Die Daemonenseherin
ihres Kittels und zog sie auf die Füße. Eine Hand an ihrer Kehle, setzte er ihr mit der anderen die Pistole an die Schläfe. Ehe er jedoch seine Frage stellen konnte, spürte er Devons Hand auf seiner Schulter.
»Lass es mich auf meine Art machen«, sagte Devon neben ihm.
Alles in Logan schrie danach, die Frau nicht loszulassen, bevor sie ihm nicht gesagt hatte, was er wissen musste. Er hatte Alessa geschworen, sie zu beschützen. Wie konnte er da so kurz vor dem Ziel das Ruder aus der Hand geben? Er wusste nicht einmal, was Devon unter seiner Art verstand.
Trotzdem zwang er sich durchzuatmen. Während der letzten Stunde hatte sich sein Bruder durchaus als vertrauenswürdig gezeigt. Sie kämpften gegen denselben Feind. Logan zog seine Hand zurück und trat zur Seite.
Doktor Burke stand noch immer mit dem Rücken zur Wand. Das helle Haar fiel ihr in dünnen Strähnen ins Gesicht, doch sie machte sich nicht die Mühe, es zurückzustreichen. Stattdessen rieb sie sich die Kehle. »Was soll das?« Selbst jetzt schaffte sie es noch, empört zu klingen.
Du solltest die Hosen voll haben, Weib! Er war schon kurz davor, die Hand erneut nach ihr auszustrecken, als Devon sich ihm in den Weg stellte, den Blick fest auf die Ärztin gerichtet.
»Sehen Sie mich an, Doktor!«
Die Worte hatten etwas Zwingendes. Selbst Logan, der überhaupt nicht angesprochen war, spürte den Drang, seinen Bruder anzusehen. Burkes Augen hefteten sich auf Devon. Auch Logans Blick war noch immer auf seinen Bruder fixiert, bis eine Bewegung im Augenwinkel seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Devon mochte es gelungen sein, den Blick der Wissenschaftlerin zu fesseln, ihre Bewegungen hatte er nicht unter Kontrolle. Sie schob die Hand in ihre Kitteltasche.
»Devon!«
Logans Warnruf blieb nicht ungehört, statt jedoch seine Aufmerksamkeit auf Burkes Hand zu richten, wandte Devon sich zu Logan um. » Ich mach das!«, zischte er.
Die Ärztin zog eine Spritze aus der Tasche, umklammerte sie wie einen Dolch und holte aus. Logan war zu weit weg, um ihr die Spritze aus der Hand zu reißen, ehe sie Devon treffen konnte.
»Zurück!«, rief er. »Sie hat eine Waffe!«
Devon rührte sich nicht vom Fleck. Sein Blick streifte kurz die Spritze mit der farblosen Flüssigkeit, ehe er sich erneut auf die Augen der Wissenschaftlerin richtete.
»Fallen lassen!«
»Nein!« Burkes Stimme zitterte ebenso wie ihre Hand, die mitten in der Luft stehen geblieben war.
»Na los!« Diesmal packte Devon sie mit der Hand beim Genick und zog ihr Gesicht dicht an seines heran. Kleine Speicheltropfen sprühten von seinen Lippen, als er Wort für Wort betonend sagte: »Lassen Sie die Spritze fallen!«
Burkes Finger krampften sich zusammen und öffneten sich dann so abrupt, dass ihre Gelenke knackten. Die Spritze fiel zu Boden und zerbrach.
»Wo ist Alessa Flynn?«, verlangte Devon in demselben befehlenden Tonfall zu wissen.
»Ich kenne keine –«
Devon kniff die Augen zusammen und starrte die Frau an, als wolle er sie mit seinem Blick aufspießen. »Wo?«
Ein dünner Schweißfilm bildete sich auf Burkes Stirn. Ihre Pupillen zuckten hin und her, während sie darum kämpfte, sich aus Devons Blick zu lösen, doch es gelang ihr nicht, die Augen abzuwenden.
»Wo. Ist. Sie?« Devon ließ jedes Wort langsam über seine Lippen rollen, die Stimme so tief, dass es wie ein Grollen klang.
»Um die Ecke«, keuchte Burke, noch immer darum ringend, die Worte zurückzuhalten, doch sie konnte sich Devons Kräften nicht länger widersetzen. »Dritte Tür links.«
»Sperr sie zu den anderen!«, rief Logan seinem Bruder zu und war aus dem Büro, ehe dieser antworten konnte. Er rannte den Gang entlang, um die Ecke und riss die beschriebene Tür auf.
Im Zentrum stand ein sargförmiger Stahltank. Das Licht der Neonlampe spiegelte sich in der kalt glänzenden Oberfläche des geschlossenen Deckels. Aus Alessas Erzählungen wusste er, dass der Tank alles andere als ein Vergnügen war, doch was er sah, übertraf seine Vorstellungen bei Weitem. Der Isolationstank war um einiges kleiner, als er angenommen hatte. Jetzt, da er das Ding sah, begriff er zum ersten Mal das gesamte Ausmaß des Schreckens, den es auf Alessa ausübte. Wie konnte jemand so grausam sein, einen lebendigen Menschen in diesen Sarg zu sperren?
Der Tank stand auf einem Metallgestell, auf dem eine Gasflasche befestigt war, von der aus ein Schlauch in sein Inneres führte. Die weiße Farbe des Zylinders kannte Logan aus
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