Die Damen vom Planeten 5
fühlte sich wohl. Es war das erste Mal, daß er mit einem Mädchen ausging, seitdem er und Emily sich getrennt hatten, und es war schön, so dazusitzen und sich auszuruhen. Er bestellte eine dritte Runde.
Lori erhielt bewundernde Blicke von anderen Gäs ten. Das graue Kleid stand ihr und sie benahm sich, als hät te sie in ihrem ganzen Leben nichts anderes getan, als in guten Restaurants zu speisen. Daves Befürchtungen, sie würde sich im Sessel herumräkeln oder etwas umschmeißen, verschwanden.
Lori verlangte noch einen Drink, aber obwohl sie noch nüchtern war, begannen ihre Augen zu glänzen und sie fing an zu kichern. Dave meinte, daß es besser sei, etwas zu essen. Lori sah zu und lernte, wie man Messer und Gabel benutzte. Sie war etwas ängstlich, aber es gab keine Katastrophe. Während des Essens erzählte Lori von ihren Abenteuern bei Neiman’s.
»Die Verkäuferin sah die Striemen auf meinem Rü cken, die von den Schlägen der Alten herrührten«, sagte sie. »Ich habe ihr erzählt, ich sei vom Pferd gefallen. Ich glaube, sie war noch erstaunter, weil ich keine Unterwäsche trug. Dem hat sie schnell abgehol fen. Ich fühle irrten völlig verschnürt. Sie wollte, daß ich ein – wie sie sagte – Korsett tragen soll. Ich fragte sie warum, und sie sagte mir, daß das gut für den Bauch sei und so. Ich sagte ihr, daß mit meinem Bauch und so alles in Ordnung sei. Sie ließ es mich trotzdem anziehen. Sie war der Meinung, bei dem Kleid sei das uner läßlich. Ich würde sonst mit irgendwas wackeln, mein te sie, und es sei unfein, am Nachmittag zu wackeln. Sie drückte sich da nicht klar aus.«
Sie plapperte weiter. Dave war entzückt, Lori war nicht schelmisch oder besonders frivol; sie teilte nur ihre neuen Erfahrungen mit ihm. Sie war ein Paradox – auf der einen Seite schien sie sich ihrer tollen Figur nicht bewußt zu sein, andererseits wollte sie geradezu als Frau anerkannt werden. Es schien, als wisse sie zwar, daß sie attraktiv sei und daß sie von dieser Seite her Komplimente erwarten durfte, sich aber noch nicht davon überzeugt hatte, ob sie in irgendeiner anderen Weise bewunderungswürdig sei und sich in ihrer neuen Freiheit danach sehnte, gerade hierin anerkannt zu werden. Dave nahm sich vor, ihr soviel Komplimente wie möglich zu machen, die sich nicht auf ihr Aussehen bezogen. Sie hatte zum Beispiel eine gute Auffassungsgabe und Sinn für Humor. Sie hatte einen guten Geschmack und innere Haltung. Trotz ihrer Größe zeigte sie keine Spur der üblichen Feigheit großer Mädchen, die permanent versuchen, zehn Zentimeter tief in sich selbst hineinzukriechen und so ihre Figur ruinieren. Sie hielt sich stets gerade, selbst in der ihr fremden Kleidung. Dave zweifelte daran, daß der Designer je damit gerechnet hatte, daß sein Modell so vollendet getragen werden konnte. Er sah sie bewundernd an und lächelte, als er merkte, daß er sich schon wieder mit ihrer äußeren Schönheit beschäftigte. Es war eben unvermeidlich.
12. Kapitel
Dave wählte ein Taxi an und steckte einen Schein in den Tischcomputer, der ihn wechselte und das Wechselgeld auswarf.
»Das ist Geld, nicht wahr?« fragte Lori. »Das ist eines der Dinge, von dem ich etwas von dem Ein-Band weiß, aber ich verstehe nicht, warum du es hier und im Laden brauchst und nicht auf Sam Buckskins Ranch.«
Er erklärte ihr den Unterschied zwischen Gast und Kunde und benutzte die Gelegenheit, ihr für ihre Beobachtungsgabe ein Kompliment zu machen. Sie belohnte ihn, indem sie unter ihrem Gesichtspuder zart errötete.
Er war sich nicht darüber klar, wohin sie als nächstes gehen sollten. Die Straße selbst gab ihm auch keine Inspiration. Hier im modernen Teil von Dallas hatte man die Straßen mit Rundbögen überdacht. Das ermöglichte zwar eine Regelung des Klimas, was sehr angenehm war, aber die Aussicht fehlte. Die Rundbögen erstreckten sich wie gut erleuchtete Tunnels und waren den Fußgängern vorbehalten. Manch einer aus dem Weideland, der unter Klaustrophobie litt, vermied sie deshalb völlig und zog die Hitze und den Verkehr auf den oberen Etagen vor.
»Es gibt eine Uraufführung in einem der Theater«, sagte er, »aber es ist eine Tennessee-Williams-Retrospektive, und die wird dich kaum interessieren. Er fing damals hier mit Margo Jones an, und sie verehren ihn. Ein Museumsbesuch wäre wohl etwas langweilig für einen Tag in der Stadt. Wie wäre es denn mit einem Nachdram?«
»Nachdram?«
»Das sind dramatisierte
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