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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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uns unmißverständlich klargemacht, daß der Tote auf dem Foto mit dem Gast auf Zimmer 416 nicht identisch ist. Der Geschäftsführer, Herr Josse, wird hier anrufen, wenn der Mann ins Hotel zurückkommt.«
    »Habt ihr wenigstens gut gespeist?« Die Kuhnert konnte ganz schön süffisant sein.
    »Gespeist? I wo; aber wir sind auch so satt bis obenhin«, sagte Lupus.
    »Hat sich auf die Zeitungsberichte jemand gemeldet?« wollte Freiberg wissen.
    »Niemand. Sehr bekannt scheint unsere Leiche in Bonn und Umgebung nicht zu sein. – Aber die KTU hat noch eine Kleinigkeit gefunden. Ahrens ist runter zum Labor und holt die Krawatte rauf.«
    Noch bevor Ahrens zurück war, läutete das Telefon. Fräulein Kuhnert nahm ab und gab gleich den Hörer an den Kommissar weiter. »Ihre Kollegin aus Potsdam.«
    »Wenn die immer so fix sind, könnte aus der Zusammenarbeit etwas werden«, stellte Lupus anerkennend fest.
    Freiberg und seine Mithörenden erfuhren, daß die angegebene sechsstellige Waffennummer zu keiner der laufenden Serien gehörte, die als ausgelagert gemeldet waren.
    »Und was heißt bitte ausgelagert?« fragte er zurück.
    »Ein paar hundert Pistolen, vorwiegend aus Beständen der ehemaligen Betriebskampfgruppen, sind aus einem Lager bei Nauen verschwunden«, erklärte Hauptkommissarin Lette. »Beim Chaos in den ersten Wochen der neuen Freiheit war das Gelände nur unzureichend gesichert und bewacht. Seither fehlen ein paar Kisten Handfeuerwaffen. Neben den Makarows sind auch Maschinenpistolen vom Typ Kalaschnikow verschwunden. Wir haben die Seriennummern mit der von Ihnen durchgegebenen verglichen. Die Waffe von Ihrem Toten stammt aber nicht aus dem Depot.«
    »Vielen Dank für die schnelle Antwort. Sie haben da ein explosives Problem, denn irgendwann und wo werden die Dinger ja losknallen. – Hoffentlich nicht in Ihrer oder unserer unmittelbaren Nähe. Terroristen werden darauf aber wohl keine Rücksicht nehmen.«
    »Ich muß Ihnen noch eine Enttäuschung bereiten. Mit dem übermittelten Funkbild war ich nochmals draußen in Werder. Die Nachbarn sagen übereinstimmend aus, daß der Tote auf dem Foto nicht Detlef Wagner ist. Allerdings ist der Mann noch nicht wieder aufgetaucht.«
    »Kann er auch nicht«, stellte Freiberg fest. »Der Gesuchte ist noch hier in Bonn. Mein Kollege und ich waren im Hotel Topas, wo er wohnt. Das Zimmermädchen ist ganz sicher, daß der Tote vom Bismarckturm ein anderer ist. Wagner will erst morgen abreisen. Tja, nun fangen wir wieder von vorn an – wenn man nur wüßte, wo in diesem Fall vorn ist.«
    »Es gibt noch eine vage Möglichkeit«, sagte die Kommissarin. »Herr Noack will persönlich ein paar andere Quellen anzapfen, die sich dienstlich mit Handfeuerwaffen sowjetischer Herkunft befaßt haben. Allerdings geht das nicht so schnell; vor morgen, soll ich Ihnen sagen, seien keine Ergebnisse zu erwarten. Mein Chef wird sich dann direkt mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Also bleibt noch ein kleiner Hoffnungsschimmer – herzlichen Dank einstweilen.« Freiberg legte auf.
    »Mit Verlaub, Walter«, sagte Lupus, »wenn wir nicht einmal wissen, wo vorn ist, wie können wir dann vorankommen? Sollten wir vielleicht unsere Damen befragen?«
    Bevor Lupus noch deutlicher werden konnte, kam Ahrens herein. Er hatte ein etwa briefmarkengroßes Stückchen Stoff in einer Beweissicherungstüte.
    »Du trägst keine Krawatte?« wunderte sich Lupus.
    »Auf die zu verzichten ist mir nicht schwergefallen.« Ahrens schüttelte sich. »Die KTU-Kollegen hätten mir zu gern den blutdurchtränkten Schlips in die Hand gedrückt. Aber es kommt ja wohl nur auf das eingenähte Etikett an. Hier bitte, Chef.«
    Auf dem von Blut braun gefärbten Stückchen in der Klarsichttüte war in goldener Prägeschrift zu lesen »Piet Kruyft, Accessoires, Amsterdam, Prinsengracht«.
    Freiberg überlegte laut: »Ob uns das weiterbringt? – Es scheint einiges dafür zu sprechen, daß unser Toter über Deutschlands Grenzen hinausgekommen ist. – Andererseits kann es natürlich auch sein, daß er nie in Amsterdam war und daß die Krawatte ein Geschenk ist.«
    »Sollte Ahrens nicht mal nach Amsterdam fahren?« fragte Lupus in das längere Schweigen. »Dort zeigt er den Damen am Hafen sein Etikett und läßt sich erklären, wo vorn ist.«
    »Schluß mit der Blödelei«, fuhr Freiberg wütend auf. »Durch dummes Gequatsche kommen wir nicht weiter. – Aber so übel ist die Idee gar nicht mal, bei diesem Accessoireladen anzufragen,

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