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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Zukunft.
    Ihre Finger zeichneten träge Kreise auf seine Brust. Sie war versucht ihre Hand weiterwandern zu lassen, doch sie war mittlerweile so müde, dass sie nicht glaubte, seinen Verführungskünsten ein weiteres Mal gewachsen zu sein – zumindest nicht im Augenblick.
    Auch Logans Gedanken schienen andere Wege zu gehen. Als ihr die Augen zufielen, glaubte sie zu spüren, wie sich etwas an seiner Haltung veränderte, nicht viel, aber genug, um sie die Anspannung in jedem Muskel seines Körpers spüren zu lassen.
    Sie öffnete die Augen und suchte seinen Blick. Die Sorge, die sie darin fand, erschreckte sie. »Stimmt etwas nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist alles in Ordnung, schlaf ein wenig.«
    »Wenn alles in Ordnung wäre, würdest du mich nicht so ansehen.« Ihre Müdigkeit war wie weggewischt, vertrieben von einer diffusen Angst, die sich auf einmal in ihren Eingeweiden ausbreitete.
    Hatte er gerade nach seiner Waffe geschielt?
    »Logan, was ist los?«
    Statt sofort zu antworten, strich er ihr erst über das Haar, dann über die Schultern, ehe seine Hand auf ihrem Rücken innehielt, unmittelbar neben der Stelle, an der der Dämon unter ihrer Haut pulsierte. »Hast du in letzter Zeit deine Fähigkeiten eingesetzt?«
    Alessa zögerte, dann wurde ihr jedoch bewusst, dass es keinen Grund mehr gab, etwas vor ihm zu verheimlichen. »Ein paarmal«, gab sie zu.
    »Du darfst es auf keinen Fall noch einmal tun.«
    Seine Fürsorge war wie eine warme Decke. »Ich versuche es – glaub mir, das tue ich wirklich.«
    »Versuchen reicht nicht mehr.«
    »Was?« Diesmal war sein Tonfall so alarmierend, dass sie sich aufsetzte. »Logan, was weißt du?«
    Ihm war anzusehen, dass er gar nicht darüber sprechen wollte, doch schließlich seufzte er und setzte sich ebenfalls auf. »Als du mich aus dem Krankenhaus angerufen hast, war ich gerade mit meiner Schwägerin in der Wohnung des Professors. Devon hat sie mir aufs Auge gedrückt in der Hoffnung, dass sie dort Spuren findet, die für die Spurensicherung unsichtbar sind.« Er griff nach ihren Händen. »Sie hat etwas gespürt.«
    Alessa runzelte die Stirn. »Mich?«
    »Nicht nur.« Sein Blick fing den ihren ein. »Es war der Dämon. Sie sagte, er sei stark und bereits dicht unter der Oberfläche – kurz davor, auszubrechen.«
    Alessa wusste, dass er gewachsen war und an Kraft gewonnen hatte, sie erkannte es an dem schmerzhaften Pulsieren, das sich von oberhalb des Schulterblattes über den Rücken ausdehnte. Wie groß das Samenkorn geworden war, ließ sich bei einem Blick in den Spiegel schon lange nicht mehr ignorieren. Dass jedoch jemand anderes, eine vollkommen Fremde noch dazu, spüren konnte, wie mächtig die Kreatur in ihr war, hob alles auf eine vollkommen neue Ebene.
    »Alessa, das ist nicht alles.«
    Sie war nicht sicher, ob es eine Steigerung für das eben Gehörte geben könnte. Wenn sie allerdings in sein Gesicht sah, fürchtete sie, dass nach oben noch eine Menge Luft war. Die Anspannung in seinen Zügen und der Ernst in seinem Blick verhießen nichts Gutes.
    »Eigentlich wollte ich dir das nicht sagen«, fuhr er fort. »Aber vielleicht ist es nötig, um dir klarzumachen, dass du deine Fähigkeiten auf keinen Fall noch einmal benutzen darfst.«
    Als ob ich das entscheiden könnte.
    »Als ich vorhin aus der Dusche kam, hast du geschlafen – und über dir kauerte der Dämon.«
    »Was?!« Sie entzog ihm ihre Hände und richtete sich kerzengerade auf, als könne die Distanz zwischen ihnen seine Worte rückgängig machen, die ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohten. »Du musst dich irren. Wenn du den Dämon tatsächlich gesehen hättest, wäre ich jetzt tot!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wie diese Biester aussehen. Er war da. Ich war drauf und dran, ihn anzugreifen – deshalb der Schürhaken –, aber in dem Augenblick, in dem du aufgewacht bist, ist er verschwunden. Verblasst wie ein Gespenst bei Tageslicht.«
    Nur zu gerne hätte sie ihm entgegengeschleudert, dass das Blödsinn war und sie den Dämon unter Kontrolle hatte, aber die Erinnerung daran, wie schwer es gewesen war, die Mauer wieder hochzuziehen, nachdem sie den Maskierten in ihrer Wohnung in die Flucht geschlagen hatte, war noch zu frisch. Ohne Kent hätte sie es nicht geschafft.
    Am liebsten wäre sie aufgesprungen und davongelaufen, doch aus diesem Albtraum gab es kein Entkommen, ganz gleich wie schnell sie rannte. Logan hatte den Dämon gesehen. Wie lange würde es

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