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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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geh dann wohl besser auf meinen Posten zurück.« Der Blonde nahm seine Jacke von der Stuhllehne und schlüpfte hinein, sodass sein Schulterholster nicht mehr zu sehen war. »Dann könnt ihr euch in Ruhe unterhalten.«
    Sein Haarschnitt und seine Bewegungen wirkten so militärisch, dass Alessa erwartete, ihn salutieren zu sehen, ehe er an Logan vorbeiging, doch das tat er nicht.
    »Vergiss nicht, deine Schulden einzulösen«, rief Kent ihm hinterher.
    Ohne sich umzudrehen, zeigte der Blonde ihm den Finger, was Kent nur zum Lachen brachte, und trat auf den Gang. Als er Alessa sah, runzelte er für einen Moment kaum merklich die Stirn, ehe er ihr knapp zunickte und neben der Tür Posten bezog.
    Alessa folgte Logan in der Gewissheit ins Zimmer, dass der Mann sie erkannt hatte. Zumindest war sie ihm bekannt vorgekommen, und spätestens in ein paar Minuten würde er sich wohl auch daran erinnern, wo er ihr Gesicht schon einmal gesehen hatte.
    Logan muss dringend mit ihm sprechen.
    »Lausige Pokerspieler, alle miteinander«, beschwerte sich Parker. »Ich hoffe, die sind im Kampf besser.« Dann sah er Alessa und streckte die Arme nach ihr aus. »Schön, dich zu sehen, Sorgenkind.«
    »Du nennst mich so?« Sie ging zum Bett und umarmte ihn vorsichtig. »Wie fühlst du dich?«
    »Grauenvoll«, seufzte er. »Nur öffentliches Fernsehen in der blöden Kiste. Kein Comic-Kanal. Nicht mal Comic-Verfilmungen. Der Laden hier ist echt die Pest in Tüten!«
    »Das soll heißen, er ist auf dem Weg der Besserung«, übersetzte Kent.
    Logan nickte. »Den Eindruck habe ich allerdings auch«, grinste er und ging zur Tür. »Ich werde Avery alles erklären.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, war er auch schon aus dem Zimmer.
    »Was will er ihm erklären?«, wollte Parker wissen. »Wie man pokert?«
    »Wohl eher, dass er mich besser nicht einfängt und an die Gemeinschaft ausliefert.« Alessa setzte sich auf den freien Stuhl, froh darüber, nicht länger stehen zu müssen. Obwohl der Schmerz halbwegs erträglich war, fühlte sie sich nach den Tagen, die sie größtenteils benebelt im Bett verbracht hatte, schwach und wackelig auf den Beinen. Ihr Ausflug ins Hauptquartier und die Anspannung, die den ganzen Morgen wie ein dicker Knoten in ihrem Magen gesessen hatte, hatten sie mehr Kraft gekostet, als sie zugeben wollte.
    Parker machte große Augen. »Sag bloß, dein Behördenfuzzi hat es bisher versäumt, sein Team aufzuklären?«
    »Nein, nicht ganz – nur Avery weiß es noch nicht.« Sie berichtete den beiden von ihrem Besuch im Hauptquartier und von Logans Plänen, in das Labor einzubrechen, um die Unterlagen zu stehlen.
    »Der Typ fackelt nicht lange, was?« Parker drückte einen Knopf an der Seite seines Bettes und fuhr die Rückenlehne ein Stück weiter nach oben. »Wie können wir ihm unter die Arme greifen?«
    »Das wird nicht nötig sein«, wehrte Alessa ab. Parker sah nicht aus, als könne er im Augenblick irgendjemandem unter die Arme greifen. Er war noch immer blass und seine Wangen wirkten eingefallen, als hätte er die letzten Tage nicht sonderlich viel gegessen. Sein Anblick erinnerte an einen Totenschädel. Und der Tod war es, den er ihretwegen beinahe gefunden hätte. Sie wollte nicht, dass einer der beiden noch einmal sein Leben für sie aufs Spiel setzte. Es war schon schlimm genug, dass Logan dazu bereit war.
    »Ich habe bereits angeboten, ihn und sein Team durch das Anwesen zu lotsen.« Als sie den erschrockenen Ausdruck auf den Gesichtern der beiden sah, fügte sie schnell hinzu: »Aus sicherem Abstand, über Funk.«
    Kent atmete erleichtert aus, doch Parker wollte nicht lockerlassen. »Es gibt noch ein oder zwei Leute drin, die uns einen Gefallen schulden. Vielleicht könnten wir einen von denen dazu bringen, uns die Unterlagen zu besorgen.«
    Noch mehr Pokerschulden? Alessa schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist. Je weniger Leute Bescheid wissen, desto besser.« Abgesehen davon wollte sie nicht auf die Hilfe von Menschen vertrauen, die weder sie noch Logan kannte. Sie wagte ja nicht einmal Jackie einzuweihen und da sollten sie sich auf jemand vollkommen Fremden verlassen?
    »Vermutlich hast du recht«, meinte Parker nachdenklich. »Ich komme mir nur so nutzlos vor. Seit Tagen liege ich hier herum und langweile mich zu Tode, während ich draußen gebraucht werde!«
    Alessa legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du hast wirklich schon genug für mich getan – ihr beide habt das –,

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