen ist.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde mich noch mal in der Wohnung des Professors umsehen.«
»Das kannst du dir sparen, Kumpel«, meinte Kent. »Da ist nichts.«
Alessa wusste inzwischen, dass bei seinem letzten Besuch Jackie bei ihm gewesen war, und bevor er sich selbst an die Arbeit machen konnte, hatte sie selbst ihn aus dem Krankenhaus angerufen.
»Habt ihr alles durchsucht?«, wollte Logan wissen.
»Nun ja, das kommt wohl auf deine Definition von durchsucht an.« Auf Logans grimmigen Blick hin schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht direkt. Aber der Professor sagte, dass alles vernichtet ist.«
»Etwas zu sagen und es zu tun, sind zwei Paar Stiefel, so viel solltet ihr Helden aus euren Comics gelernt haben. Ich bin bald zurück.« Er gab Alessa einen Kuss und war fort, ehe einer noch etwas erwidern konnte.
Eine Weile herrschte Stille, dann grinste Parker. »Zieh dir einen Stuhl ran, Avery. Mal sehen, ob du deine Kohle zurückgewinnen kannst.« Er sah zu Alessa. »Was ist mit dir? Du bist doch dabei?«
Sie pokerten, bis die Schwester kam, um Parker sein Mittagessen zu bringen. Kent holte für Avery, Alessa und sich selbst ein paar Sandwiches aus dem Automaten, die sie mit Cola hinunterspülten. Kaum war das Essen beendet, griff Parker schon wieder zu den Karten. Alessa fand es erstaunlich, wie viel Spaß sie dabei hatte. Ungeachtet aller Sorgen und Schmerzen schaffte sie es tatsächlich, die meiste Zeit nicht an ihre Probleme zu denken. Avery wirkte kein bisschen abweisend, er behandelte sie sogar noch freundlicher als zuvor, und schon bald gingen sie zum Du über. Und Parker und Kent waren … nun ja, eben Parker und Kent. Die wohl durchgeknalltesten
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