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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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viele Kinder zusammenbringen. Das wäre wohl die einzige Möglichkeit, Stella wirklich glücklich zu machen.«
    »Wir hätten sie nicht allein lassen dürfen.«
    »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Im Moment ist es sowieso müßig, darüber zu reden. Ist sie glücklich?«

    »Vielleicht glücklicher als früher, aber wirklich glücklich würde ich das kaum nennen. – Ich rufe auf einer Normalleitung an, deshalb geb ich dir wohl am besten einen neuen Telefoncode durch.«
    Kaye notierte die Zahlenreihe auf einem Block; der Schlüssel dazu lag in einem Buch, das sie nach wie vor in ihrem Koffer aufbewahrte. »Und du glaubst, die hören immer noch mit?«
    »Aber sicher. Hallo, Ms. Browning, sind Sie dran?«
    »Find ich gar nicht witzig. Auf dem Hügel vom Kapitol bin ich zufällig über Mark Augustine gestolpert. Das war…«, sie brauchte einige Sekunden, bis es ihr wieder einfiel, »…
    gestern. Tut mir Leid, ich bin einfach müde.«
    »Und weiter?«
    »Kam mir so vor, als wollte er sich bei mir entschuldigen.
    Kannst du dir vorstellen, wofür?«
    »Er ist degradiert worden, hat sein Amt eingebüßt. Geschieht ihm ganz recht, dass er sich jetzt rechtfertigen muss.«
    »Tja, aber da war noch etwas anderes im Spiel.«
    »Glaubst du, dass sich die Atmosphäre verändert hat?«
    »Browning war auch da. Sie hat mich behandelt wie ein römischer Befehlshaber, der sich über dem sterbenden Gallien aufpflanzt.«
    Mitch lachte.
    »Mein Gott, es ist so schön, dich wieder einmal lachen zu hören«, sagte Kaye, klopfte mit dem Kuli auf den Notizblock und umrandete die Zahlen, die quer über den Zettel verteilt waren.
    »Du musst nur ein Wort sagen, Kaye, nur eines.«
    »Oh, mein Gott.« Kaye atmete tief ein, um den Frosch in ihrem Hals los zu werden. »Wie sehr ich das Alleinsein hasse.«
    »Ich weiß, dass du das Richtige tust.« Kaye bemerkte den reservierten Unterton und ergänzte im Geiste: Selbst wenn es bedeutet, mich außen vor zu lassen.

    »Mag sein, aber es fällt mir sehr schwer.« Wie gern hätte sie ihm auch von den anderen Dingen erzählt, die sie belasteten.
    Vom Bilddiagnoselabor, wo sie den Besucher, den Rufer hatte aufspüren wollen. Davon, dass dieser Versuch erfolglos gewesen war. Aber sie wusste noch, wie abwehrend Mitch reagiert hatte, als sie versucht hatte, ihm vom Rufer zu erzählen. Das war in jener letzten Nacht gewesen, die sie gemeinsam in der Blockhütte am See verbracht hatten. In jener Nacht, in der sie sich so innig, mit solcher Vertrautheit und Verzweiflung geliebt hatten. Die Erinnerung durchströmte sie wie physische Wärme. »Du weißt doch, dass ich mit dir zusammen sein möchte.«
    »Du nimmst mir die Worte aus dem Mund«. In Mitchs brüchiger Stimme schwang Hoffnung mit.
    »Du wirst also bei Eileen sein und graben. Das sind doch Ausgrabungen, oder?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Was denkst du, was hat sie entdeckt?«
    »Hat sie mir noch nicht verraten.«
    »Und wo ist die Stelle?«
    »Weiß ich auch noch nicht. Morgen will sie mir die genaue Wegbeschreibung durchgeben.«
    »Noch mehr Geheimniskrämerei als üblich, wie?«
    »Tja.« Als sie hörte, wie Mitch sich bewegte und in den Apparat schnaufte, sogar den Wind in seiner Umgebung ausmachen konnte, sah sie ihren Mann fast plastisch vor sich –
    den knochigen, großen Körper, den von der Deckenleuchte in der Telefonzelle angestrahlten Kopf. Falls es überhaupt eine Telefonzelle war. Vielleicht rief er ja auch von einer Tankstelle oder einem Restaurant aus an.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut es mir tut, mit dir zu reden.«
    »Aber sicher kannst du das.«

    »Es tut mir sooo gut.«
    »Ich hätte dich schon früher anrufen sollen, es kam mir nur irgendwie unpassend vor.«
    »Ich weiß.«
    »Es hat sich etwas geändert, stimmts?«
    »Ich kann bei Americol nicht mehr viel ausrichten. Die letzte Kraftprobe findet morgen statt. Jackson, der arrogante Sack, hat heute tatsächlich schon herausgelassen, welches Spielchen er durchziehen möchte. Entweder hören sie auf das, was wirklich Sache ist, oder sie entschließen sich dazu, die Wahrheit schlicht und einfach zu ignorieren. Ich möchte… ich flieg einfach rüber und komm dich besuchen. Reservier schon mal eine Schaufel für mich.«
    »Du wirst dir raue Hände holen.«
    »Ich liebe raue Hände.«
    »Ich glaub an dich, Kaye. Du wirst es schon schaffen, du wirst gewinnen.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, spürte aber, wie ihr ganzer Körper zitterte. Nachdem sie

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