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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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solch ein schreckliches Risiko einging, war ein Händler, den sie eingeholt hatten und der neben einem zweirädrigen Wagen einherging, den ein Esel zog.
    »Kies hin, Kies her«, lispelte Hecht, »aber das Eselchen ist auch was wert. Legt einen Schritt zu, Jungs.«
    »Melfi« – Jarre fasste den Böttchersohn am Ärmel. »Mach doch die Augen auf. Siehst du nicht, was hier im Gange ist?«
    »Aber das ist doch bloß Spaß, Jarre.« Melfi riss sich los. »Bloß Spaß   …«
    Der Karren des Händlers – aus der Nähe sah man das deutlich – war zugleich ein Stand, er konnte mit ein paar Handgriffen in einen Stand verwandelt und ausgeklappt werden. Die ganze von dem Esel gezogene Konstruktion war von knalligen und malerisch schwungvollen Aufschriften bedeckt, denen zufolge das Angebot des Händlers Balsame und Theriaks umfasste, Talismane und Schutzamulette, magische Elixiere, Filter und Kataplasmen, Waschmittel, dazu Wünschelruten für Metalle, Erze und Trüffeln sowie unfehlbare Köder für Fische, Enten und Mädchen.
    Der Händler, ein hagerer und von der Last der Jahre gebeugter Herr, schaute sich um, erblickte sie, begann zu fluchen und trieb den Esel an. Aber der Esel, wie Esel eben sind, dachte nicht daran, schneller zu gehen.
    »Der hat garantiert Penunze«, schätzte Okultich leise ein. »Und auf dem Wägelchen finden wir bestimmt auch was   …«
    »Na, Jungs«, kommandierte Hecht. »Dann mal los! Erledigen wir die Sache, solange wenig Zeugen auf der Straße sind.«
    Jarre, der sich über seinen Mut selbst gar nicht genug wundern konnte, überholte die Gesellschaft mit ein paar schnellen Schritten und drehte sich um, so dass er zwischen ihnen unddem Händler stand. Mit Mühe fand er in der zusammengepressten Kehle seine Stimme. »Nein. Ich lasse es nicht zu   …«
    Hecht schlug langsam den Mantel zurück und ließ ein hinterm Gürtel steckendes langes, scharf geschliffenes Messer sehen. »Verpiss dich, Schreiberling«, lispelte er feindselig. »Wenn dir dein Leben lieb ist. Ich dachte, du eignest dich für unsere Truppe, aber nein, ich sehe, dein Tempel hat dich zu sehr verheiligt, du bist zu sehr vom frommen Weihrauch durchgestänkert. Also geh aus dem Weg, denn sonst   …«
    »Was geht denn hier vor? He?«
    Hinter den gespaltenen und gegabelten Weiden, dem häufigsten Element der Landschaft im Tal der Ismena, traten zwei sonderbare Gestalten hervor.
    Beide Männer trugen gewachste und nach oben gezwirbelte Schnurrbärte, bunte Pluderhosen, mit Bändern verzierte Pikeejacken und große, weiche Samtbarette mit Federbüschen. Neben den an breiten Gürteln hängenden Hackbeilen und Dolchen trugen beide Männer zweihändige Schwerter auf dem Rücken, die wohl einen Klafter lang waren, Griffe von gut einem Fuß Länge und große, gekrümmte Parierstangen hatten.
    Während die Landsknechte rasch herankamen, waren sie noch dabei, die Hosen zu schließen. Keiner machte auch nur eine Bewegung zum Griff seines furchterregenden Schwertes hin, doch Hecht und Okultich gerieten auch so augenblicks in Schweiß, und der große Klaproth sackte in sich zusammen wie eine Blase, aus der die Luft entwichen ist.
    »Wir haben   … Wir haben hier nichts   …«, lispelte Hecht. »Nichts Böses   …«
    »Nur Spaß!«, quiekte Melfi.
    »Es ist niemandem etwas passiert«, ließ sich unerwartet der gebeugte Händler vernehmen. »Niemandem!«
    »Wir«, warf Jarre rasch ein, »gehen nach Wyzima, zum Militär. Vielleicht seid auch Ihr dorthin unterwegs, Ihr Herren Krieger?«
    »Ja freilich.« Der Landsknecht schnaubte, er hatte sofort erfasst, worum es ging. »Wir auch. Wer will, kann mit uns gehen. So ist es sicherer.«
    »Sicherer, und ob«, fügte der zweite vielsagend hinzu und maß Hecht mit einem langen Blick. »Es wäre allerdings hinzuzufügen, dass wir vor kurzem hier in der Gegend eine berittene Patrouille des Vogtes von Wyzima gesehen haben. Die sind sehr schnell mit dem Hängen; wehe dem Banditen, den sie auf frischer Tat ertappen.«
    »Sehr gut so.« Hecht hatte die Fassung zurückgewonnen, bleckte die Zähne. »Sehr gut, Ihr Herren, dass es für Schurken Recht und Strafe gibt, so ist es richtig. Machen wir uns also auf den Weg, nach Wyzima, zur Armee, denn die paterotische Pflicht ruft.«
    Der Landsknecht musterte ihn lange und ziemlich angewidert, dann zuckte er mit den Schultern, schob den Beidhänder auf dem Rücken zurecht und marschierte los. Sein Kamerad, Jarre, schließlich der Händler mit Esel und Karren

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