Die Daemonenseherin
ihr subkutan. Das wird die Wirkung des Betäubungsmittels aufheben.«
Einfach unter die Haut spritzen. Das war gut, damit hatte er Erfahrung. Trotzdem war er nicht sicher, ob er Burke über den Weg trauen konnte. Er packte sie bei der Kehle und presste sie gegen die Wand. »Wenn Sie versuchen mich hereinzulegen, werden Sie es bitter bereuen!« Nicht, dass er es nicht vorher bereuen würde, wenn er auf dieses skrupellose Miststück hereinfiel.
Er fuhr herum und lief zu Alessa zurück. Die Schublade, von der Burke gesprochen hatte, war unterhalb der Konsole ein Stück zurückversetzt worden, sodass man sie nicht auf Anhieb entdeckte. Logan zog sie auf und warf einen Blick auf die beiden Fläschchen darin – eines mit gelber, das andere mit hellgrüner Flüssigkeit. Keines hatte ein Etikett.
»Scheiße.«
Er nahm eine Einwegspritze heraus und riss die Verpackung auf, ehe er nach der gelben Flüssigkeit griff und die Spritze damit aufzog. Unschlüssig stand er da und sah Alessa an. Die Vorstellung, ihr etwas zu injizieren, von dem er nicht wusste, ob es sie nicht vergiften würde, ließ ihn zögern. Er legte die Spritze in die Schublade zurück und zog sich den Stuhl heran. Vorsichtig hob er Alessa aus dem Tank und setzte sich mit ihr auf den Armen auf den Stuhl. Sobald er saß, wickelte er die Jacke fester um sie, dann drückte er sie an seine Brust und rieb ihr über Arme, Beine und Rücken, um sie aufzuwärmen.
Er würde ihr die Spritze nicht geben. Das Risiko, dass Burke ihn hereinzulegen versuchte, war ihm zu groß. Stattdessen würde er über seinen Schatten springen und Devon bitten einen Arzt zu holen – einen vertrauenswürdigen .
Plötzlich riss Alessa die Augen auf und fuhr so ruckartig hoch, dass er Mühe hatte, sie festzuhalten. Er verstärkte seinen Griff und zog sie fest an sich.
»Es ist alles in Ordnung«, versuchte er sie zu beruhigen. »Du bist in Sicherheit.«
Sie blinzelte verwirrt, der Blick trübe und verhangen von der Wirkung des Betäubungsmittels. »Logan?«, flüsterte sie.
»Ich bin es.« Plötzlich hatte er einen Kloß im Hals, der ihm selbst diese drei Worte schwer machte. Als er ihr über den Arm strich, lehnte sie den Kopf an seine Brust und schloss die Augen wieder.
»Ich wusste, dass du mich nicht alleinlassen würdest«, murmelte sie.
Mit ihr auf den Armen stand er auf und ging auf den Gang hinaus, wo Devon ihm in Begleitung eines grauhaarigen Mannes entgegenkam.
»Das ist Doktor Yardes«, stellte er den Bärtigen vor. »Lass ihn einen Blick auf Alessa werfen, um sicherzugehen, dass sie wieder in Ordnung kommt.«
Sie brachten Alessa in einen der Untersuchungsräume und legten sie auf eine Liege. Die ganze Zeit über, während der Doktor ihren Puls und den Blutdruck überprüfte, ihre Pupillen untersuchte und noch einige andere Tests vornahm, wich Logan nicht von ihrer Seite. Er stand am Kopfende der Liege, wo er den Arzt nicht weiter störte, und strich ihr immer wieder über die Wange oder legte seine Hand auf ihre Schultern, um ihr zu zeigen, dass er da war.
Obwohl sich Alessa alle Mühe gab, den Anweisungen des Arztes Folge zu leisten, fielen ihr immer wieder die Augen zu. Trotzdem nickte der Mann nach einer Weile.
»Ich habe gerade von Doktor Burke gehört, dass man ihr ein ziemlich starkes Betäubungsmittel verabreicht hat«, sagte er schließlich an Logan gewandt. »Soweit ich das im Augenblick beurteilen kann, fehlt ihr nichts. Alles, was sie braucht, sind ein paar Stunden Schlaf. Falls es ihr binnen vierundzwanzig Stunden nicht besser geht, rufen Sie mich an.«
Logan nickte nur stumm.
»Danke, Doc.« Devon schüttelte dem Mann die Hand und brachte ihn zur Tür. Als er zu Logan zurückkehrte, warf er einen Blick auf Alessa. »Du hast es gehört. Sorg dafür, dass sie Schlaf bekommt. Und morgen sprechen wir in Ruhe noch einmal über alles.«
Logan wollte sich bei ihm bedanken, sich vielleicht auch für sein Verhalten entschuldigen; da ihm jedoch nach all den Jahren, in denen zwischen ihnen Schweigen geherrscht hatte, die passenden Worte fehlten, streckte er seinem Bruder einfach nur die Hand entgegen. Devon ignorierte den ausgestreckten Arm. Stattdessen umarmte er ihn und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
Es war ein ungewohnter Moment der Nähe, wie er ihn seit seiner Kindheit nicht mehr mit seinem Bruder erlebt hatte. Ein Moment, in dem er nicht so recht wusste, wie er reagieren sollte. Deshalb rettete er sich auf sicheres Terrain und kehrte zum
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