Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
gesichert. Neunhundertsechs Mark fünfzig und ein Glückspfennig sind drin. Der Betrag sei aktenkundig, haben mir die Widerlinge noch mit auf den Weg gegeben.«
    Freiberg drehte das Portemonnaie hin und her; dann schüttete er den Inhalt auf den Tisch. Lupus zählte die Scheine und Münzen.
    »Stimmt!«
    »Und was ist das hier?« Freiberg zog mit dem ausgestreckten Mittelfinger eine Münze zu sich heran. »Der Glückspfennig, der den Tod nicht verhindert hat, blank poliert und exotisch – altes Geld der DDR. Spielgeld, oder wie haben die Ossis das genannt?«
    »Sieh mal einer an«, meinte Lupus und sah nicht sehr intelligent aus, »wie finde ich denn das?«
    »Vielleicht stammt der Tote von drüben«, sagte Ahrens.
    »Drüben gibt’s nicht mehr!« konterte Lupus. »Wir sind alle…«
    »Halt den Schnabel!« Freiberg schob die Münze hin und her. »Makarow-Pistole und DDR-Münze. Da könnte man schon einen Zusammenhang sehen. Was ist mit der Kleidung?«
    »Ist gerade erst von der Rechtsmedizin gekommen; die Untersuchung im Labor dauert noch ein paar Stunden«, berichtete Fräulein Kuhnert. »Auch die Untersuchung der Waffe läuft.«
    »Ob die Makarow schon bei anderen Straftaten benutzt worden ist, wird KTU erst in ein paar Tagen wissen«, stellte Freiberg fest. »Darauf können wir nicht warten. – Also, Arbeitsbasis…?«
    »Mordverdacht!« antwortete Lupus mit einem Seufzer.
    Der Kommissar warf den Glückspfennig hoch, um ihn mit der flachen Hand wieder aufzufangen. »Egal wie er fällt – von diesem Selbstmord muß uns der Tote erst noch überzeugen.«
    Erst am späten Nachmittag verfügte das 1. Kommissariat über einige halbwegs schlüssige Erkenntnisse. Das vorläufige KTU-Untersuchungsergebnis sprach von einem Nahschuß ins Herz, also nicht von einem Kontaktschuß oder aufgesetzten Schuß, wie er beim Selbstmord typisch ist. Das Projektil war aus einer Entfernung von zwanzig bis vierzig Zentimetern abgefeuert worden. Aber das, so sagt die Lehrmeinung, ist auch bei einem Selbstmord durchaus möglich. Allerdings wies die Hand des Toten keinerlei Ablagerungen wie Pulverschmauch oder Pulvereinsprengungen auf, die bei der Selbsttötung regelmäßig auftreten. Diese Befunde waren durch Infrarotfotos erhärtet. – Die Vermutung der Tötung durch fremde Hand lag also näher als die Annahme eines Selbstmordes.
    Die Untersuchung der Kleidung hatte nicht viel erbracht. Tweedjackett und Hose von Boss; leicht grüngetöntes Hemd mit dem Krokodilzeichen, Unterwäsche von Schiesser. Durchaus Qualitätsmerkmale; aber das alles konnte in vielen Geschäften Deutschlands und auch im Ausland gekauft worden sein. Auch die Markenschuhe gehörten in diese Kategorie. Neue Ansätze für Ermittlungen gab es also nicht. Was blieb, waren die Makarow und der Glückspfennig. Wenig genug für die Aufklärung einer pietätlosen Freveltat am Denkmal des eisernen Kanzlers.
    Professor Klenze vom Institut für Rechtsmedizin hatte die Todeszeit mit 24 Uhr plusminus einer Stunde bestätigt und ausdrücklich auf die fest eingearbeitete, dreigliedrige Gebißprothese aus Gold im rechten Oberkiefer hingewiesen; ebenso auf die Narbe einer Gallenoperation. Der übrige Befund ließ darauf schließen, daß sich der etwa vierzigjährige Mann in guter körperlicher Verfassung befunden hatte.
    Viel war das nicht. Immerhin würde man den Toten identifizieren können, wenn Erkenntnisse von dritter Seite eingehen sollten. Aber die gab es bisher nicht. Und den Beweis für Selbstmord hatte der Tote auch nicht erbracht. Jetzt blieb abzuwarten, welche Reaktionen auf die Artikel von Presse-Mauser eingingen.
    »Also, Freunde«, verabschiedete Kommissar Freiberg seine Mitarbeiter schon am Nachmittag, »morgen früh geht’s weiter. Eine halbe Stunde vor der üblichen Zeit bei mir in 306!«
    »Ich opfere mal wieder Mutters Taschengeld und bringe einen Satz Zeitungen mit«, erklärte Lupus ungefragt. »Oder hat jemand etwas anderes erwartet?«
    »Express kaufe ich«, bot Fräulein Kuhnert an.
    »Übernehmt euch nicht«, sagte Freiberg. »Ich möchte heute endlich mal wieder in Ruhe mit Sabine zu Abend essen und richtig ausschlafen.«
    »Allein?« fragte Lupus.
    »Dumme Frage«, lautete die kurze Antwort. »Sieh lieber zu, daß du nach Hause kommst. Helga wird bestimmt nicht böse sein, ihren Mann rechtzeitig für die Arbeit in Haus und Garten zur Verfügung zu haben. Selten genug passiert das ja. Grüß sie von mir.«
    »Wenn ich ein so schönes Haus geerbt hätte

Weitere Kostenlose Bücher