Die Daemonenseherin
darin zuwandten. Uns holten sie nur noch, um die Auswirkung von Medikamenten und verschiedenen Behandlungsmethoden auf unsere Kräfte zu testen. Sie jagten uns Stromstöße durch den Leib, versuchten es mit Hitze und Kälte, versetzten uns in Erschöpfungszustände und pumpten uns mit Drogen voll. Erstaunlich, dass es uns gelungen ist, die Mauern in unserem Geist aufrechtzuhalten, ganz gleich wie vernebelt unser Verstand auch war.«
Logan spürte ihre Tränen auf seiner Haut. Da hob er ihren Kopf und zwang sie, ihn anzusehen. »Es ist vorbei«, sagte er ruhig, »und ich werde nicht zulassen, dass sie noch einmal Hand an dich legen.«
»Logan, du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet, nur weil wir …«
»Weil wir miteinander geschlafen haben?«
Sie nickte.
»Ich weiß nicht, ob das, was zwischen uns passiert ist, dir etwas bedeutet, aber ich kann dir sagen, dass ich noch nie einem Menschen wie dir begegnet bin.« Dass sie ihm unterstellte, sich nur für sie verantwortlich zu fühlen, da sie miteinander im Bett gewesen waren, versetzte ihm einen Stich. Bisher hatte er seinen Gefühlen womöglich nicht mit Worten Ausdruck verliehen, doch er hatte gehofft, sie würde auch so spüren, was sie mit ihm machte. »Du bist die Erste, die es jemals geschafft hat, mich zu faszinieren. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, bekomme ich dich nicht mehr aus meinen Gedanken. Wenn du jetzt also glaubst, es sei mir nur um eine schnelle Nummer gegangen, dann muss ich dir sagen, dass du auf dem Holzweg bist.«
»Logan, ich wollte nicht –«
»Ich bin noch nicht fertig«, unterbrach er sie, zu zornig für das, was er ihr sagen wollte, doch er konnte weder die Worte zurückhalten noch seiner Stimme einen weicheren Klang verleihen. »Du bist die Frau, die ich lieben könnte – wenn du mich lässt.«
Alessa starrte ihn an. »Ist das deine übliche Art, eine Liebeserklärung zu machen?«
»Keine Ahnung.« Er zuckte die Schultern. »Das ist die erste. Wenn sie dir nicht gefällt, können wir gerne noch ein wenig daran feilen. Vielleicht wirkt es besser, wenn ich dabei stehe oder zumindest ein paar Blumen in der Hand habe. Hosen wären vermutlich auch nicht schlecht, damit du nicht zu sehr von meinen Worten abgelenkt bist. Was meinst du?«
»Ich finde, dass es genau richtig war«, sagte sie lachend und weinend zugleich. »Höchstens die Wut könntest du beim nächsten Mal ein wenig drosseln.«
»Daran können wir arbeiten.« Unter leidenschaftlichen Küssen drängte er sie zurück, bis er über ihr lag. Seine Hände glitten zwischen ihre Schenkel. »Am besten frische ich als Erstes deine Erinnerung daran auf, wie es sich anfühlt, mit jemandem zu schlafen, der mehr als nur Sex von dir will.«
19
N achdem sie sich erneut geliebt hatten, lag Alessa in Logans Armen und zum ersten Mal seit langer Zeit fror sie nicht. Sie war müde, aber so glücklich wie selten zuvor. Dass ausgerechnet er, der eigentlich ihr Feind sein sollte, bereit war ihr zu helfen und sie zu schützen, erstaunte und berührte sie gleichermaßen. Was ihr Herz jedoch vor Glück rasen ließ, war die unausgesprochene Liebe, die in jeder Berührung und in jedem Blick von ihm lag.
Wie schon damals bei ihrer ersten Begegnung, als sich ihre Hände zufällig gestreift hatten, hatte sie auch dieses Mal etwas gespürt, sobald sie in Kontakt mit seiner Haut gekommen war. Doch die Kälte von damals war einem Gefühl von Wärme, Liebe und Lust gewichen. Logans Empfindungen zu teilen, während sie sich liebten, war so erregend wie nichts, das sie je zuvor erlebt hatte. Trotzdem ging das, was sie empfand, weit über körperliche Bedürfnisse hinaus.
Anfangs war es ihr schwergefallen, über den Dämon und ihre Zeit im Labor mit all den Experimenten zu sprechen. Jetzt, nachdem sie es getan hatte, fühlte sie sich gut. Erleichtert. Befreit. Und vor allem fühlte es sich richtig an.
Von Anfang an hatte sie sich zu Logan hingezogen gefühlt. Sie mochte seine Nähe und die ruhige Kraft, die er ausstrahlte. Er gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und Wärme, gleichzeitig brachten seine Berührungen sie fast um den Verstand. Alessa war schon früher in ihrem Leben verliebt gewesen, diesmal jedoch erlebte sie alles ganz anders. Was sie für Logan empfand, ging tiefer. Sie wollte ihn küssen, ihn berühren und in sich spüren, und wenn sie ihn ansah, war da noch so viel mehr – etwas, das über bloßes körperliches Verlangen hinausging: der Wunsch nach einer gemeinsamen
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