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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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und Zauber? Was habe ich von ihnen? Nichts! Nichts ist zu vergleichen mit der Genugtuung   …«
    Er brach ab. Sie sah, wie er die Lippen zusammenpresste, wie seine Augen bösartig funkelten.
    »Ich werde dir das Blut aus den Adern lassen, Hexerin«, zischte er. »Und dann, ehe du kalt geworden bist, feiern wirHochzeit. Du gehörst mir. Und so wirst du sterben. Zieh die Waffe.«
    Ein fernes Krachen ertönte, das Schloss erbebte.
    »Vilgefortz«, erklärte Bonhart mit steinernem Gesicht, »schlägt dort deine Hexer-Retter kurz und klein. Los, Mädchen, zieh das Schwert.«
    Fliehen, dachte sie, vor Angst frierend, fliehen an andere Orte, in andere Zeiten, nur weit fort von ihm, nur weit fort. Sie empfand Scham: Wie denn, fliehen? Denen Yennefer und Geralt überlassen? Doch der Verstand flüsterte ihr ein: Tot werde ich den beiden nicht viel nützen   …
    Sie konzentrierte sich, die Fäuste an die Schläfen gepresst. Bonhart begriff augenblicklich, was im Gange war, stürzte auf sie zu. Doch es war zu spät. In Ciris Ohren begann es zu rauschen, etwas blitzte auf. Es ist gelungen, dachte sie triumphierend.
    Und erkannte sogleich, dass der Triumph verfrüht war. Sie erkannte es, als sie wütende Schreie und Flüche hörte. Schuld an dem Fiasko war wohl die böse, feindselige und lähmende Aura dieses Ortes. Sie war gesprungen, aber nicht weit. Nicht einmal außer Sichtweite – ans gegenüberliegende Ende der Galerie. Doch aus der Reichweite seiner Hände und seines Schwertes. Zumindest für den Augenblick.
    Von seinem Gebrüll verfolgt, wandte sich Ciri um und rannte los.
     
    Sie lief einen langen und breiten Korridor entlang, gefolgt von den toten Blicken der Alabasterkaryatiden, die die Arkaden stützten. Sie bog einmal ab, dann noch einmal. Sie wollte Bonhart abhängen und täuschen, außerdem strebte sie auf den allgemeinen Kampf zu. Dort, wo gekämpft wurde, waren ihre Freunde.
    Sie kam in einen großen runden Raum, in dessen Mitte auf einem Marmorsockel eine Skulptur stand, die eine Frau mit verhülltemGesicht darstellte, gewiss eine Göttin. Von dem Raum gingen zwei Korridore ab, beide ziemlich schmal. Sie entschied sich aufs Geratewohl für einen. Es war natürlich der falsche.
    »Das Mädel!«, schrie einer von den Häschern. »Wir haben sie!«
    Es waren zu viele, als dass sie es auf einen Kampf ankommen lassen konnte, selbst in dem schmalen Korridor. Und Bonhart war sicherlich schon nahe. Ciri machte kehrt und wandte sich zur Flucht. Sie kam in den Saal mit der Marmorgöttin. Und erstarrte.
    Vor ihr stand ein Ritter mit einem großen Schwert, im schwarzen Mantel und mit einem Helm, verziert mit den Flügeln eines Raubvogels.
    Die Stadt brannte. Sie hörte das Feuer tosen, sah die zuckenden Flammen, fühlte die Gluthitze. In den Ohren klangen ihr das Wiehern der Pferde, die Schreie der Ermordeten   … Die Flügel des schwarzen Vogels begannen plötzlich zu schlagen, verdeckten alles   … Zu Hilfe!
    Cintra, dachte sie, während sie zu sich kam. Die Insel Thanedd. Er ist mir sogar hierher gefolgt. Das ist ein Dämon. Ich werde von Dämonen belagert, von den Gestalten meiner Albträume. Hinter mir Bonhart, vor mir er.
    Die Rufe und die Schritte heraneilender Knechte waren zu hören.
    Der Ritter mit den Federn am Helm tat einen plötzlichen Schritt. Ciri durchbrach die Furcht. Sie riss Schwalbe aus der Scheide.
    »Du wirst mich nicht anrühren!«
    Der Ritter machte noch einen Schritt, und Ciri sah verwundert, dass sich hinter seinem Mantel ein blondes Mädchen verbarg, bewaffnet mit einem Krummsäbel. Das Mädchen glitt wie ein Wiesel an Ciri vorbei und fällte mit einem Säbelhieb einen der Knechte. Und der schwarze Ritter, o Wunder, statt Ciri anzugreifen, schlitzte mit einem mächtigen Schwertstreich einenanderen Häscher auf. Die übrigen zogen sich in den Korridor zurück.
    Das blonde Mädchen stürzte zur Tür, vermochte sie aber nicht zu schließen. Obwohl sie furchteinflößend mit dem Säbel dreinhieb und schrie, drängten die Knechte sie vom Portal weg. Ciri sah, wie einer sie mit einem Spieß rammte, sah, wie das Mädchen auf die Knie sank. Sie sprang hinzu, schlug aus Kopfhöhe mit Schwalbe zu, von der anderen Seite kam, schrecklich mit dem langen Schwert dreinhauend, der Schwarze Ritter. Das blonde Mädchen, noch immer auf den Knien, zog eine kleine Axt aus dem Gürtel und warf sie einem der Häscher mitten ins Gesicht. Dann sprang sie zur Tür, schlug sie zu, und der Ritter schob den Riegel

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