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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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liegt.«
    »Behält man beim Sturz die Waffe in der Hand?«
    »Könnte sein, vielleicht durch den Krampf – aber das ist nicht zwingend.«
    Freiberg hob kurz die Hand. »Danke, Doktor, und auf Wiedersehen.«
    »Und was ist, wenn dem jemand nachträglich die Pistole in die Hand gedrückt hat?« fragte Mauser.
    »Dann hättest du deinen Dreispalter, und der Blätterwald würde rauschen«, antwortete Lupus und grinste. Mauser griff nochmals zur Kamera. »Darf ich?« Freiberg nickte. »Tu dir keinen Zwang an. – Und für die morgigen Zeitungen ganz dick raus damit.«

 
    5
     
     
     
    Fräulein Kuhnert hatte gespannt auf die Rückkehr ihrer Mannen – so nannte sie das Team des 1. Kommissariats – gewartet. Ihre Neugierde in Sachfragen stand dem Eifer nicht nach, mit dem sie über die Funktion einer Sekretärin hinaus die Arbeit ihres Kommissariats unterstützte. Sie war eine appetitliche, rundum vollwertige Erscheinung, stets hilfsbereit und hatte eine gesunde Portion Humor. Kein Wunder, daß der blonde Ahrens sofort angebissen hatte. Die Empfehlung von Lupus, »Heirate keinen Polizisten«, war bei ihr auf taube Ohren gestoßen. Aber noch war es nicht soweit. Als Ehepaar hätten Ahrens und sie wohl nicht gemeinsam im 1. Kommissariat weiterarbeiten können. Also hieß es abwarten und die Liebe ohne Trauschein genießen. So gut katholisch, das als Sünde zu empfinden, war sie nicht. Ihr Auserwählter hatte ohnehin das falsche Gesangbuch.
    Sie war noch damit beschäftigt, die gespülten Kaffeetassen und frisches Kleingebäck auf den Besprechungstisch zu stellen, als ihre Mannen zurückkamen.
    »Nun?« fragte sie sofort. »War es Selbstmord?«
    »Zumindest auf den ersten Blick sieht es so aus«, knurrte Kommissar Freiberg unzufrieden. »Aber da gibt’s auf die einfachsten Fragen keine schlüssigen Antworten. Oder wissen Sie, ob ein Selbstmörder die Waffe in der Hand behält, nachdem er sich ins Herz geschossen hat und wie ein nasser Sack umfällt?«
    »Weiß ich nicht – glaub’ ich aber nicht. Noch Kaffee?«
    »Aha, frisches Gebäck. Dann ja.« Auch Lupus und Ahrens nickten. Der frühe Dienstbeginn nach einem Hoppla-hopp-Frühstück hatte sie alle auf den Kaffeetrip gebracht. Die Versuche, auf Tee umzusteigen, waren auch von Freiberg, dem Leptosomen mit empfindlichem Magen, schon bald wieder aufgegeben worden. Zum Glück bereitete ihm der Kaffee keine großen Schwierigkeiten, und er schmeckte allemal besser als abgestandener Tee.
    Alle hatten die Jacken ausgezogen, die Waffen abgelegt und streckten wohlig seufzend die Füße unter den Tisch.
    »Ich finde es wirklich unverschämt, daß der Kerl keine Papiere bei sich hat«, meckerte Lupus. »Außerdem muß der doch ‘ne Macke haben, sich ausgerechnet neben diesem häßlichen Denkmal zu erschießen – wenn es überhaupt Selbstmord war. Vielleicht hat er noch gerufen ›Vivat!‹ oder ›Hurra für Kaiser und Reich‹, bevor er abgedrückt hat.«
    »Spinner gibt es auch bei der Kripo«, stellte Freiberg sachlich fest.
    Der blonde Ahrens hockte still am Tischende. Seine Augen hatten sich an seiner Kuhnert festgesogen. Sie drückte ihm sacht ihr Knie in die Seite, als sie seine Tasse füllte.
    Der Kommissar trank seinen Kaffee in kleinen Schlucken und zerkrümelte gedankenvoll ein Plätzchen. »Das gefällt mir nicht! Die Pistole in der Hand – das Ding ist viel zu schwer!«
    »Ob unser Erkennungsdienst noch etwas in der Kleidung findet?« überlegte Lupus.
    Freiberg sah ihn eine Weile an. »Das Portemonnaie! Das sollten wir uns noch mal vornehmen.«
    »Ich hol’s«, sagte die Kuhnert und verschwand.
    »Unsere Hulda ist Gold wert«, stellte Lupus fest. »So ein Prachtkind ist viel zu schade für unseren Ahrens.«
    Der lächelte. »Verkneif dir lieber den Vornamen; du weißt doch, wie sie darauf reagiert. Von diesem Erbteil ihrer Patentante will sie nichts wissen – klingt ja auch furchtbar altmodisch.«
    Lupus legte den Kopf schief und blinzelte Ahrens zu: »Ich möchte doch zu gern wissen, wie du dein Herzblatt in euren schwachen Stunden nennst.« Er war aufgestanden und sah aus dem Fenster zum Siebengebirge jenseits des Rheins hinüber. Leise summte er: »Ist denn kein Stuhl da für meine Hulda…«
    »Mensch, du kannst einen heute aber wieder nerven«, fuhr Freiberg ihn an. »Setz dich hin, und laß dir was zu unserer Leiche einfallen.«
    Nach kaum zehn Minuten kam die Besungene zurück. »Hier, mit schönem Gruß vom Erkennungsdienst. – Spuren sind

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