Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
bodenlosen Augen von Philippa Eilhart.
    Wartet nur, dachte er und wandte den Blick ab. Wartet nur.
    Niemand konnte damals vorhersehen und erraten, dass aus dem Dreizehnjährigen, dieser Person ohne jede Bedeutung in dem vom Regentschaftsrat und Dijkstra regierten Land, ein König werden würde. Ein König, der die von ihm und seiner Mutter erfahrene Missachtung allen heimzahlen und der in die Geschichte als Radowid V. der Gestrenge eingehen würde.
    Die Menge rief »Vivat!«. Unter die Hufe der Pferde der vorbeidefilierenden Condottieri wurden Blumen gestreut.
     
    »Julia?«
    »Ja, Adieu.«
    »Heirate mich. Werde meine Frau.«
    Die Süße Range gab lange keine Antwort, während sie die Überraschung verdaute.
    Die Menge rief »Vivat!«. Der Hierarch von Nowigrad, verschwitzt und nach Luft schnappend wie ein großer, fetter Wels, segnete von der Tribüne herab die Städter und die Parade, Stadt und Welt.
    »Du bist doch verheiratet, Adam Pangratt!«
    »Ich lebe getrennt. Ich lasse mich scheiden.«
    Julia Abatemarco gab keine Antwort. Sie wandte den Kopf ab. Überrascht. Verwirrt. Und sehr glücklich. Warum auch immer.
    Die Menge rief »Vivat!« und warf Blumen. Über den Dächern explodierten mit Knall und Rauch Raketen und Feuerwerk.
    Die Glocken von Nowigrad läuteten seufzend.
     
    Eine Frau, dachte Nenneke. Als ich sie in diesen Krieg geschickt habe, war sie ein Mädchen. Zurückgekommen ist eine Frau. Selbstsicher. Selbstbewusst. Ruhig. Beherrscht. Fraulich.
    Sie hat diesen Krieg gewonnen. Indem sie sich von dem Krieg nicht hat vernichten lassen.
    »Debora«, setzte Eurneid die Aufzählung mit leiser, aber sicherer Stimme fort, »ist in einem Lager bei Mayena am Typhus gestorben. Prune ist in der Jaruga ertrunken, als ein Boot mit Verwundeten kenterte. Myrrhe haben Elfen umgebracht, Eichhörnchen, die das Lazarett bei Armeria überfielen   … Katje   …«
    »Sprich, Kind«, drängte Nenneke sanft.
    Eurneid räusperte sich. »Katje hat im Spital einen verwundeten Nilfgaarder kennengelernt. Nach dem Friedensschluss, als die Gefangenen ausgetauscht wurden, ist sie mit ihm nach Nilfgaard gegangen.«
    »Ich habe immer gesagt«, seufzte die kräftige Priesterin, »dass die Liebe weder Grenzen noch Absperrungen kennt. Und was ist mit Iola der Zweiten?«
    »Sie lebt«, beeilte sich Eurneid zu versichern. »Sie ist in Maribor.«
    »Warum kommt sie nicht zurück?«
    Die Adeptin senkte den Kopf. »Sie wird nicht in den Tempel zurückkehren, Mutter«, sagte sie leise. »Sie ist im Spital von Herrn Milo Vanderbeck, von diesem Halbling. Sie hat gesagt, sie will heilen. Sich nur dem widmen. Verzeih ihr, Mutter Nenneke.«
    »Verzeihen?«, schnaubte die Priesterin. »Ich bin stolz auf sie.«
     
    »Du kommst zu spät«, zischte Philippa Eilhart. »Zu spät zur Feier, an der die Könige teilnehmen. Bei allen Teufeln, Sigismund, deine Arroganz in Fragen des Protokolls ist gut genug bekannt, dass du sie nicht noch dreist hervorzukehren brauchst. Vor allem heute, an solch einem Tag   …«
    »Ich hatte Gründe.« Dijkstra beantwortete mit einer Verbeugung den Blick von Königin Hedwig und die hochgezogenen Brauen des Hierarchen von Nowigrad. Er bemerkte, wie Priester Willemer das Gesicht verzog und das Antlitz König Foltests, würdig, auf Münzen geprägt zu werden, zu einer Fratze der Verachtung wurde.
    »Ich muss mit dir reden, Phil.«
    Philippa zog die Brauen zusammen. »Unter vier Augen sicherlich?«
    »Das wäre am besten.« Dijkstra lächelte sacht. »Wenn du es aber für angebracht hältst, wäre ich mit ein paar zusätzlichen Augenpaaren einverstanden. Sagen wir, mit den schönen Augen der Damen von Montecalvo.«
    »Leiser«, zischte die Zauberin zwischen lächelnden Lippen hervor.
    »Wann kann ich mit einer Audienz rechnen?«
    »Ich werde es mir überlegen und dich wissen lassen. Jetzt lass mich in Ruhe. Das ist eine erhabene Zeremonie. Das ist ein großerFeiertag. Ich will dich daran erinnern, falls du es nicht selbst bemerkt hast.«
    »Ein großer Feiertag?«
    »Wir stehen an der Schwelle einer neuen Epoche, Dijkstra.«
    Der Spion zuckte mit den Schultern.
    Die Menge rief »Vivat!«. Feuerwerk schoss gen Himmel. Die Glocken von Nowigrad läuteten, sie läuteten zum Triumph, zum Lobpreis. Doch sie klangen irgendwie seltsam klagend.
     
    »Halt doch mal die Zügel, Jarre«, sagte Lucienne. »Ich habe Hunger gekriegt, werd was futtern. Komm, ich wickel dir den Riemen um die Hand. Ich weiß, mit einer kannst du’s

Weitere Kostenlose Bücher