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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Biologieunterricht«, erklärte Stella.
    Mitch biss die Zähne zusammen. Haltet sie unten. Haltet sie unter Verschluss. Sonst kann es passieren, dass ihr die Bombe scharf macht.
    »Macht dich das wütend?«, fragte Stella.
    Einen Augenblick lang verschlug es Mitch die Sprache. Er verschränkte die Fäuste auf der Tischplatte.
    »Selbstverständlich macht mich das wütend.«
    »Sorgt dafür, dass die uns gehen lassen. Holt uns alle hier heraus, nicht nur mich.«
    »Wir werdens versuchen«, erwiderte Mitch, wohl wissend, dass er nicht ganz ehrlich war. Als Vorbestrafter verfügte er nur über begrenzte Möglichkeiten. Und die Tatsache, dass er sich selbst von der Gesellschaft abgelehnt und zutiefst verletzt fühlte, brachte es mit sich, dass er in Gruppen nicht mehr so wirksam wie früher arbeiten konnte. In seinen dunkelsten Stunden hielt er das auch für den wahren Grund, dass Kaye und er nicht mehr zusammenlebten.
    Er war ein politischer Außenseiter geworden, ein einsamer Wolf.
    »Ich habe hier viele Familien und sie werden ständig größer«, erklärte Stella.
    »Wir sind deine Familie«, entgegnete Mitch.

    Während Stella ihn einen Augenblick lang verwirrt musterte, ging die Tür auf. »Die Zeit ist um«, erklärte Joanie.
    Mitch wirbelte im Stuhl herum und klopfte auf die Armbanduhr. »Das war noch nicht mal eine Stunde!«
    »Morgen ist auch noch ein Tag, falls Sie wiederkommen können.«
    Niedergeschlagen drehte sich Mitch zu Stella um. »Ich kann nicht bis morgen bleiben. Es gibt da eine Sache…«
    »Geh.« Stella stand auf und kam, während Mitch sich hochrappelte, um den Tisch herum, um ihren Vater nochmals energisch und kräftig zu umarmen. »Vor uns allen liegt viel Arbeit.«
    »Du bist so erwachsen geworden«, sagte Mitch.
    »Noch nicht ganz. Keiner von uns weiß, wie das sein wird.
    Womöglich lassen dies uns auch gar nicht erst herausfinden.«
    Joanie kommentierte die Bemerkung mit einem tss, tss und geleitete sie gleich darauf aus dem Zimmer. Umgeben von Steinmauern, nahmen sie auf dem Gang Abschied voneinander. Mitch winkte Stella mit dem gesunden Arm noch kurz hinterher.
    Schwitzend, nahezu verzweifelt, einsamer als je zuvor in seinem Leben blieb Mitch im heißen Innenraum seines Lieferwagens unter der tiefen Sonne Arizonas sitzen. Durch den Zaun, über Sand und Gestrüpp hinweg, sah er andere Kinder, Hunderte von Kindern, zwischen den Flachbauten umhergehen. Seine Finger trommelten auf das Lenkrad.
    Stella war immer noch seine Tochter, immer noch konnte er Kaye in ihr erkennen. Aber die Unterschiede machten ihm zu schaffen. Er wusste nicht, was er erwartet hatte; natürlich war er auf Unterschiede zu früher gefasst gewesen. Aber was ihn beschäftigte, war mehr als die Tatsache, dass Stella allmählich erwachsen wurde. Ihr Verhalten, dieses glatte, glänzende Auftreten, erinnerte ihn an ein funkelnagelneues Geldstück.

    Sie war wie eine Fremde, obwohl sie sich überhaupt nicht distanziert oder unfreundlich verhalten hatte, nur hatte sich ihr ganzer Lebensmittelpunkt verlagert.
    Als er den schweren Motor des alten Ford anließ, konnte er nur einen einzigen Schluss aus dieser Begegnung ziehen, einen Schluss, der ausschließlich mit ihm selbst zu tun hatte: Seine eigene Tochter machte ihm Angst.

    Nachdem die Krankenschwester ihr noch ein Röhrchen Blut abgezapft hatte, ging Stella zu dem Flachbau zurück, in dem sie nach dem Abendessen Videofilme anschauen würden.
    Videos von Menschenkindern, die spielten, miteinander redeten, am Schulunterricht teilnahmen. Das nannte sich Gesellschaftskunde
    und sollte dazu dienen, die
    Verhaltensweisen der neuartigen Kinder innerhalb ihrer Gemeinschaft zu verändern. Stella hasste dieses Fach. Es war ihr zuwider, Menschen zu beobachten, ohne ihren Geruch ausmachen zu können, und die Gesichter von Jugendlichen zu betrachten, die nur begrenzte Ausdrucksmöglichkeiten kannten. Aber wenn sie sich diese Videos nicht ansahen, konnte Miss Kantor wirklich eklig werden.
    Ganz bewusst behielt Stella einen klaren Kopf, dennoch trat eine Träne aus ihrem linken Auge und kullerte die Wange hinunter. Nicht aus dem rechten, nur aus dem linken Auge.
    Sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    Mitch hatte sich so sehr verändert. Und er hatte gerochen, als habe ihm gerade jemand einen Fußtritt versetzt.

    15
    Baltimore

    Zwei leere Räume trennten das Büro des Bilddiagnoselabors von der Maschine, die mithilfe magnetischer Resonanz Bilder des Gehirns erzeugen konnte. Die

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