Die Daemonin des Todes
Insgeheim war Giles entsetzt, dass eine Schwester der Meinung gewesen war, dies der Tochter einer Patientin erklären zu müssen. Aber das spielte im Moment keine Rolle. Wichtig war nur seine Jägerin. Und die Mutter seiner Jägerin.
Buffy wies auf die Bücher. »Finden Sie mir den Krebsdämon und ich werde ihm in den Hintern treten.«
Für einen Moment waren sie still. Dann sagte Giles: »Ich werde heute Nacht für dich nach ihm suchen.«
»Danke.« Sie trank einen Schluck Tee. »Ich denke, beim nächsten Mal nehme ich einen Löffel Zucker, damit die Arznei nicht so bitter schmeckt.«
»Oh.« Er wollte schon aufstehen.
Sie winkte ab. »Nein, nein, nur ein Scherz.«
Wieder machte sich Schweigen breit. Dann sagte er: »Als Jenny starb, war ich eine Weile verrückt vor Schmerz. Ich dachte, ich würde nie darüber hinwegkommen.«
»Ich weiß«, nickte Buffy. »Mir ging es nicht viel anders.«
Er sah sie liebevoll ab. »Ich bin noch immer nicht darüber hinweg, Buffy. Ich würde dir nur zu gerne sagen, dass alles wieder gut wird. Als wir uns kennen gelernt haben, hätte ich das auch getan. Aber ich habe zu viel Respekt vor dir. Ich muss dir ganz offen sagen, dass du einer der stärksten Menschen bist, die ich kenne.«
Er griff nach seiner eigenen Teetasse und hielt sie in der Hand. »Du hast bereits viel mehr Schmerz ertragen, als die meisten Leute in ihrem ganzen Leben. Dein Mut inspiriert mich. Er gibt mir Kraft, und dafür danke ich dir.«
»Oh.« Buffy sah verlegen drein. »Nun ja, ich…« Sie zuckte die Schultern. »Ich bin die Jägerin.«
»Nein. Jägerinnen sind körperlich stärker als andere Menschen. Und die meisten von ihnen hatten keine Gefährten. Und somit auch keinen Liebeskummer. Aber dein Herz ist mindestens zweimal gebrochen worden, und dennoch bist du tapfer genug, weiter zu lieben. Für mich ist das eine tröstliche Erkenntnis, die mich hoffen lässt, dass auch ich eines Tages jemand finden werde, den ich so sehr lieben kann, wie ich Jenny Calendar noch immer liebe.«
»Ich auch«, sagte sie heiser. Sie stellte ihre Teetasse ab. »Danke.« Sie stand auf.
»Wolltest du nicht mit mir über Veronique sprechen?«, fragte er. »Hast du irgendetwas Neues über sie erfahren?«
Buffy schüttelte den Kopf. »Ich habe von Ihnen bekommen, was ich wollte.« Sie wandte sich zur Tür. »Wir sehen uns morgen in der Schule. Ich habe allen gesagt, dass wir uns zu einer Einsatzbesprechung in der Bibliothek treffen.«
»Sehr gut.« Er brachte sie zur Tür. »Ich hoffe, du findest etwas Schlaf, Buffy.«
»Danke.« Sie ging hinaus. Dann drehte sie sich noch einmal um. »Giles, äh, wegen dieser Vormundsache - danke.« Sie zog die Schultern hoch.
»Gehen wir einfach davon aus, dass es nicht nötig werden wird.« Er lehnte sich an den Türrahmen und sah ihr nach. »Aber du bist immer bei mir willkommen, Buffy.«
Sie legte den Kopf zur Seite, als hätte sie ihn gehört, ging aber weiter, ohne sich umzudrehen. Er wartete, bis die Nacht sie verschluckt hatte. Dann schloss er die Tür und wurde plötzlich von Melancholie erfasst. Das Leben ist voller unerfüllter Wünsche, dachte er.
Entschlossen griff er nach Buffys Tasse und trug sie in die Küche. Er machte sich frischen Tee, tat eine Menge Milch und Zucker hinein und setzte seine Nachforschungen fort.
Vielleicht gab es keine Krebsdämonen, aber es gab uralte Wesen, die über große Heilkräfte verfügen sollten. Wenn eins existierte, das Joyce Summers helfen konnte - und wollte -, würde er es finden.
Am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang wanderte Willow nervös zwischen den Grabsteinen des Shady-Hill-Friedhofs umher. Sie war aufgewacht, als es draußen noch pechschwarz gewesen war. Nun glühte ein Hauch von Farbe wie Feuer am fernen Horizont und der dunkle Himmel wies einen Streifen immer heller werdenden Blaus auf. Die Sterne sahen fast künstlich aus, während das sich ankündigende Sonnenlicht sie vom Himmel wischte. Willow wusste, dass ihre Freunde ausnippen würden, wenn sie wüssten, was sie vorhatte. Aber sie hatte ein Versprechen gegeben, das sie einlösen wollte, und es gab keinen Grund für die anderen, so früh aufzustehen wie sie.
Ihre Taschenlampe wurde mit dem dämmernden Morgen überflüssig, aber Willow ließ sie an. Sie würde sie gleich wieder brauchen. Die Tür zur Hart-Familiengruft stand weit offen. Willow blieb auf der Schwelle stehen, leuchtete mit der Taschenlampe jede Ecke und jeden Winkel aus und zuckte beim Anblick
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