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Die Damen vom Planeten 5

Die Damen vom Planeten 5

Titel: Die Damen vom Planeten 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilson
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es der Vater dem Sohn weitererzählte, verlorengegangen. Sie waren nur noch bei den Männern der Familie meines Vaters lebendig. Nur bei ihnen ist die Geschichte durch all die Generationen rein und unverfälscht erhalten geblieben. Mein Vater sprach von den Goldenen Zeitaltern der lyranischen Zivilisation, einer Zeit voll von großer Literatur und Kunst und Wissenschaft – und voller Würde für alle Lyru.« Sie schwieg erneut und starrte ins Leere.
    »Und wie ging das Wissen verloren?« fragte Dave.
    »Mein Vater erzählte es mir einmal. Nur einmal, weil es als Hochverrat galt, darüber zu reden. Die Al lerhöchsten besiegten sie in einem furchtbaren Krieg. In Wirklichkeit heißen sie Altanen, du hast mich damals mißverstanden, und ich habe dich nicht korrigiert, weil in eurer Sprache die Bezeichnung ›die Al ten‹ so gut auf sie paßt.«
    »Stammen die Alten von dem gleichen Planeten wie die Lyru?«
    »Ja, jedoch von einer anderen Landmasse. Wir ha ben keine Kontinente, denn es gibt keine Ozeane. Aber zwischen den Landmassen befinden sich riesige Sümp fe. Die Alten besaßen keine Flugzeuge, und die Lyru glaubten, sie könnten die Sümpfe nicht überwinden. Aber irgendwann gelang es ihnen, und der Überraschungseffekt ließ sie über die Lyru siegen.«
    »Aber du hast mir doch erzählt, die Lyru seien Wil de gewesen, und daß nur die Alten euch daran gehindert hätten, zurück in die Barbarei zu verfallen.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »das ist ein Teil der Propa ganda der Alten. Es ist das, was sie uns glauben machen wol len. Aber ich habe mittlerweile gelernt, nicht alles widerspruchslos zu glauben.«
    Er lächelte. »So entwickelten sich die Lyru zurück wegen der Alten?«
    »Ja, aber das war zum Teil freiwillig. Mein Vater sagte, daß unsere Vorfahren einige Male gegen die Al ten revoltiert hätten, aber jedesmal unterlagen und grausam bestraft wurden. Bald gab es kaum noch starke Männer, die wenigsten weigerten sich, für die Alten zu arbeiten.«
    »Sie waren tapfere Männer«, sagte Dave, »du hast ein großartiges Erbe.«
    »Aber ein unvollständiges. Es gab eine Menge Din ge, die mein Vater wußte, von denen er mir aber nichts erzählen konnte; Dinge, die die Alten noch heute gerne wüßten. Mein Vater hat mir nie davon erzählt. Diese Dinge waren nicht für die Lyru-Krieger gedacht, die Frauen, die – vielleicht aus Verzweiflung – zu Sklaven der Alten geworden waren. Sie konnten nur dem ältes ten Sohn anvertraut werden. Aber ich war das einzige Kind meines Vaters. Ich glaube, daß mit seinem Tod ein großes Wissen verlorengegangen ist. Er war ein außergewöhnlicher Mann.«
    »Dann hast du gar keine Familie mehr?«
    »Sie töteten meinen Vater«, sagte sie wie zu sich selbst. »Er war ein tapferer, aber unrealistisch denkender Mann, der versuchte, eine Revolte anzuzetteln. Sie kam verfrüht. Ich glaube, er wußte, daß er keine Chan ce hatte. Sicher hätte er anders gehandelt, wenn er einen Sohn gehabt hätte, dem er sein Wissen weitergeben konnte, anstatt nur mich.« Sie schien verbittert.
    Nach einem Moment sagte er: »Ich bin froh, daß er eine Tochter hatte, Lori.« Sie riß sich aus ihren Träu men. »Ich bin keine sehr unterhaltsame Begleitung, nicht wahr?« fragte sie, »voller Selbstmitleid und traurigen Geschichten. Wir vergessen ganz die gute Musik, während wir hier reden. Laß’ uns wieder wie die Füchse trotten, willst du?«
    »Klar, Lori.«
    Er winkte einem Ober, als sie aufstanden. »Bringen Sie uns noch eine Runde, wir haben in dem Sidesadd le-Derby Boden verloren.« Als sie zurückkamen, fanden sie auf ihrem Tisch nicht die bescheidenen Sidesaddles, die Dave bestellt hatte, sondern zwei Turmbauten aus geschliffenem Glas, durch die in den Stiel eingegossene hitzelose Glühbirnen schimmerten. Er schätzte den Durchmesser des Pokals auf zehn Zentimeter. In der schimmernden Flüssigkeit schwammen Eiswürfel aus gefrorenem Zitronensaft, die in verschiedene Wes ternmotive gegossen waren. Er erkannte den Kopf eines Stieres, einen Six-shooter und einen Planwagen. Andere verloren während des Schmelzens bereits ihre Formen. Ein Lederband lief um jeden Pokal und trug die eingebrannte Aufschrift »Longhorn-Pokal«.
    Lori war von dem überwältigenden Anblick begeistert, Dave gelangweilt. Er winkte dem Ober, der sich herabbeugte und flüsterte.
    »Es scheint, als hättest du zwei Tische weiter einen Bewunderer«, sagte Dave zu Lori. »Das ist ein Gruß von Mr. Toliver, einem Pecan-Magnaten.

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