Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonin des Todes

Die Daemonin des Todes

Titel: Die Daemonin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
der Totenschädel und Knochen leicht zusammen. Sie hielt den Atem an und flüsterte ihren Schutzzauber. Dann öffnete sie ihren Geist und ihr Herz. Und sie rief leise in die Dunkelheit.
    »Lucy?«
    Keine Antwort. Sie hatte im Grunde auch keine erwartet. Die ruhelosen Geister in der Gruft waren nicht stark genug, um sich wie Lucy Hanovers Geist nach Belieben manifestieren zu können, und Lucy selbst verbrachte offenbar den Großteil ihrer Zeit auf den Geisterstraßen. Es war möglich, dass sie noch immer irgendwo in Sunnydale war - sie hatte gesagt, dass es in dieser Region viele verlorene Seelen gab, die Hilfe brauchten -, aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sie einfach in der Nähe der Hart-Gruft herumhing und auf Willows Rückkehr wartete.
    Nervös schaute sich Willow zum Friedhof um und spähte dann wieder in die Gruft. Sie hätte sich viel besser gefühlt, wenn Lucy bereits hier gewesen wäre. Nicht ganz so allein. Was ziemlich verrückt war, wenn man bedachte, dass Lucy schon seit über einem Jahrhundert tot war.
    Sie ist ein Geist, sagte sich Willow. Aber dann fiel ihr noch etwas anderes ein. Sie ist außerdem eine Jägerin, und es ist immer ein Trost, eine Jägerin in der Nähe zu haben.
    Nicht, dass Lucy in der letzten Zeit noch viel zum Jagen kam.
    »Lucy?«, rief sie wieder.
    Noch immer keine Antwort. Willow machte ein entschlossenes Gesicht und trat tiefer in die kalte Gruft hinein. Sie streute Rosmarin auf den Boden und die Knochen.
    »Geister der Toten, ich rufe euch«, sang sie das Ritual der Besessenheit. »Ich bin euer Tor zur Welt.«
    Sie schloss die Augen. »Durch mich erinnert ihr euch an euer Glück, euren Kummer, eure Triumphe und eure Niederlagen. Durch mich könnt ihr die Welt wieder sehen. Ich bin das Tor. Ich bin der Osten, der Westen, der Norden und der Süden. Ich bin die Sonne und der Mond. Ich bin die fünf Sinne und das Herz.«
    Energie baute sich in ihr auf. Es war wie ein elektrischer Strom, eine Spannung, die tief in ihr summte. Es war, als wäre im Zentrum ihres Körpers ein Schalter umgelegt worden. Langsam breitete sich die Spannung aus. Willow war überrascht, wie physisch es sich anfühlte. Sie hatte erwartet, dass es eine mehr geistige, mehr spirituelle Erfahrung sein würde.
    »Geist und Materie, vereinigt euch«, sagte sie und öffnete die Augen.
    Sie streute noch mehr Rosmarin auf den Boden und zündete mit einem Streichholz eine
Chakra-Kerze an, die sie sich im Dragon’s Cove gekauft hatte. Der warme, helle Schein warf ihren Schatten an die Wände der Gruft.
    Dann teilte sich ihr Schatten in viele Schatten auf, die sich unabhängig von ihr bewegten. Die Gruft war von Seufzern und Ächzern erfüllt, und Willow zitterte, als die an die Erde gefesselten Geister versuchten, sich in ihrer Wirklichkeit zu verankern.
    Während die Schatten über die moosbedeckten Wände huschten, atmete Willow tief und regelmäßig durch.
    Die Geister fuhren in sie, ergriffen von ihr Besitz. Willow versteifte sich.
    »Wir sind hier«, sagten sie mit ihrer Stimme. »Wir sind bei dir, junges Leben. Wir danken dir, dass du dein Versprechen gehalten hast.«
    »Ja«, sagte Willow langsam. »Ich spüre euch.«
    Im Kerzenschein wandte sie sich ab, verließ die Gruft und ging den Hügel des Friedhofs hinunter Richtung Stadt.

    Cordelia lag in ihrem Zimmer und dachte ans Altwerden. Sterben war zu abstrakt. Falten und Zellulitis… nun, diese Dinge konnte sie sich gut vorstellen. Viel zu gut, um genau zu sein.
    Ich will nicht alt werden, dachte sie unglücklich. Andererseits will ich auch nicht schon morgen sterben.
    Aber sie konnte nicht verstehen, wie eine gebrechliche, runzlige alte Frau glücklich sein konnte. Wie sie erhobenen Hauptes bei Neiman’s oder sonst wo eine bessere Bedienung verlangen konnte. Cordelia schien beinahe zu erwarten, dass jeder, der hässlich oder alt aussah, einfach davonschlurfte und die Welt den schöneren Menschen überließ.
    Das Alter, dachte sie. Dann drehte sie sich auf die Seite und schloss die Augen. Sie begann zu dösen. Wie alt ist zu alt? Wann ist es besser, einfach das Handtuch zu werfen, wie man so schön sagt?

    Die Sonne ging allmählich auf, aber Cordelia zog die Bettdecke über den Kopf.
    Das ist sowieso zu kompliziert und außerdem deprimierend.
    Und ich brauche meinen Schönheitsschlaf.
    Die Sonne ging auf. Willow stand unter einem Jakarandabaum, dessen Duft die Geister in ihrem Körper zum Seufzen brachte. Der farbenprächtige Sonnenaufgang versetzte

Weitere Kostenlose Bücher