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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Geralt von Riva nicht mehr am Leben ist. Ja, ja, ebender Hexer Geralt, mit dem dich wie mit Ciri der Ersatz eines Gefühls verband, eine lächerliches und unkluges Sentiment, dazu süßlich bis zur Übelkeit. Du sollst wissen, Yennefer, dass unser lieber Hexer sich auf wahrlich feurige und spektakuläre Weise von dieser Welt verabschiedet hat. Diesbezüglich brauchst du dir aber keinerlei Vorwürfe zu machen. Am Tode des Hexers trägst du nicht die mindeste Schuld. Diese Misshelligkeiten sind ausschließlich mir zuzuschreiben. Koste doch die marinierten Birnen, sie sind vorzüglich.«
    In Yennefers veilchenblauen Augen flammte kalter Hass auf.
    Vilgefortz lächelte. »So gefällst du mir besser«, sagte er. »Wirklich, wenn nicht die Armschellen aus Dwimerit wären, würdest du mich zu Asche verbrennen. Aber das Dwimerit funktioniert, also kannst du mich nur mit Blicken versengen.«
    Der Erkältete nieste, schnäuzte sich und begann zu husten, dass ihm geradezu die Augen tränten. Der Hochgewachsene musterte die Zauberin mit seinen unangenehmen Fischaugen.
    »Und wo ist denn Herr Rience?«, erkundigte sich Yennefer betont langsam. »Herr Rience, der mir so viel versprochen hat, mir ausgemalt, was er mit mir machen würde. Wo ist Herr Schirrú, der nie eine Gelegenheit ausließ, mir einen Schlag oder einen Tritt zu versetzen? Warum begegnen mir die Wächter, die vor kurzem noch so flegelhaft und brutal waren, neuerdings mit ängstlichem Respekt? Nein, Vilgefortz, du brauchst nicht zu antworten. Ich weiß es. Was du mir gesagt hast, ist eine einzige Lüge. Ciri ist dir entwischt. Geralt ist dir entwischt und hat bei der Gelegenheit ein Blutbad unter deinen Mordknechten angerichtet. Und was nun? Die Pläne sind gescheitert, zu Staub zerfallen,das hast du selbst zugegeben; die Träume von Macht haben sich in Luft aufgelöst. Und die Zauberer und Dijkstra rücken dir immer näher auf den Pelz. Nicht ohne Zweck und nicht aus Mitleid hast du aufgehört, mich zu foltern und zum Orten zu zwingen. Auch Kaiser Emhyr zieht allmählich das Netz zu, und er ist gewiss sehr, sehr böse. Ess a tearth, me tiarn? A’pleine a cales, ellea?«
    »Ich spreche die Gemeinsprache«, sagte der Verschnupfte. »Und ich heiße Stefan Skellen. Und ich habe keineswegs, keineswegs die Hosen voll. Ha, ich habe ständig den Eindruck, dass ich mich in einer weitaus besseren Lage befinde als Ihr, Frau Yennefer.«
    Das Reden war ihm schwergefallen, er begann wieder zu husten und schnäuzte sich in den schon durchnässten Batist.
    Vilgefortz schlug mit der Hand auf den Tisch. »Schluss mit diesen Späßen«, sagte er und rollte makaber mit seinem Miniaturauge. »Du sollst wissen, Yennefer, dass ich dich nicht mehr brauche. Eigentlich müsste ich Befehl geben, dich in einen Sack zu stecken und im See zu ersäufen, aber ich greife äußerst ungern auf derlei Mittel zurück. Bis es mir die Umstände erlauben oder mich zwingen, eine andere Entscheidung zu treffen, bleibst du in Haft. Ich warne dich jedoch, dass ich dir nicht erlauben werde, mir Schwierigkeiten zu machen. Falls du dich wieder zu einem Hungerstreik entschließt, sollst du wissen, dass ich nicht wie im Oktober Zeit darauf verschwenden werde, dich durch einen Schlauch zu füttern. Ich werde dich einfach verhungern lassen. Und für den Fall eines Fluchtversuchs sind die Befehle für die Wächter eindeutig. Und jetzt gehab dich wohl. Natürlich vorausgesetzt, dass du schon   …«
    »Nein.« Yennefer stand auf, warf mit Schwung die Serviette auf den Tisch. »Ich hätte vielleicht noch etwas gegessen, aber die Gesellschaft verdirbt mir den Appetit. Ich verabschiede mich von den Herren.«
    Stefan Skellen nieste und hustete. Der Blassäugige mustertesie mit bösem Blick und lächelte widerwärtig. Vilgefortz schaute zur Seite.
    Wie üblich, wenn sie in die Zelle gebracht oder aus ihr herausgeführt wurde, versuchte sich Yennefer zu orientieren, wo sie sich befand, wenigstens ein Fetzchen Information zu erlangen, das ihr helfen könnte, eine Flucht zu planen. Und jedesmal erlebte sie eine Enttäuschung. Das Schloss hatte keinerlei Fenster, durch die sie das Terrain ringsum oder wenigstens die Sonne hätte sehen und die Himmelsrichtungen feststellen können. Telepathie war unmöglich, zwei schwere Armreife und ein Halsring von Dwimerit machten jeden Versuch, Magie zu verwenden, zuverlässig zunichte.
    Das Gemach, in dem sie gefangen gehalten wurde, war kalt und karg wie die Zelle eines Einsiedlers.

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