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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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hörten. Und wenn sie jemals zuvor im Leben das Fauchen eines in einer Falle gefangenen Panthers gehört hätten, so hätten sie geschworen, dass sich just ein Panther in der Zelle befände.
    Dann drang zu den Wächtern aus der Zelle das furchtbare Gebrüll, das nur von einem verwundeten Löwen stammen konnte, den sie übrigens ebenso wenig gesehen, sondern nur auf Wappenschilden betrachtet hatten. Sie wechselten Blicke. Nickten. Dann stürmten sie in die Zelle.
    Yennefer saß in einer Ecke inmitten der Überreste der Pritsche. Ihre Haare waren wirr, Kleid und Hemd von oben bis untenzerrissen, ihre kleinen Mädchenbrüste bebten heftig im Rhythmus ihres schweren Atems. Aus der Nase rann ihr Blut, auf dem Gesicht schwoll eine Stelle rasch an, auch Spuren von Fingernägeln an der rechten Schulter traten hervor.
    Bonhart saß in einer anderen Ecke inmitten der Bruchstücke des Stuhles und hielt beide Hände in den Schritt gepresst. Auch ihm rann Blut aus der Nase und färbte den grauen Schnurrbart in tiefem Karminrot. Auf dem Gesicht kreuzten sich Kratzspuren. Die kaum verheilten Finger Yennefers waren eine armselige Waffe, doch die Verschlüsse der Dwimerit-Armreifen hatten wunderbar scharfe Kanten.
    Im anschwellenden Gesicht Bonharts, genau im Jochbein, steckte, beide Zinken tief hineingestoßen, die Gabel, die Yennefer beim Essen vom Tisch entwendet hatte.
    »Nur kleine Hündchen, du Abdecker«, sagte die Zauberin schwer atmend, während sie versuchte, den Busen mit den Resten des Kleides zu bedecken. »Und von Hündinnen halte Abstand. Für die bist du zu schwach, du Knirps.«
    Sie konnte sich nicht verzeihen, dass sie nicht dort getroffen hatte, wohin sie gezielt hatte – ins Auge. Aber nun ja, das Ziel hatte sich bewegt, und niemand ist vollkommen.
    Bonhart brüllte, stand auf, riss die Gabel heraus, heulte auf und tänzelte geradezu vor Schmerz. Er fluchte widerwärtig.
    In der Zelle hatten sich unterdessen schon die nächsten beiden Wächter eingefunden.
    »He, ihr!«, schrie Bonhart und wischte sich das Blut vom Gesicht. »Hierher! Legt mir die Vettel mitten auf den Fußboden, Beine breit und festhalten!«
    Die Wächter wechselten Blicke. Dann schauten sie zur Decke.
    »Geht lieber hier weg«, sagte einer. »Hier wird weder hingelegt noch festgehalten. Das gehört nicht zu unseren Pflichten.«
    »Und außerdem«, murmelte ein anderer, »haben wir nicht vor, wie Rience oder Schirrú zu enden.«
     
    Condwiramurs legte das Stück Karton in die Mappe zurück, auf dem eine Gefängniszelle abgebildet war. Und in der Zelle eine Frau, die mit gesenktem Kopf dasaß, in Handschellen, an die steinerne Wand gekettet.
    »Sie war gefangen«, murmelte sie, »und der Hexer vergnügte sich in Toussaint mit irgendwelchen Brünetten.«
    »Du verurteilst ihn?«, fragte Nimue scharf. »Obwohl du praktisch nichts weißt?«
    »Nein. Ich verurteile ihn nicht, aber   …«
    »Kein Aber. Sei still, bitte.«
    Eine Weile saßen sie schweigend da, gingen die Kartons mit Grafiken und Aquarellen durch.
    »Alle Versionen der Legende« – Condwiramurs zeigte auf eine der Grafiken – »nennen als Ort des Schlusses, des Finales, des Endkampfes zwischen Gut und Böse, ja des Armageddons das Schloss Rhys-Rhun. Alle Versionen. Außer einer.«
    Nimue nickte. »Außer einer. Außer der anonymen, wenig populären Version, die als das Schwarze Buch von Ellander bekannt ist.«
    »Dem Schwarzen Buch zufolge hat sich das Finale der Legende in der Zitadelle Stygga zugetragen.«
    »Ja. Das Buch von Ellander weicht auch in anderen, für die Legende kanonischen Dingen erheblich vom Kanon ab.«
    Condwiramurs hob den Kopf. »Welches von diesen Schlössern wohl auf den Illustrationen abgebildet ist? Welches ist auf diesem Gobelin dargestellt? Welches Bild ist das wahre?«
    »Das werden wir niemals erfahren. Das Schloss, das Zeuge des Finales der Legende geworden ist, existiert nicht mehr. Es wurde vernichtet, keine Spur ist von ihm geblieben, darin stimmen alle Versionen überein, sogar die aus dem Buch von Ellander. Keine in den Quellen vorkommende Ortsangabe ist überzeugend. Wir wissen nicht und werden nicht erfahren, wie jenes Schloss aussah und wo es stand.«
    »Aber die Wahrheit   …«
    »Für die Wahrheit«, fiel ihr Nimue ins Wort, »hat gerade das überhaupt keine Bedeutung. Vergiss nicht, wir wissen nicht, wie Ciri wirklich aussah. Aber hier auf diesem von Wilma Wessely gezeichneten Karton, im heftigen Gespräch mit dem Elf Avallac’h vor dem

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