Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See
vor.
»Uff!«, sagte das Mädchen. »Eiche und Eisen! Das wird eine Weile dauern, ehe sie sich hier durchhacken!«
»Sie werden keine Zeit verschwenden und einen anderen Weg suchen«, urteilte der Schwarze Ritter, worauf sich seine Miene plötzlich verdüsterte, als er das blutdurchtränkte Hosenbein des Mädchens erblickte. Das Mädchen winkte ab, das sei nicht der Rede wert.
»Lasst uns hier verschwinden.« Der Ritter nahm den Helm ab, schaute Ciri an. »Ich bin Cahir Mawr Dyffryn, der Sohn Ceallachs. Ich bin zusammen mit Geralt gekommen. Um dich zu retten, Ciri. Ich weiß, dass das unglaublich klingt.«
»Ich habe unglaublichere Dinge gesehen«, murmelte Ciri. »Du hattest einen weiten Weg hierher … Cahir … Wo ist Geralt?«
Er schaute sie an. Sie erinnerte sich von Thanedd her an seine Augen. Dunkelblau und weich wie Atlas. Hübsche Augen.
»Er rettet die Zauberin«, antwortete er. »Diese …«
»Yennefer. Gehen wir.«
»Ja!«, sagte die Blonde, während sie einen Verband am Schenkel improvisierte. »Wir müssen in ein paar Ärsche treten! Für die Tante!«
»Gehen wir«, wiederholte der Ritter.
Doch es war zu spät.
»Flieht«, flüsterte Ciri, als sie sah, wer den Korridor entlangkam. »Das ist ein leibhaftiger Teufel. Aber er will nur mich. Euch wird er nicht anrühren … Flieht … Helft Geralt …«
Cahir schüttelte den Kopf. »Ciri«, sagte er sanft. »Ich wundere mich, was du sagst. Ich bin durch die halbe Welt geritten, um dich zu finden, zu retten und zu verteidigen. Und du willst, dass ich jetzt fliehe?«
»Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.«
Cahir zog die Handschuhe zurecht, nahm den Mantel ab, wickelte ihn sich um den linken Arm. Er hieb mit dem Schwert zu, ließ es wirbeln, dass es fauchte. »Gleich werde ich es wissen.«
Als Bonhart die drei erblickte, blieb er stehen. Aber nur für einen Moment.
»Aha!«, sagte er. »Die Verstärkung ist eingetroffen? Deine Kumpane, Hexerin? Gut. Zwei weniger, zwei mehr. Das macht keinen Unterschied aus.«
Ciri hatte plötzlich eine Erleuchtung. »Schließ ab mit dem Leben, Bonhart!«, schrie sie. »Das ist dein Ende! Du hast deinen Meister gefunden!«
Sie hatte wohl übertrieben: Er hörte einen falschen Ton heraus. Er blieb stehen, blickte misstrauisch.
»Der Hexer? Wirklich?«
Cahir ließ das Schwert wirbeln, stellte sich in Positur.
»Die Zauberin findet Geschmack an Jüngeren, als ich dachte«, zischte er. »Dann schau mal her, junger Mann.«
Er öffnete seine Jacke. Auf seiner Brust glänzten silberne Medaillons. Ein Kater, ein Greif und ein Wolf.
Er knirschte mit den Zähnen. »Wenn du wirklich ein Hexer bist, dann sollst du wissen, dass dein eigenes Quacksalberamulett gleich meine Sammlung zieren wird. Wenn du keiner bist, dann bist du eine Leiche, ehe du einmal blinzeln kannst. Dannwäre es klug, mir aus dem Weg zu gehen und das Weite zu suchen. Ich will dieses Mädel, gegen dich habe ich nichts.«
»Mit dem Maul bist du stark«, sagte Cahir ruhig und schlug eine Mühle. »Wir werden sehen, ob das alles ist. Angoulême, Ciri. Flieht!«
»Cahir …«
»Lauft«, berichtigte er sich, »und helft Geralt.«
Sie liefen. Ciri stützte die stolpernde Angoulême.
»Du hast es selbst so gewollt.« Bonhart kniff die blassen Augen zusammen, trat vor, das Schwert schwingend.
»Ich selbst habe es gewollt?«, wiederholte Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach tonlos. »Nein. Die Vorsehung will es so!«
Sie sprangen aufeinander zu, hieben rasch aufeinander ein, umgaben sich mit einem wilden Flimmern der Klingen. Der Korridor füllte sich mit solch einem Klirren von Eisen, dass die Marmorstatue zu zittern und zu wogen schien.
»Du bist nicht übel«, knurrte Bonhart, als sie sich trennten. »Nicht übel, junger Mann. Aber keine Spur von Hexer, die kleine Schlange hat mich getäuscht. Mach dich zum Sterben bereit.«
»Mit dem Maul bist du stark.«
Cahir atmete tief durch. Das Gefecht hatte ihn überzeugt, dass seine Chancen gegen den Fischäugigen verschwindend gering waren. Der Typ war für ihn zu schnell und zu stark. Seine einzige Chance lag darin, dass Bonhart es eilig hatte, Ciri zu verfolgen. Und dass er sichtlich nervös geworden war.
Bonhart griff von neuem an. Cahir parierte den Hieb, duckte sich, sprang, packte den Gegner am Gürtel, stieß ihn gegen die Wand, rammte ihm das Knie in den Schritt. Bonhart langte ihm ins Gesicht, schlug ihm kräftig den Schwertknauf in die Seite, ein Mal, ein zweites,
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