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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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einreißen. Wer aussteigen will – bitte. Er zahlt sein Kapital an den Fonds zurück und kann gehen, wohin er will. Wer sich dem Bundeskriminalamt oder dem Verfassungsschutz andient, muß wissen, was er tut. Wir hatten kürzlich – wie alle wissen – den Unfalltod eines früheren Mitarbeiters aus der Abteilung XII zu beklagen; er war eine sehr tüchtige Kraft in der Zentralregistratur.«
    Diese Philippika war deutlich genug. Nach kurzem Schweigen bestätigten die Sektionschefs, daß die Einlagen bis zum Ende des Jahres verdoppelt würden. Nur der Chef Ost klagte: »Ich glaube nicht, daß mir das möglich sein wird. Die Lage ist nicht so rosig wie in den Altländern.«
    Der Kurator nickte gönnerhaft. »Also in diesem Jahr ausnahmsweise dreißig Prozent. Sind alle einverstanden? – Auch Schweigen ist Zustimmung.«
    Die Runde schwieg.
    »Dann ist es so beschlossen. Wir können jetzt zum gemütlichen Teil übergehen. Den Kollegen Hartenstein und Frau Marino bitte ich für ein ergänzendes Gespräch in mein Büro. Es wird nicht lange dauern.«
    Das Chefbüro schloß an die Lounge an und war von dieser durch einen kleinen Vorraum mit zwei schweren lederbeschlagenen Türen getrennt – eine perfekte Abschirmung. Der Raum war mehr als ein Büro – holzgetäfelte Wände, dunkelgebeizte Bücherschränke, Ledersessel. Der größere Schrank diente als Hausbar für besondere Gäste.
    Persmann fragte nach den Wünschen.
    »Mir bitte einen Gin-Orange«, bat Silke Marino.
    »Ich bleibe beim Wodka«, sagte Hartenstein. »Das klebrige Zeug aus den westlichen Destillen liegt mir nicht.«
    Persmann füllte die Gläser; er selbst nahm einen Rotwein. »Zum Wohl!«
    Hartenstein hob sein Glas: »Na Zdorowje!«
    »Nebenan mußten ein paar Dinge zurechtgerückt werden«, kommentierte Persmann die vorangegangene Besprechung. – »Aber nun zu unserem Problem. Was ist los mit der Sondertronic? Selbst wenn Kalisch nicht über die Produkte verfügen kann – wir brauchen unbedingt seine Mitarbeit und sein Know-how. Wir müssen ihn wieder auf unsere Seite ziehen!«
    »Ich finde zu ihm keinen Zugang«, erklärte Hartenstein mit einem Ausdruck des Bedauerns. »Der Mann liegt mir einfach nicht. Erschwerend kommt hinzu, daß er oft wochenlang mit seinem Flugzeug unterwegs ist und sich im Ausland aufhält. Außerdem ist er nach seinem Abgang aus unserer Ständigen Vertretung in Bonn total in den Westen abgedriftet.«
    Persmann schaute fragend hoch: »Und Sie, liebe Silke, kommen Sie voran?«
    »Ich komme schon mal an ihn heran«, kicherte sie, »beziehungsweise er an mich. Aber jede Frage zu seinem Arbeitsbereich blockt er ab.«
    »Ist er wenigstens ein guter Liebhaber?«
    »Ein schneller jedenfalls. Aber von nun an dürfte von meiner Seite mit Sex wohl nichts mehr zu bewirken sein.«
    »Was soll denn das heißen?«
    Hartenstein gab darauf die Antwort: »Seine große Liebe ist wieder aufgetaucht.«
    »Etwa die Dame vom Griebnitzsee?«
    »In der Tat. Beate Randolf! Sie hat am Sonnabend mit ihm bei Stefan und Ellen Munskau in Bonn – uns nicht ganz unbekannt – zu Abend gegessen. Ilse – ich meine Frau Mühlberg – und ich waren als Gäste dabei«, erzählte Hartenstein.
    »Und ich«, fiel Silke Marino ein, »habe Beate schon auf der Reise nach Bonn im Bus getroffen. Wir haben sogar ein paar belanglose Worte miteinander gewechselt.«
    »Weiß sie von Ihrem Verhältnis zu Kalisch?«
    »Glaub’ ich nicht, von mir jedenfalls nicht; und er wird auch keinen Anlaß haben, von seinen amourösen Abenteuern zu erzählen.«
    »Freund Kalisch hat sich an dem Abend jedenfalls schon recht früh verabschiedet, um die Dame aus Potsdam zum Hotel Topas zu fahren«, fuhr Hartenstein fort.
    »Nun, ein Abendessen muß nicht gleich die große Liebe bedeuten«, meinte der Kurator.
    Silke lachte. »Ha, das Hauptgericht nicht, bestimmt aber das Dessert. Ich wußte von dem Essen ja nichts und habe Bernd Kalisch um Mitternacht vom Hotel aus in seiner Wohnung angerufen. Das ist so die Zeit, wo er noch einmal munter wird, und ich wollte mich von ihm einladen lassen. Früher hat er sich immer gefreut, wenn sein Starlet für ihn bereit war. Aber am Samstag hat er den Hörer abgenommen und die Verbindung sofort unterbrochen. Danach kam vom Apparat für den Rest der Nacht nur das Besetztzeichen. – Die werden sich müde gebumst haben.«
    »Dafür spricht einiges«, stellte der Kurator fest. »Ich bin gespannt, was unser Oberst dazu sagt, wenn er davon erfährt. Ach, besser

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