Die Daemonin des Todes
Moment. Mit vereinten Kräften gelang es den vier, die Tür zu schließen. Eisen knirschte über Granit, die Verriegelung rastete ein, und sie lehnten sich an die Tür und schnappten nach Luft.
Die Vampire warfen sich von draußen gegen die Pforte. Sie probierten die Klinke aus, doch sie bewegte sich nicht. Sie war verriegelt.
»Vergiss es, Niles«, sagte einer von ihnen. »Sie können nicht entkommen. Es ist wichtiger, dass wir die Leiche zur Heroldin bringen.«
»Mädchen mich verbrannt«, beklagte sich der Vampir namens Niles weinerlich in gebrochenem Englisch.
»Du kannst sie dir morgen Nacht holen«, erwiderte der andere. »Aber wenn du die Heroldin enttäuschst, wird sie dich an die Brut verfüttern.«
»Oh, also gut.«
In der Gruft starrten Xander, Willow, Cordelia und Oz in die fast tintenschwarze Finsternis. In der Decke war ein Riss, vielleicht vor Jahren durch ein Erdbeben entstanden, und durch diese Öffnung und einen Spalt über der Eisentür sickerte Mondlicht herein. Xander dämmerte, dass sich die Tür aus diesem Grund so schwer hatte schließen lassen. Sie musste sich irgendwie verzogen haben und passte nicht mehr richtig in den Rahmen.
»Glaubt ihr, sie sind weg?«, fragte Willow.
»Wie haben sie das gemeint, dass wir nicht entkommen können?«, fügte Cordelia nervös hinzu.
»Das könnte vielleicht etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass die Tür versperrt ist und innen keine Klinke hat«, sagte Oz schlicht.
Xander riss die Augen auf.
»Ist doch klar«, warf Willow hilfsbereit ein. »Warum sollte man auch an der Innenseite eine Klinke anbringen? Schließlich ist kaum damit zu rechnen, dass die Toten auferstehen und nach draußen wollen, was…«
Sie sah Oz an. »Wir sitzen in der Falle, nicht wahr?«
Oz nickte.
»Oh, wartet«, sagte Willow plötzlich. »Am besten sehen wir uns zuerst mal um.«
Sie griff in ihre Tasche und zog eine Schachtel Streichhölzer heraus. »Für Zaubersprüche und so«, erklärte sie verlegen. Dann zündete sie ein Streichholz an, und es flammte auf.
Es brannte nicht lange. Aber lange genug, um zu erkennen, dass dieses Mausoleum - im Gegensatz zu vielen anderen Grüften auf dem Shady-Hill-Friedhof - bis zum letzten Platz besetzt war. Es gab eine Reihe von Särgen und Steingräbern, von denen einige irgendwann in der Vergangenheit aufgebrochen worden waren oder sich durch die Erdbeben aus ihren Verankerungen gerissen hatten.
Aus einem verrotteten Sarg ragte ein Skelett mit auf der Seite liegendem Schädel hervor, sodass es aussah, als würden seine leeren Augenhöhlen sie anstarren.
Sie waren unter den Toten gefangen.
5
Buffy und Angel patrouillierten im verrufenen Viertel der Stadt, unweit vom Bronze. Matte Schatten überzogen das labyrinthähnliche Gewirr der engen Gassen, wie eine Deckschicht aus billiger Grundierfarbe auf einer rostigen Karosserie. Ein fauler Geruch aus Alter, Verfall und Schmutz stieg von dem alten Lagerhaus und den verrammelten, stillgelegten Gewerbebetrieben auf - eine Schuhwerkstatt, eine ausgebrannte Tankstelle und ein vietnamesisches Restaurant, das Pleite gemacht hatte. In der Dunkelheit huschten Ratten durch den Müll und Schutt und sorgten für ein paar Schrecksekunden, bis Angel und die Jägerin ihre Harmlosigkeit erkannten.
Neben einem Stapel runderneuerter Reifen, die sich an einem Maschendrahtzaun auftürmten, blieb Angel stehen und machte ein seltsames Gesicht.
»Was ist?«, fragte Buffy alarmiert.
»Nichts.« Er setzte sich wieder in Bewegung, wandte sich nach rechts und glitt in eine enge, stinkende, abfallübersäte Gasse.
Sie folgte ihm stirnrunzelnd. »Das war kein Nichts-Gesicht.«
Er zuckte die Schultern, während er hinter einen Mülleimer spähte. Manchmal versteckten die Vampire dort ihre frisch getöteten Opfer. Es war außerdem ein idealer Ort, um Penner zu finden, sofern man diese Absicht hatte. Was im Moment nicht der Fall war.
»Ich habe mich nur gefragt, nach welchen Kriterien das Bronze die Bands engagiert«, sagte er.
Buffy ließ ein ironisches Lächeln aufblitzen. Die Band, die an diesem Abend spielte, hatte für ihre Leistung im besten Fall eine Sechs minus verdient. »Du denkst daran, eine Gruppe zu gründen?«
Er lächelte matt. »Hast du mich je singen gehört?«
»Talent ist offenbar keine Voraussetzung«, sagte sie und neigte den Kopf in die Richtung, aus der die schauderhafte Musik von den graffitibeschmierten Ziegelmauern hallte. »Ich denke, das Geheimnis liegt eher darin, den
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