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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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    Sie beugte sich ein Stück zur Seite, damit sie den Flur einsehen konnte. Einmal mehr streifte ihr Blick über den Leichnam des Professors, ehe sie den Mann entdeckte, der davor stehen geblieben war. Ein hochgewachsener Kerl in Camouflage-Hosen und Kampfstiefeln. Er trug ein olivfarbenes T-Shirt und zwei Schulterholster. Eine der beiden Pistolen hielt er in der Hand. Mit erhobener Waffe verharrte er auf der Schwelle und warf einen raschen Blick auf den Professor, ehe er sich im Wohnraum umsah. Der Lauf seiner Pistole folgte seinen Augen, als er sich einen schnellen Überblick verschaffte. Die Waffe noch immer im Anschlag ging er zum Wohnzimmerfenster und spähte nach draußen. Seine Lippen bewegten sich und Alessa glaubte einen stummen Fluch davon ablesen zu können. Zumindest hätte ein Fluch zu seiner finsteren Miene gepasst. Mit einem letzten Blick aus dem Fenster machte er kehrt und verschwand im Schlafzimmer.
    Einen Atemzug lang war Alessa versucht die Flucht zu ergreifen, doch er kam so schnell wieder zurück, dass ihr nicht einmal die Zeit geblieben war, die Hand nach der Schranktür auszustrecken. Mit eiligen Schritten war er an ihrem Versteck vorbei, zurück im Flur und ging neben dem Professor in die Hocke. Er legte zwei Finger an den Hals des alten Mannes. Die Waffe noch immer in einer Hand zog er mit der anderen ein Handy aus seiner Hosentasche und drückte eine Taste. Während er wartete, dass sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete, wanderte sein Blick wachsam umher.
    »Ich bin in Sparks’ Wohnung.« Seine Stimme klang überraschend warm und angenehm und wollte so gar nicht zu seinem grimmigen Tonfall und dem finsteren Gesicht passen. »Er ist tot. Ich brauche dich mit einem Spurensicherungsteam hier. Beeil dich.« Er schob das Handy wieder in die Hosentasche. Sein Blick kehrte zum Leichnam des Professors zurück. Diesmal war sein Fluch laut und deutlich zu hören.
    Alessa hätte selbst gerne geflucht, doch sie biss sich auf die Lippe und unterdrückte jeden verdächtigen Laut. Bevor die Spurensicherung kam, musste sie fort sein! Dafür musste sie an dem Kerl im Flur vorbei, doch der machte keine Anstalten, den Weg für sie zu räumen. Er hatte das Licht eingeschaltet und unterzog den Leichnam einer genaueren Untersuchung. Daran, dass der Mann ein Polizist war, zweifelte Alessa nicht. Die Frage war nur: Was hatte er in der Wohnung des Professors zu suchen?
    Immerhin würde er sie nicht erschießen, wenn er sie fand. Aber das machte ihre Lage keinen Deut besser. Sie hatte zu viel zu verbergen, als dass sie es riskieren konnte, der Polizei aufzufallen.
    Auf der Suche nach einer geeigneten Ablenkung sah sie sich um. Durch die angelehnte Schlafzimmertür erhaschte sie einen Blick auf die verspiegelte Tür eines Kleiderschrankes. Da sie auf die Schnelle nichts Besseres fand, richtete sie ihre Konzentration darauf. Sie senkte ihre Schutzschilde weit genug, um einen Teil ihrer Energie frei fließen zu lassen. Etwas zerrte an der Barriere, rüttelte daran und versuchte die Mauer zum Einsturz zu bringen, doch im Augenblick war Alessa stärker. Den Blick auf den Spiegel gerichtet ballte sie ihre Kräfte und ließ sie frei. Knackend und knirschend breiteten sich tiefe Risse über der Oberfläche des Spiegels aus, ehe er mit einem lauten Klirren zerbarst.
    Der Polizist fuhr herum und rannte mit der Waffe im Anschlag ins Schlafzimmer. Kaum war er über die Schwelle, richtete Alessa ihren Blick auf die Tür. Sie fiel krachend ins Schloss. Eine letzte Kraftanstrengung, dann rastete der Riegel ein. Schnell zog sie die Schutzschilde hoch und schottete ihren Geist wieder ab. Als sie die Schranktür aufstieß und nach draußen stolperte, hörte sie ihn nebenan an der Tür rütteln. Ein kräftiger Tritt und er wäre frei.
    Alessa eilte an der Leiche des Professors vorbei und stürmte die Treppen nach unten, aus dem Haus. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, rannte sie die Straße entlang und rannte und rannte, bis die Tür zu ihrem Apartment hinter ihr ins Schloss fiel und sie zitternd zu Boden sank.
    *
    Selbst zwei Stunden nachdem die Spurensicherung eingetroffen war, schäumte Logan noch vor Wut. Dass er sich im Schlafzimmer hatte einsperren lassen, war schlimm genug, viel mehr wurmte ihn allerdings, nicht einmal bemerkt zu haben, dass noch jemand in der Wohnung gewesen war. Sicher, er war vorsichtig gewesen, aber nachdem er die Zimmer einmal gefilzt hatte, war er davon ausgegangen, allein zu

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